fortyseven

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Die folgenden Tage verliefen alle ähnlich. Ich sah Ethan sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Schule und verbrachte so oft Zeit mit ihm wie ich konnte.
Bald standen die Aufnahmetest und Bewerbungen an der Harvard an und wir alle gaben unser bestes um noch möglichst viele Credits durch sonstige Mitarbeiten zu sammeln.

Mein Dad und Ridley waren die letzten Tagen über öfters Zuhause, aber nur um noch möglichst viel Zeit mit mir zu verbringen bevor Dad auf eine einwöchige Geschäftsreise ging und Ridley dann die Firma über diese Zeit alleine führte.
Auf der einen Seite war ich wirklich traurig, weil Zeit mit Dad und Ridley mir gerade in der stressigen Zeit vor den Bewerbungen und dem baldig anstehenden Thanksgiving wichtig war.
Auf der anderen Seite bedeutete die Abwesenheit von Dad und Ridley jedoch maximale Zeit mit Ethan und meinen anderen Freunden. Und darauf freute ich mich unglaublich.

Heute war Sonntag. Ich hatte Ethan und die anderen seit Freitag nicht mehr gesehen, Dad würde heute auf Geschäftsreise gehen und Ridley hatte bereits angekündigt sich den Sonntag für sich zu nehmen. Das war schon längst überfällig, Ridley hatte seit gefühlten Monaten nichts mehr mit seinen Freunden gemacht oder sich auch nur einen Tag für sich genommen. Er arbeitete wirklich hart.

Also verabschiedete ich mich von Dad, der von Smithers zum Flughafen gefahren wurde.
Ridley ging eine halbe Stunde später, um ein paar Sachen zu erledigen. Keine Ahnung was.

Schnell schrieb ich Ethan.
Hast du Zeit? Mein Dad und Ridley sind beide weg.

Ich versuchte ein dümmliches Grinsen zu unterdrücken und als Ethan mir kurze Zeit später zurückschrieb, konnte ich nicht anders wie als eine komplette Idiotin auf den Bildschirm zu starren.

Bin in 5 Minuten bei dir.

Kurz sah ich mich an. Meine Haare waren zu einem Dutt gebunden, ich war ungeschminkt und trug nur eine Sport Leggings und einen Sport BH, weil ich es einfach liebte in solchen Sets herumzulaufen. Meiner Meinung nach waren die bequemer als Jogginghosen.
Schnell zog ich mir noch eine Sweatjacke über den Sport BH.
Das Klingeln unterbrach mich beim Grübeln darüber ob ich mich noch etwas schminken sollte.
Verwirrt sah ich auf mein Handy. Verdammt, war Ethan hierher gerast?

Trotz allem öffnete ich die Tür mit einem Lächeln.
Ethan trug einen Kapuzenpullover, eine Jeansjacke und eine schwarze Jeans, da es heute ein kühler, regnerischer Tag war. Kam nicht oft in Palm Springs vor, im Winter aber tatsächlich öfter als ich gedacht hatte.
Seine Haare sahen etwas feucht aus, weil er die Einfahrt im strömenden Regen hochgelaufen war. Er trug einen leichten Bartschatten, der sein kantiges Gesicht betonte und seine schönen Augen strahlten mir entgegen.
Gott, wenn ich seine Lächeln und seine strahlenden Augen sah, dann hörte ich einen Moment auf zu atmen.
Ich bin verliebt.
So schnell wie der Gedanke gekommen war, so schnell verdrängte ich ihn wieder und konzentrierte mich auf Ethan.

,,Komm schnell rein und zieh dir deine Jacke aus, du bist ja völlig durchnässt", bemerkte ich, was Ethan mich einem leichten Grinsen kommentierte.

,,Was ist mit einer Umarmung und einem Kuss?", fragte er schelmisch, was ich mit einem Augen verdrehen kommentierte.

,,Nicht wenn du so durchnässt bist, du Idiot", erwiderte ich, was ihn zum Lachen brachte, bevor er mich zu sich zog und fest umarmte. Ich spürte wie die Nässe auf meine Sweatjacke überging und versuchte mich quietschend zu befreien, was Ethan zum Lachen brachte.
,,Lass mich los", quiekte ich und versuchte mich aus seiner nassen Umarmung zu winden, was erst klappte als er mich losließ. Dieser Typ wog mehr als ich und war um einiges stärker, natürlich konnte ich mich nicht aus eigener Kraft befreien.
,,Man, Ethan", jammerte ich.

Lachend betrachtete er mich und auch ich sah auf meine feuchte Jacke hinunter. Zum Glück war meine Leggings nicht auch betroffen.
In der Zeit in der endlich seine Jacke auszog, ging ich schonmal in Richtung Treppe und Wohnzimmer.
,,Willst du was essen oder trinken?", fragte ich ihn.

,,Nein, danke", erwiderte er, plötzlich hinter mich stehend.
,,Du hast was vergessen", merkte er dann an.
Verwirrt sah ich ihn an, woraufhin er auf seinen Mund deutete. Lächelnd stellte ich mich auf Zehenspitzen und legte ihm die Arme um den Nacken, um ihm einen Kuss aufzudrücken.
Als er den Kuss erwiderte, war es, als hätten wir uns seit Wochen nicht gesehen und müssten einiges nachholen.
Hunter war mein erster richtiger Freund und vor ihm gab es nur lächerliche Schwärmereien und Küsse auf Partys. Und lange Zeit dachte ich wirklich Hunter wäre meine erste große Liebe gewesen, aber die Sachen, die ich bei Ethan empfand waren auf einem anderen Level.

,,Lass uns hochgehen", sagte ich, als ich mich von ihm löste. Ethan nickte und folgte mir.

Zufrieden schmiss sich Ethan auf mein Bett und streckte sich aus. Es sah fast schon witzig aus wie Ethans Kopf beinahe in dem Berg an Kissen verschwand.
,,Du solltest öfters Leggings tragen", merkte Ethan an und musterte zufrieden meine Beine. Normalerweise mochte ich es nicht, wenn Leute mich derart intensiv ansahen, aber bei Ethan fühlte es sich gut an. Bei ihm fühlte ich mich schön.

,,Ach wirklich?", fragte ich grinsend und legte mich neben ihn, um ihm durch die Haare zu fahren, die immer noch leicht feucht waren.
Zufrieden schloss er die Augen, was mir die Möglichkeit gab, sein Gesicht zum wiederholten Mal anzusehen.
Ethan gab nur ein Brummen von sich.
,,Wie läuft es mit deinem Entzug?", stellte ich vorsichtig die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.

,,Mir gehts gut, Ginger. Du machst dir immer Sorgen - und das um alle. Der Rückfall letztens war beschissen, aber ich hab nicht gekokst, sondern nur getrunken. Ich bin immer noch clean und du bist die perfekte Lösung für all meine Suchtprobleme", erwiderte Ethan entspannt und sah mir nun in die Augen.
Ich nickte zufrieden.
Vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich, fuhr er mit seinem Daumen über meinen Wangenknochen.
,,Bist du bereit für die Tests für die Colleges?", fragte Ethan.

Seufzend schüttelte ich den Kopf. ,,Ich muss noch jede Menge lernen und dabei habe ich keine Ahnung was. Wie siehts bei dir und Hanna aus?"

Ethan schüttelte ebenfalls den Kopf. ,,Hanna kommt ganz gut voran, mir gehts genau wie dir."
Einen Moment schwiegen wir, jeder schien in seinen Gedanken zu sein.
Solange, bis Ethan mich herumwälzte und nun halb über mir lag.
Eine Reihe weißer Zähne kam zum Vorschein, als Ethan mich angrinste und seine Augen sich verdunkelten.
,,Ich denke wir brauchen Ablenkung."

the great VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt