four

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Als der Schultag endlich vorbei war atmete ich tief durch.
Zum wiederholten Mal sah ich Zac und wollte ihn einfach ignorieren, als er zu mir aufschloss.
Gott, konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?

,,Soll ich dich mitnehmen?", fragte er mich.
Überrascht verzog ich das Gesicht.
,,Du fragst das nur um meinem Dad zu gefallen, nicht wahr?" Ich atmete genervt aus.
,,Mag sein." Er grinste. ,,Trotzdem steht mein Angebot."
,,Smithers holt mich ab, aber danke."
,,Der lebt noch?", fragte Zac und lachte.
Haha, wie witzig.

Anstatt zu antworten murmelte ich ein einfaches ,,Bye", und eilte in Richtung Parkplatz.

Smithers wartete bereits auf mich und öffnete mir die Tür. Erfreut seufzte ich und lächelte den schon etwas älteren Mann an.
,,Guten Tag, Miss. Wie war ihr Tag?", fragte er mit einem leichten Lächeln.

,,Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue Sie zu sehen", antwortete ich, anstatt seine wirkliche Frage zu beantworten.

Er schloss meine Tür und als er um das Auto herumging, sah ich Ethan wie er in irgendeinen teuren SUV einstieg. Auf seinem Beifahrersitz saß das Model- Mädchen von heute Mittag, um welches er seinen Arm geschlungen hatte.
Auf der Rückbank ein braunhaariges, großes und schlankes Mädchen, welches laut Tracy seine Schwester war.
Keine Ahnung warum die ganze Zeit Ethan in meinem Blickfeld war, wobei ich doch jedes Mal wenn ich an ihn dachte das unbändige Bedürfnis hatte meine Augen genervt zu verdrehen.
Obwohl ich erst einmal mit ihm gesprochen hatte.

,,Sie müssten doch gut zurecht gekommen sein, sonst hatten Sie nie Probleme neue Freunde zu finden", sagte Smithers als er den Motor des Wagens startete.

Ich antwortete nicht, gab mir Mühe mich endlich Mal zu beruhigen.
,,Es war ganz gut. Aber ich hatte das Gefühl dass jeder mich schon kannte. Wegen dem Vorfall."
Bei uns in der Familie wurde niemals über Mom gesprochen, sie war wie ausgelöscht. Bis auf das Gemälde über dem Karmin hing in unserem neuen Haus kein einziges Bild mehr von Mom. Es tat weh, aber ich traute mich nicht auszusprechen dass es der falsche Weg war sie und ihren Tod so zu behandeln, als wäre nie etwas passiert.
Auch wenn es weh tat über sie zu sprechen oder allein schon über sie nachzudenken, so war es nicht richtig ihre Existenz auszulöschen.
Aber das was mein Dad sagte und machte war Gesetz, niemand kam gegen ihn an.

Ich vertrieb meine Gedanken und lehnte mich im schwarzen Ledersitz zurück.
,,Ist mein Vater Zuhause?", fragte ich Smithers, der schlicht mit dem Kopf schüttelte.
Alles wie immer.
,,Ridley dann vermutlich auch nicht." Innerlich seufzte ich.
Wenigstens waren Tracy und ich dann ungestört.

...

Später am Nachmittag saß ich gerade auf dem Sofa, als es klingelte.
Das musste Tracy sein.
Ich strich mir eine Strähne die sich aus meinem Zopf gelöst hatten hinter das Ohr und stand auf, um zur Tür zu eilen.
Es wunderte mich dass ich mich noch kein einziges Mal hier verirrt hatte, so unbekannt und groß wie das Haus war.

Ich sah auf den kleinen Bildschirm und entdeckte Tracy wie sie vor dem großen, eisernen Tor stand.
Kurzerhand drückte ich den Knopf und bemerkte, wie das Tor sich öffnete.
,,Bist du zu Fuß hier?", fragte ich verwirrt.
Tracy war gefühlt mit ihrem Auto verheiratet seit sie vor zwei Jahren ihren Führerschein gemacht hatte.

,,Mir ist aufgefallen dass wir nur fünf Minuten voneinander entfernt wohnen. Mom meinte dass ich nicht unnötig die Umwelt verpesten soll, sie ist auf einem Öko- Tripp."
Tracy seufzte.
,,Das schlimmste ist dass sie Recht hat."

Sie trat ein und schon bald kam Smithers in den Eingangsbereich.
,,Miss Denary, schön Sie wiederzusehen", sagte er erfreut.

,,Smithers." Tracy strahlte und fiel dem alten Mann in die Arme.
Smithers verzog das Gesicht überrascht, klopfte ihr dann aber ungeschickt auf die Schulter.
Schmunzelnd sah ich die beiden an.

Vielleicht würde es hier ja doch nicht so schlecht werden, wie ich dachte.

the great VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt