,,Hanna und ich wollten abhauen."
Geschockt sah ich Ethan an. ,,Ihr wolltet was?"
,,Abhauen. Weg von hier, weg von meinen Eltern, weg von der Firma", erwiderte Ethan und sprach das Wort Firma verächtlich aus.
,,Nicht abhauen wie Verbrecher und ohne Job. Aber unsere Treu Hand Fonds benutzen und damit an der Harvard studieren, ohne Einfluss von Dad oder sonst wem. Das brauchen wir beide, weil er uns sonst niemals selbst entscheiden lassen würde, was wir wollen", erklärte Ethan.
Abzuhauen um zu studieren hörte sich nicht so schlimm an. Sie waren beide nicht außer Reichweite.
Aber was mich schockierte war, dass der Gedanke Hanna und Ethan nicht mehr zu sehen mich so aus der Bahn warf.Immerhin wollten sie zur Harvard, genau wie ich.
,,Und irgendein Mädchen passt nicht in deinen Plan", stellte ich dann nüchtern fest.Ethan zuckte mit den Schultern. ,,So ungefähr."
Er sah mich wieder an und dieses Mal wirkten seine Augen wieder so blau, dass ich beinahe vergaß zu atmen.
,,Ich hatte nicht vor, mit irgendeinem Mädchen irgendwas ernstes anzufangen, weil das nur stören würde. Außerdem habe ich mit meinem eigenen Scheiß genug zu tun."
Warum das so einen heftigen Stich in meinem Herzen verursachte, wusste ich auch nicht. Schließlich waren Ethan und ich doch nur Freunde, oder?,,Klar, verständlich", erwiderte ich und hätte mir selbst eine Backpfeife dafür geben können, wie belegt sich meine Stimme anhörte.
,,Macht dir das was aus?", fragte er dann.
Ich hielt die Luft an.,,Nein, warum? Wir sind nur Freunde", log ich und setzte ein Lächeln auf, als ich es schaffte ihn wieder anzugucken.
Ethan nickte. ,,Gut."
Dann herrschte wieder Stille.
Ich schaffte es einfach nicht, mich zu überwinden ihm die Wahrheit zu sagen. Und selbst wenn ich ihm gestand, dass mich das störte, was dann?
So viele Argumente sprachen gegen das hier.
,,Was haben Hanna und Tracy gesagt?", fragte er dann in die Stille hinein.,,Das übliche." Ich zuckte mit den Schultern. Plötzlich hatte ich wirklich keine Lust mehr über das Thema zu reden.
Es kam sowie so immer das Gleiche heraus.
,,Wollen wir zurückgehen? Es ist wirklich kalt", sagte ich dann und sah auf mein Handy.
Es war bereits 3 am, mir war gar nicht klar gewesen wie schnell die Zeit verging.Ethan nickte, stand auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Ich tat es ihm gleich.
Den Rückweg zur Villa der Carrington's verlief schweigend.
Solange bis Ethan stehen blieb und mich an der Hand festhielt. Fast hätte ich meine Hand weggezogen, weil ich so überrascht von der Geste war.
Stattdessen sah ich ihn fragend an. ,,Was ist?",,Was genau ist jetzt dein Problem?", fragte er mich dann plötzlich. Er hatte seine Brauen zusammengezogen und starrte mich aus blitzenden Augen an.
,,Ich habe kein Problem, was-", wollte ich fragen, da unterbrach er mich.
Er ließ meine Hand los und sofort vermisste ich die Wärme seiner Hand in meiner.,,Warum sprichst du nicht mehr mit mir, seit ich das eben angesprochen habe?", fragte er mich dann und fuhr sich durch die Haare. Ich öffnete den Mund um zu antworten, da kam er mir zuvor: ,,Ich verstehe dich manchmal wirklich nicht. Du sagst mir und allen immer wieder dass wir nur Freunde sind, bist dann aber so angepisst, wenn ich dir erzähle dass ein Mädchen nicht in meinen Plan passt? Das macht überhaupt keinen Sinn! Und jetzt sei einmal ehrlich zu mir!"
,,Wie wäre es wenn du mal ehrlich zu mir bist? Die Sache mit deinem Dad, dein Plan? Ich weiß eigentlich nichts über dich, während du einer der wenigen bist die über meine Mom Bescheid wissen, außerdem weißt du wie mein Dad drauf ist. Also bitte erzähl du mir einmal etwas freiwillig über dich!", knurrte ich. Mag sein dass ich somit die wirklich wichtigen Aussagen von Ethan überging, aber das was ich gesagt hatte meinte ich ernst.
,,Das hat doch jetzt gar nichts mit dem Thema zu tun!", entgegnete Ethan und sah mich angepisst an.
,,Du sagst mir was dich an mir anpisst und ich mache das gleiche bei dir, passt doch", erwiderte ich.
,,Streiten ist nicht so mein Ding, also lassen wir das einfach.",,Bei den Sachen, bei denen es drauf ankommt antwortest du mir nicht", wollte Ethan nicht lockerlassen.
Ich drehte mich um und hob hilflos die Hände in die Luft. ,,Selbst wenn ich dir ehrlich antworten würde, was genau bringt dir das?", fragte ich rhetorisch und schnaubte, als Ethan mich nur stumm ansah. ,,Nehmen wir an ich will was von dir. Was dann? Genau: Nichts. Gegen das zwischen uns sprechen so viele Sachen, dass ich noch nicht mals Bock habe das alles aufzuzählen!"
Wütend drehte ich mich wieder weg und wollte weitergehen, als Ethan mich wieder aufhielt.,,Warte doch mal, Victoria!"
Zum ersten Mal hatte er meinen Namen ausgesprochen und vermutlich ließ mich das auch innehalten.
Als ich mich umdrehte, sah ich einen sanften Ausdruck in seinen Augen aufblitzen und sofort bekam ich besser Luft. Es gefiel mir gar nicht wenn wir uns stritten.
,,Ich fange an ehrlich zu sein und dafür gibst du mir eine Antwort auf meine Frage", schlug Ethan vor, ließ meine Hand aber immer noch nicht los, so als hätte er Angst dass ich wieder weglief.
Langsam nickte ich, obwohl ich gar nicht so richtig wusste, ob ich bereit war ihm eine Antwort auf die Frage zu geben. Mein Herz schlug viel zu schnell bei dem Gedanken daran.,,Das was ich eben gesagt habe stimmt, das war und ist immer noch mein Plan. Aber weißt du was?", fragte Ethan mich und sah mir in die Augen. Ich wollte den Blick abwenden, weil seine Augen viel zu intensiv in meine blickten, aber er umschloss mit beiden Händen mein Gesicht. Fast hätte ich die Luft angehalten, aber ich zwang mich weiter zu atmen.
,,Jedes andere verdammte Mädchen hätte nicht in meinen Plan gepasst. Aber du, du passt perfekt in meinen Plan. Wir wollen an der selben Uni studieren, wir haben die gleichen Ziele. Ich weiß nicht was du denkst, aber für mich hört sich das gut an", führte Ethan leise, mit dunkler, warmer Stimme fort.
So wie er es sagte, hörte sich alles so einfach an. Aber das war es nicht.,,Das hört sich bei dir alles so einfach an, aber das ist es nicht. Mein Dad will das nicht, deine Eltern sind sicher auch nicht begeistert. Ich bin mit deiner Schwester befreundet, Zara will immer noch was von dir und du hast noch mit deiner Sucht zu kämpfen. Wenn wir jetzt was miteinander anfangen, dann ist das ein wirklich schlechter Zeitpunkt", erwiderte ich leise und sah ihn an.
,,Ob dein Dad das will oder nicht ist egal, du fällst deine eigene Entscheidung und er wird, was auch immer das zwischen uns ist, akzeptieren müssen. Meine Eltern sind von vielen Sachen die ich mache nicht Begeistert, aber das ist mir ziemlich egal. Auf Zara scheiße ich, sie weiß genau dass das zwischen ihr und mir nichts ernstes war. Hanna liebt dich. Und du bist die einzige die mir wirklich hilft das mit den Drogen zu überwinden. Also sei ehrlich zu dir selbst, Victoria. Versuchst du nicht nur Ausreden zu finden, weil du Angst hast?" Langsam strich er mit seiner Hand auf meiner Wange auf und ab.
Ich öffnete den Mund um zu antworten, aber Ethan schüttelte den Kopf. ,,Lass dir Zeit um zu antworten. Und sei ehrlich, wenn du das nächste Mal mit mir redest. Schon klar, dass ich ziemlich abgefuckt und nicht so perfekt bin wie du, Victoria, aber ich gebe mein bestes", unterbrach er mich und ließ dann mein Gesicht los.Ich wollte ihm so vieles sagen, aber es kam kein Ton aus meinem Mund. Nicht zu diesem Thema, zu nichts anderem.
Das alles machte mir Angst.
Und vor allen Dingen machte es mir Angst, ihm zu sagen dass ich nicht so perfekt war wie er dachte und dass ich ihm auch eine Menge Sachen verschwiegen hatte.

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the great Victoria
Teen FictionAlle kenne sie, doch niemand kennt sie richtig. Die Carrington's. Als Victoria Thompson (mehr oder weniger freiwillig) an die Privatschule Saint kommt, erwartet sie alles, aber keine Romanze mit einem reichen, arroganten Typen. Gerade weil sie dies...