fortyone

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Eine halbe Stunde später hatten Ethan und ich es auch endlich geschafft uns anzuziehen. Ich hatte meine alten Sachen von der Party an und versuchte nicht zu angeekelt von mir selbst zu sein.
Ethan war so süß und hatte mir vorgeschlagen, mich kurz nach Hause zu fahren damit ich mich duschen und fertig machen konnte.
Die anderen waren noch nicht aufgestanden, Tucker war der einzige. Und der genehmigte sich gerade eine lange, ausgiebige Dusche als Ethan und ich wegfuhren.

Vor meinem Zuhause angekommen, hielt Ethan an. Ich konnte erkennen dass weder Dad noch Ridley Zuhause waren, da beide Autos nicht wie gewohnt vor dem Haus standen. Nicht gerade verwunderlich, schließlich war heute Samstag und das bedeutete für die beiden ein ganz normaler Arbeitstag.
Ethan schaltete den Motor aus, lehnte sich zurück und sah mich gedankenverloren an.
Ausgiebig musterte ich sein ebenmäßiges, scharf geschnittenes Gesicht, die geschwungenen Wimpern und seine breiten Schultern. Er trug heute eine schlichte, schwarze Jeans zusammen mit einem weißen T- Shirt und einer Jeansjacke. Seine Haare waren wie immer nicht perfekt gemacht, ein paar dunkelbraune Strähnen hingen ihm in die Stirn. Ethan sah so verdammt gut aus dass ich mir einfach nicht erklären konnte, warum er etwas von mir wollte.
,,Alles in Ordnung bei dir?", fragte ich ihn beunruhigt.
Fast als wäre es eine automatische Geste, streckte Ethan seine Hand aus und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr, was ich mit einem Lächeln quittierte.

,,Klar", antwortete er dann etwas verspätet auf meine Frage.
Kurz runzelte ich die Stirn, beschloss aber nicht näher darauf einzugehen.

,,Willst du mit reingehen? Mein Dad und mein Bruder sind nicht Zuhause. Der einzige der vielleicht da ist, ist einer unserer Angestellten. Aber wahrscheinlich macht er auch gerade irgendwelche Besorgungen", wandte ich mich an Ethan. Dieser erwiderte meine Frage mit einem Nicken und einem schiefen Grinsen.

Gemeinsam stiegen wir aus. Mir war klar, dass Dad von mir und Ethan erfahren würde. Ob früher oder später wusste ich nicht. Im Moment hing es ganz davon ab, ob Smithers da war und ob Dad sich irgendwann das Material der Überwachungskameras ansehen würde.

Aber anstatt mich darauf zu konzentrieren, kramte ich nur meinen Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Tür auf.
,,Smithers, sind Sie da?", rief ich, sobald ich eintrat und meine Schlüssel auf die Gläserne Ablage legte.
Als ich auch nach einigen Sekunden keine Antwort auf die Frage bekam, war ich mir sicher dass auch Smithers weg war.
Ethan tat es mir gleich, hängte seine Jacke ordentlich in den kleinen Garderoben - Nebenraum und zog seine Schuhe aus, bevor er mir nach oben in mein Zimmer folgte.

Zum Glück war es aufgeräumt und sauber, was Ethan mit einem anerkennenden Blick quittierte. Ich liebte mein Zimmer, das war das einzige gewesen was mir hier Anfangs gefallen hatte. Das große, weiße Himmelbett und das gold - weiße Farbthema welches sich durch den ganzen Raum zog.
,,Du kannst dich gerne hinsetzen, ich geh kurz duschen und komme dann wieder."
Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte ich mir eine Bluse und eine normale, weiße Skinny Jeans aus meinem Schrank, sowie frische Unterwäsche um dann ins Bad zu verschwinden.
Bei der Dusche beeilte ich mich, rasierte mich im Blitztempo und wusch mir so schnell wie nie meine Haare. Ich wollte nicht dass Ethan länger wartete als nötig.

Als ich aus dem Bad kam, sah ich dass Ethan sich auf meinem Bett ausgebreitet hatte und gerade ausgiebig die Fotos an meiner Wand musterte.
Sobald ich aus der Tür heraustrat fiel sein Blick auf mich, er musterte mich von Kopf bis Fuß und sah mir schließlich in die Augen.
Ich schämte mich fast schon dafür, mich vor ihm mit ungemachten, nassen Haaren und ungeschminkt zu zeigen, einfach weil es Mom und Dad mir immer anders beigebracht hatten. Mein Alltags Make Up war nie wirklich viel, aber es war wie eine Art Schutzmauer. Wer mich ungeschminkt und mit ungemachten Haaren sah, der drang in mein privates Leben ein. Und diese Möglichkeit gab ich nicht vielen.

Ethan grinste wie immer schief, seine hellen Augen blitzten mich schelmisch an. Mein Herz schlug schon wieder ungesund schnell.
,,Was ist?", fragte ich ihn schmunzelnd.

,,Ich kann's nicht glauben. Wochenlang habe ich es bei dir versucht und ich dachte echt, du würdest was mit dem Wichser Brady anfangen", erklärte mir Ethan und stand auf, um zu mir zu kommen.
Ich spürte die Wärme die von ihm ausging, als er sich unmittelbar vor mich stellte. Um ihm in die Augen zu sehen, musste ich hochsehen, da er mich um einen Kopf überragte.

,,Die anderen haben mich immer wieder gefragt ob da was zwischen mir und Brady ist, aber nein. Irgendwie kam das nie in Frage, ich mag Brady wirklich gerne aber er ist nicht mein Typ." Ich zuckte mit den Schultern und legte ihm meine Hände auf die Brust.

,,Also stehst du doch auf arrogante Arschlöcher?", fragte Ethan spielerisch, was ich mit einem Augenverdrehen quittierte.
Ja, vielleicht stand ich wirklich auf arrogante Arschlöcher. Erst Hunter, jetzt Ethan. Wobei Ethan ganz und gar nicht so wie Hunter war, obwohl es zunächst so schien.

,,Vielleicht, aber verrat es nicht weiter", flüsterte ich ihm zu und konnte ein Grinsen nicht vermeiden, als er leise lachte.

,,Nicht dass das die Arschlöcher von der Saint herausfinden und denken sie hätten eine Chance bei dir", führte Ethan weiter aus und wickelte sich eine feuchte Haarsträhne von mir um den Finger.

,,Es gibt genug hübsche Mädchen auf der Saint, ich denke nicht dass gerade mir alle hinterherlaufen. Aber danke dass du das denkst." Ich klopfte ihm auf die Brust und wandte mich dann ab, um mich an meinen Schminktisch zu setzen.

,,Du hast ja keine Ahnung, Ginger", erwiderte Ethan nur leise, aber ich ging nicht weiter darauf ein sondern machte mich einfach an die Arbeit.

Auch mein Make Up bekam ich wesentlich schneller als sonst hin, meine Haare föhnte ich nur schnell um schließlich wieder mit Ethan in den teuren Sportwagen zu steigen.

Er legte seine Hand auf meine und verschränkte sie miteinander, während er entspannt von unserem Grundstück fuhr und sich auf den Weg zum Highway machte.
Ethan hatte mehr Erfahrung in all diesen Sachen. Ich wusste nicht wie weit all das hier gehen würde, aber im Moment war ich auch noch nicht bereit dazu darüber nachzudenken. Das letzte Mal hatte Hunter mich zu Sachen überredet, zu denen ich noch nicht bereit war und die Geschichte mit Hunter hatte ein schlechtes Ende.

,,Habt ihr Brötchen Zuhause oder sollen wir irgendwas einkaufen?", fragte ich Ethan, als er sich auf den Highway eingefädelt hatte. Es war noch relativ früh, 11 am, fiel mir auf als ich auf das Display in der Mitte von der Armatur sah.

,,Es ist alles geregelt. Das Personal macht einen Brunch fertig um ein Uhr, wir haben das gestern alles schon mit ihnen abgesprochen", beruhigte mich Ethan und lächelte mich kurz an, wobei er eine Reihe weißer und gerader Zähne entblößte.
,,Manchmal habe ich das Gefühl, du würdest all das nicht kennen. Aber dabei habt ihr Personal und du bist in mindestens genauso guten Verhältnissen aufgewachsen wie ich", fügte Ethan dann nach kurzer Stille irritiert hinzu.

Tief atmete ich aus. ,,Mom hat uns immer so erzogen. Natürlich weiß ich auch, wie man sich am besten bei Geschäftsessen verhält und wie man am besten mit Geschäftspartnern umgeht, aber sie hat uns immer eingetrichtert dass Luxus nicht ewig halten muss. Ich habe mir immer eher selbst etwas gekocht und mich selbst geschminkt, anstatt es von jemand anderem tun zu lassen", erklärte ich. Dann zuckte ich mit den Schultern. ,,An Ridley ist Mom's Erziehung völlig vorbeigegangen, er kommt nach Dad, also wunder dich nicht", fügte ich dann noch hinzu.

,,Hört sich so an als wäre deine Mom eine ziemlich gute Frau gewesen", erwiderte Ethan nur, was ich mit einem Nicken quittierte. Die Tränen blieben aus, dennoch verspürte ich ein unangenehmes Ziehen im Magen.

,,Und? Ich weiß dass du nicht gerne über deine Mom und deinen Dad sprichst, also erzähl mir was anderes. Wie lange bist du schon mot Tucker und Zac befreundet? Wie lange machst du schon Football?", fragte ich in einem Schwall.

Ethan lachte leise und drückte kurz meine Hand, beantwortete aber auf der restlichen Fahrt brav meine Fragen.
Zumindest solange sie sich nicht um seine Familie drehten.

the great VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt