thirteen

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Als ich am nächsten Tag die Schule betrat, wirkte alles wie immer.
Gelangweilt ging ich an meinem Spind.
Ich war froh, dass nach und nach das Tuscheln und Starren weniger wurde und mich alle weitgehend in Ruhe ließen.
Zwar war ich total unmotiviert, weil ich in der ersten Stunde Wirtschaft - und somit Ethan - ertragen musste, dennoch kämpfte ich mich einfach durch. Am liebsten wollte ich einfach nur Zuhause bleiben und den ganzen Tag irgendwelche Serien schauen, stattdessen wurde ich Tag für Tag mit meinem Problemen konfrontiert.
Die Worte meines Dads hatten mich auch gestern Abend nicht in Ruhe gelassen und ich hatte schlecht geschlafen.
Was zum Teufel meinte er damit?
Sollte ich das tun was er von mir verlangte? Oder sollte ich gucken was passierte?

Im Kursraum angekommen ließen mich meine Gedanken immer noch nicht in Ruhe und so schenkte ich Tracy nur ein halbehrliches Lächeln und setzte mich auf den Platz neben Ethan, der so wie immer zu spät kam.
Mister Harkley begann einfach schon zu reden, obwohl viele noch fehlten.
,,Ich werde nicht viel drumherum reden. Hoffentlich habt ihr die Lister erhalten die die Vorraussetzungen für eure Firma beinhaltet. Viel Spaß." Er schlug einmal mit der Hand auf den Tisch, was wohl so viel wie „Los" bedeuten sollte und setzte sich dann mit einem Buch in der Hand auf den Stuhl.

Dann, nach zehn Minuten die ich einfach tatenlos herumsaß und auf Ethan wartete, kam er endlich.
Er und seine Arschloch Freunde hatten den perfekten Auftritt als sie dem Klischee eines Bad Boys entsprechend ohne anzuklopfen oder irgendeine Entschuldigung in den Raum kamen.
Obwohl ich Ethan wirklich nicht leiden konnte, kam ich nicht drumherum ihn einen Moment anzustarren.
Das Hemd der Schuluniform saß wie immer perfekt angegossen an seinem stählernen Oberkörper, den Mund zu einem Grinsen verzogen und die leicht gelockten Haare etwas unordentlich, vertrat er nicht das Bild eines Schnösels. Ethan war anders als die reichen Jungs die ich normalerweise kannte, zumindest sein Aussehen.
Etwas blitzte in seinen jetzt plötzlich eher blau wirkenden Augen auf, als er mich ansah. Keine Ahnung was es war, aber es bedeutete nichts gutes.

Ich brach den Blickkontakt ab und sah zu Mister Harkley.
Dieser sah noch nicht mals von seinem Buch auf sondern seufzte nur. ,,Ihr kennt die Regeln. Zu Spät kommen bedeutet ein F für die verpasste Zeit. Jetzt setzt euch hin und seid leise."

,,Ginger. War klar dass du pünktlich gekommen bist und nur auf mich gewartet hast", begrüßte mich Ethan und grinste spöttisch.
Innerlich seufzte ich nur und verdrehte die Augen. So ein Idiot.

,,Natürlich, Ethan. Können wir jetzt bitte anfangen?", fragte ich also nur.
Ethan grinste nur und setzte sich neben mich an den Doppeltisch. Er lag fast im Stuhl, als er seine langen Beine ausstreckte und sich zurücklehnte.
,,Alles was du willst, Ginger."

,,Wirst du mich jemals Victoria nennen?", fragte ich seufzend und ignorierte seinen dummen Kommentar.
,,Nein, ich denke nicht." Sein Grinsen wurde breiter.
Scheiße.

,,Dienstleistung oder Produkt?", stellte ich dann die Frage, die ich ihm schon so oft gestellt hatte.
Dieses Mal antwortete er.

,,Ich glaube Produkt ist besser. Dann können wir uns überlegen, wie wir es gestalten und was es sein soll." Ethan sah mich einen Moment lang an, aber ich sah ihn gar nicht an, sondern nickte einfach nur.

,,Was für ein Produkt schlägst du vor?", fragte ich weiter.
Einen Moment überlegte Ethan. ,,Irgendwas fortschrittliches wäre nicht schlecht. Oder ein altes Produkt mit einer neuen Funktion."

,,Die Frage ist nur was." Kurz überlegte ich.

,,Oder wir nehmen einfach ein Produkt was es schon gibt und tun so, als wäre es was ganz neues und unsere Idee", schlug Ethan vor.
Ich konnte nicht verhindern, dass ich grinste. Schnell biss ich mir auf die Lippe, bevor Ethan das sah.
Aber als er mich ansah, bemerkte ich, dass er mein Grinsen schon gesehen hatte. Er sah zufrieden aus.

,,Es ist verdammt schwer irgendwas zu finden was es nirgends gibt", seufzte ich dann und fuhr mir durch die Haare.
Kurz spürte ich Ethans Blick auf mir, dann sah er weg. Ich war unendlich froh dass er endlich mitarbeitete, ich hätte es keine Stunde mehr mit dem sturen Ethan ausgehalten.
Vielleicht war er ja doch ganz okay.

,,Also machen wir einfach ein Produkt nach, gestalten es etwas um und geben uns Mühe beim Marketing?", fragte Ethan dann einige Sekunden später.
Ich nickte nur bevor ich mir auf der Lippe herum biss.

,,Was hältst du von diesen Armbändern mit denen man prüfen kann ob K.O Tropfen in deinem Drink sind?", fragte ich Ethan dann und blickte ihn erwartungsvoll an.
Er lachte leise. Ethan hatte ein wirklich schönes, kehliges, tiefes Lachen.
,,Ernsthaft? So was gibts?"

,,Ja, als ob du die nicht kennst? Du machst ein paar Tropfen von deinem Drink auf das Armband, wartest ein paar Sekunden oder Minuten und dann siehst du, ob K.O. Tropfen enthalten sind. Die sehen nur hässlich aus."
Ich drehte mich jetzt mit meinem ganzen Körper zu ihm. Mein Knie berührte seins und ich spürte seine Wärme in jeder Zelle meines Körpers. Fast hätte ich mein Knie weggezogen, aber das wäre übertrieben gewesen also fing ich einfach an weiterzureden: ,,Wir können das Armband einfach nur etwas verändern, damit es besser aussieht und versuchen die Reaktionsschnelligkeit zu erhöhen. Wir brauchen sowieso nur einen Prototyp und bei diesen Armbändern kann man bestimmt gutes Marketing machen. Was hältst du von der Idee?", fragte ich ihn und registrierte zu spät, dass ich etwas zu aufgeregt über die Idee geredet hatte.
Ethan musterte mein ganzes Gesicht, bevor er nickte. Ich wurde total nervös.

,,Hört sich gut an. Lass uns das machen."

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es klingelte.
Ethan ließ sich Zeit seine Sachen zusammenzupacken, aber ich schmiss einfach alles schnell in meine Tasche und stand dann auf.
Er ignorierte mich einfach wieder.
,,Bye", sagte ich also einfach nur und verschwand dann so schnell wie möglich aus dem Raum.

,,Ethan ist wohl doch mehr dein Geschmack als du zugeben willst", stichelte Tracy als ich neben ihr auf dem Flur herlief.

Ich stieß sie an. ,,Halt die Klappe, er ist ein Arschloch", lachte ich dann.
Und das stimmte. Ich stand überhaupt nicht auf die Sorte von Jungs die so waren wie Ethan und normalerweise hielt ich mich weitestgehend von ihnen fern.

the great VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt