,,Also, da Mister Carrington seine tägliche Portion Aufmerksamkeit gekriegt hat, können wir jetzt weiter machen." Laut atmete Mister Harkley aus.
Entweder er war starker Raucher oder er hatte nur eine halbe Lunge, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass er kaum Luft bekam.
Seufzend stützte ich meinen Kopf in meine Hände. Das konnte eine lange Stunde werden.
,,Wo war ich? Ach ja. Jedenfalls wollte ich euch mitteilen, dass ihr dieses Jahr eine Projektarbeit machen werdet, die dreifach in eure spätere Abschlussnote zählen wird. Da wir hier in Wirtschaft seid, werdet ihr eure eigene Firma ,gründen'."
Während ich die Stirn runzelte, freuten sich einige. Was gab es schließlich besseres als eine Projektarbeit, die man zusammen mit Freunden machen konnte, statt richtigen Unterricht zu machen? Es musste einen Hacken geben.
,,Freut euch nicht zu früh, die Gruppen teile ich ein."
Es wurde still. Niemand traute sich bei Mister Harkley zu widersprechen, was mir zeigte, dass ich wohl auch besser die Klappe halten sollte.Tracy neben mir fluchte. ,,Bitte nicht", murmelte sie leise.
Ich konnte ihr nur zustimmen, gerade für mich schien diese Projektarbeit der Horror.,,Fangen wir mit der ersten Gruppe an. Mister Cartington und Miss Thompson, herzlichen Glückwunsch, gleich und gleich gesellt sich gut."
Mister Harkley lehnte sich zufrieden zurück, sah freudig dabei zu wie Ethan und ich gleichermaßen das Gesicht verzogen.
Mit jedem eine Gruppe, nur nicht mit Ethan!
Fest biss ich die Zähne zusammen. Gerade von Ethan wollte ich mich fern halten, denn er bedeutete nur Ärger.
Die Aussicht, die nächsten Wochen mit ihm zusammen zu arbeiten, bereitete mir Gänsehaut. Eine sehr, sehr schlechte Gänsehaut.
,,Die Vorgaben schicke ich euch per Mail. Setzt euch erstmal in der Gruppe zusammen und fangt an, euch Gedanken zu machen."
Damit war Mister Harkleys Gerede endlich vorbei.
Jetzt fehlte nur noch Ethan.Einige Sekunden bewegte ich mich nicht, so lange bis Tracy mich antippte.
,,Geht's dir gut?", fragte sie, hörte sich aber ernsthaft besorgt an.
Ich musste leicht lächeln.,,Alles gut. Mit wem bist du in einer Gruppe?"
,,Sarah." Sie deutete auf ein braunhaariges Mädchen, welches in der ersten Reihe saß und total eingeschüchtert aussah.
,,Na dann mal los."Da Ethan sich nicht zu bewegen schien, stand ich als erste auf.
Unmotiviert nahm ich meine Sachen und drehte mich um, um mich still auf den Platz neben Ethan zu setzen. Aber scheinbar war er heute wirklich nicht in der Stimmung, denn er sah mich weder an, noch sagte er irgendwas.
Er starrte nur mit angespannten Kiefer und angespannten Schultern nach vorne.
Wow.
,,Hallo, Ethan", machte ich den ersten Schritt.
Ethan antwortete nicht.
Innerlich seufzte ich. Das würde anstrengend werden.
,,Was für eine Art von Firma sollen wir gründen? Dienstleistungen? Waren?", fragte ich noch freundlich.,,Mir egal", erwiderte Ethan mit dunkler, rauer Stimme.
Ich runzelte die Stirn. Was war so schwierig daran einfach vernünftig zu antworten?,,Wir können auch etwas komplett anderes machen", schlug ich vor.
,,Wie gesagt, mir egal." Ethan wirkte zunehmend genervt. Der konnte mich mal.
,,Hör zu, ich habe keine Lust mich um alles zu kümmern. Es sind eh nur noch zehn Minuten, kannst du mir wenigstens eine vernünftige Antwort geben?"
,,Ich habe dir doch schon gesagt, dass es mir egal ist, Ginger. Hör du mir doch besser zu", erwiderte Ethan nur ungerührt.
Ich biss die Zähne zusammen.,,Erstens: ich heiße immer noch Victoria. Zweitens: Das ist keine vernünftige Antwort." Ich blieb ruhig.
,,Entspann dich mal", spottete Ethan. Als er mich zum ersten Mal diese Stunde anguckte, wäre ich fast zusammengezuckt, so intensiv wie seine grau- blauen Augen wirkten.
Sie schienen mich gefangen zu halten.Plötzlich mischte sich eine andere dunkle Stimme ein.
,,Vic ist herrisch, pass besser auf", rief Zac durch den Raum und lachte. Er kannte mich kein bisschen.Ethan stieß ein schnaubendes Lachen aus und am liebsten hätte ich mich ganz klein gemacht. Stattdessen straffte ich meine Schultern und biss die Zähne zusammen.
,,Schön, dass du mich so gut kennst, Zac."
Ich lächelte ironisch.
Zac grinste nur und wandte sich wieder ab.
,,Lassen wir das einfach. Denk darüber nach und sag mir nächste Stunde was wir machen wollen."Ich packte meine Sachen zusammen, da ich keine Antwort mehr von Ethan erwartete. Die kam auch nicht mehr.
Wenige Momente später klingelte es endlich.
Erleichtert atmete ich aus.
Diese Stunde hatte sich gezogen.
Tracy drückte mir bestärkend die Schulter.
,,War es schlimm mit Ethan?",,Nein, es geht", log ich. Ich wollte die Sache nicht dramatisieren. Ethan nervte mich sowie so schon, warum sollte ich ihm noch mehr Aufmerksamkeit als nötig widmen?
Ich war erst seit gestern auf der Saint und doch hatte ich das Gefühl ich wäre schon seit Ewigkeiten hier. Bis jetzt konnte ich noch niemanden richtigen einschätzen - abgesehen von Tracy und Zac, die ich schon seit meiner Kindheit kannte - und deswegen ging ich lieber auf freundliche Distanz zu allen.
Das sollte ich mir auch dringend bei Ethan angewöhnen.,,Echt?", fragte sie überrascht.
Ich nickte.
,,Wie war es bei dir?", fragte ich zurück.
,,Gut. Sarah ist ruhig und arbeitet gut mit. Ich glaube das kann gut werden." Sie grinste.
,,Sehen wir uns beim Lunch? Wir können außerhalb essen gehen, was hältst du davon?", fragte mich Tracy und lächelte.Grinsend stimmte ich dabei zu.
,,Schreib mir, wo wir uns treffen."
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the great Victoria
Ficção AdolescenteAlle kenne sie, doch niemand kennt sie richtig. Die Carrington's. Als Victoria Thompson (mehr oder weniger freiwillig) an die Privatschule Saint kommt, erwartet sie alles, aber keine Romanze mit einem reichen, arroganten Typen. Gerade weil sie dies...