Im Mathe Raum angekommen saßen alle schon auf ihren Plätzen und erst dann fiel mir auf, dass Ethan und ich ziemlich spät gekommen waren.
Wir saßen an unseren Einzeltischen in der letzten Reihe nebeneinander und plötzlich blitzte eine Erinnerung von meinem ersten Tag hier auf.
Ich hatte Ethan damals aus Versehen den Platz weggenommen und danach hatte alles seinen Lauf genommen, dass das alles so enden würde, hätte ich nie gedacht.
Einige Schüler warfen uns einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder anwandten um nicht zu auffällig zu glotzen.Gerade als ich meinen Mund öffnete, um mit Ethan zu reden, kam Miss Harkley herein und begann mit dem Unterricht.
Einen Moment lang gab ich mir wirklich Mühe dem langweiligen Gerede über Analysis zuzuhören, aber es war so, als würde Ethan meinen Blick magisch auf sich ziehen.
Auch er sah mich im selben Moment an und grinste schief, so als würde er wissen, was für eine Wirkung er auf mich hatte.
Ich verdrehte spielerisch meine Augen und wandte meinen Blick schnell ab, bevor er mich noch weiter ablenkte....
Mathe hatte sich wie ein Kaugummi gezogen, weswegen ich fast schon froh darüber war, dass wir nun Wirtschaft hatten.
Gerade beugte ich mich in meinen Spind und suchte verzweifelt nach meinem Buch, als Ethan sich von hinten an mich lehnte.
Etwas in meinem Inneren zog, aber ich ignorierte das und lächelte einfach dümmlich in meinen Spind, weil Ethan das sowie so nicht sah.
,,Also sehe ich dich heute Nachmittag nicht?", fragte er leise, wobei sein warmer Atem meinen Hals streift.Ich war mir sicher, dass Ethan merkte wie ich unter seinem warmen Atem erzitterte und einen Moment länger als nötig über eine Antwort nachdenken musste. Und er machte das genau deswegen extra!
,,Selbst wenn ich Zeit hätten..", begann ich und drehte mich dann triumphierend mit meinem Wirtschaftsbuch um. Ethan's Augen blitzten, als er bemerkte wie nah wir uns waren. Und wenn nicht gerade so viele Schüler mit uns auf dem Gang gewesen wären, hätte ich mich vielleicht nicht so kontrolliert. ,,Mein Dad hätte mich nicht zu dir gelassen. Aber um ehrlich zu sein glaube ich, dass er dich gar nicht so schlimm findet. Zeig dich morgen besonders vorbildlich und dann wird er dich nicht mehr so angucken, als wollte er dich umbringen."Ethan musterte mich einen Moment, bevor er grinste und den Kopf schüttelte.
,,Was bedeutet denn vorbildlich?", fragte er, bevor er sich etwas von mir entfernte, so dass ich den Spind schließen konnte.,,Du weißt schon: du solltest mich nicht mehr als nötig anfassen, keinen Kuss und so weiter", führte ich aus. Fast hätte ich gelacht, als ich sah wie entgeistert Ethan mich musterte. Dann riss er sich zusammen und nickte, bevor er mir meine Bücher abnahm. Ich würde wohl niemals aufhören über die kleinen Gesten zu staunen, die für Ethan so selbstverständlich schienen.
,,Wie soll ich mich deinen Eltern gegenüber verhalten?", fragte ich dann leise und darauf bedacht, dass es niemand hörte. Wir waren fast bei dem Raum angekommen, in dem wir Wirtschaft bei Mister Harkley hatten und - obwohl ich wusste dass das bei Ethan ein wirklich heikles Thema war - hoffte ich auf eine Antwort.Ethan dachte zu meiner Überraschung gar nicht lange nach, sondern antwortete schnell und so, als wäre es ihm nicht sonderlich wichtig.
,,So wie immer. Nenn mir eine Person, die dich dann nicht sofort mag. Sie wissen, dass wir..." Einen Moment stockte er und ich hielt meinen Atem an. ,,...zusammen sind, also gibt eine keine böse Überraschung für sie."
Ich sah, dass er mir einen Seitenblick zuwarf und in der Vorsicht seinen Kiefer zusammenpresste, um vorbereitet zu sein falls ich etwas verletzendes erwidern würde. Es war das erste Mal, dass mir wirklich bewusst wurde, was für Schäden mein Verhalten der letzten Wochen bei ihm hinterlassen hatte - dadurch dass ich ihn immer wieder abgewiesen und dann doch wie mehr als einen einfachen Freund behandelt hatte, hatte ihn ziemlich verunsichert. Ethan würde das niemals zugeben, dafür war er viel zu verschlossen und stolz, aber ich wusste was er empfand und wie leid es mir tat.
Einen Moment verharrte ich, bevor ich an Ethan's Ärmel zog und mich auf Zehenspitzen stellte, um einigermaßen auf einer Höhe mit ihm zu sein. Seine ausdrucksstarken Augen musterten mich aufmerksam.
Es war mir egal, dass die anderen Schüler uns Blicke zuwarfen und sich eng an uns vorbeidrängten.,,Danke, dass du so zu mir hältst. Das bedeutet mir wirklich viel", flüsterte ich an seinen Lippen, bevor ich ihm einen kleinen Kuss aufdrückte und mich dann wieder entfernte.
Ethan lächelte mich leicht an und bei dem Ausdruck in seinen nun eher blau wirkenden Augen, wurde mir ganz warm ums Herz.Im Raum angekommen, setzten wir uns auf unseren üblichen Platz und warteten, bis Mister Harkley endlich da war. Er schnaufte wie immer so, als würde er kaum Luft kriegen und setzte sich erstmal auf einen Stuhl, um zu Atem zu kommen.
Ethan neben mir lachte Mister Harkley leise aus und wäre Mister Harkley nicht sonst so ein Arschloch, wäre das ziemlich gemein von Ethan. Aber in diesem Fall musste ich mich einfach zusammenreißen, um nicht mitzulachen.
,,Guten Tag", sagte er dann nach einiger Zeit. Wie in der Elementary School, erwiderten wir alle seine Begrüßung im Einklang. ,,Ich hoffe dass ihr gut vorankommt mit eurem Projekt. Obwohl es euch noch lange vorkommt bis zu dem Ende des Schuljahres, vergeht die Zeit schneller als ihr denkt. Bald kommt Thanksgiving, die Ferien über Weihnachten und später noch der Spring Break und in keinem dieser Ferien werdet ihr freiwillig etwas für dieses Projekt tun, also haltet euch ran. Wer kein vollständiges Produkt oder keine vollständig entwickelte Dienstleistung abgibt, wird mit einer pauschalen sechs bewertet", erklärte er in einem Schwall.
Ethan neben mir schnaubte und ich war wirklich froh darüber, dass Mister Harkley das nicht gehört hatte. Sonst hätte er vermutlich seinen letzten Atemzug geopfert um Ethan anzuschreien.
,,Auch Sie beiden Turteltäubchen, Mister Carrington und Miss Thompson, sind keine Ausnahme. Soweit ich weiß sind sie momentan noch ziemlich am Anfang, was wohl an Ihren Unterrichtsausflügen liegt", spottete Mister Harkley.,,Perfektion kostet ihre Zeit", erwiderte Ethan locker und sah Mister Harkley provokant an.
Diese öffnete den Mund, aber ich lächelte einfach so breit ich konnte und fügte schnell: ,,Was Ethan eigentlich meinte: Wir haben für die Vorbereitung etwas länger als üblich gebraucht, aber einfach nur, weil wir das beste aus unserem Produkt rausholen wollten", hinzu.Mister Harkley musterte uns skeptisch. Die anderen sahen gebannt zu, wobei ich Tracy's vor Sorge verzogenes Gesicht wahrnahm.
Als Mister Harkley sich abwandte und scheinbar beschlossen hatte seine kostbare Luft nicht für uns zu verschwenden, atmete ich unauffällig aus.
Ethan zog leicht an meinen Pferdeschwanz und lachte über mein besorgtes Gesicht, woraufhin ich ihm leicht gegen den Arm schlug.
,,Keine Angst. Wir schaffen das, Ginger. So haben wir immerhin eine Ausrede, um mehr Zeit miteinander zu verbringen", sah Ethan es positiv.Ich schmunzelte leicht und holte dann meine Sachen heraus, um mich an die Arbeit zu machen.
In gewisser Weise hatte Ethan Recht. Aber dennoch hatten wir uns die letzten Wochen und Monate viel zu sehr auf alles andere, als auf Wirtschaft konzentriert. Und das war nicht gut für unsere Credits für das College.
Aber das würde schon alles noch werden.

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the great Victoria
Genç KurguAlle kenne sie, doch niemand kennt sie richtig. Die Carrington's. Als Victoria Thompson (mehr oder weniger freiwillig) an die Privatschule Saint kommt, erwartet sie alles, aber keine Romanze mit einem reichen, arroganten Typen. Gerade weil sie dies...