fortythree

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Den folgenden Tag hatte ich nach dem gemeinsamen Brunch mit den anderen nur noch damit verbracht alles zu organisieren.
Tucker hatte überraschenderweise nichts mehr dazu gesagt dass er uns morgens „erwischt" hatte und auch die anderen hatten nichts bemerkt.

Ich wurde Abends gerade rechtzeitig fertig, als es klingelte. Bis zur letzten Minute hatte ich mich um alles gekümmert, während Rid und Dad versuchten rechtzeitig nach Hause zu kommen und sich auch noch frisch zu machen.
Auf den Wunsch meines Dads hin hatte ich mich vernünftig angezogen. Ausnahmsweise kein Kleid, da das für ein einfaches Essen Zuhause etwas zu viel war. Dafür hatte ich meine Haare jedoch zurückgebunden und den tiefen Pferdeschwanz, sowie die zwei Strähnen die vorne herausguckten, gelockt und meine Augen und Lippen etwas stärker betont.
Ich trug hohe Sandaletten und eine enge schwarze Jeans, dazu eine rote Bindebluse.

Vorsichtig eilte ich die Treppen hinunter, um noch rechtzeitig unten anzukommen.
Glücklicherweise kam gerade erst Tracy's Vater herein, der meine eilige Ankunft mit einem Schmunzeln quittierte.
Die folgenden Minuten waren ein einziges Stimmengewirr aus Smalltalk, sobald Tracy und ich uns gefunden hatten blieben wir nebeneinander stehen und taten so, als hätten wir die ganze Zeit über etwas wichtiges zu tun.

Nach Tracy's Familie kamen die Carrington's.
Hanna begrüßte mich als erste, schenkte mir eine feste Umarmung und ein freudiges Lächeln. Den reservierten Eltern von Ethan und Hanna reichte ich lediglich meine Hand und versuchte, so echt wie möglich zu lächeln.
Als Ethan schließlich bei mir ankam, schloss ich ihn in die Arme und atmete einmal tief ein. Er sah wirklich gut aus in der blauen, eng geschnittenen Anzughose und dem enganliegenden, weißen Hemd. Und er roch verdammt gut.

,,Hey, Ginger", flüsterte er mir ins Ohr und ließ seine Hand einen Moment länger als nötig auf meinem unteren Rücken liegen.
Mein Körper kribbelte vor Freunde und Erleichterung.
Mir war klar, dass die Blicke der anderen auf uns lagen, also löste ich mich schnell von Ethan, schenkte ihm ein hastiges Lächeln und stellte mich dann demonstrativ neben meinen Vater.
Einen Moment standen alle im Eingang und wussten nicht was sie tun sollten, solange das Personal ihnen die Mäntel und Jacken abnahmen um sie in die Garderobe zu bringen.

,,Wollt ihr euch vielleicht schon Mal hinsetzen? Die anderen kommen bestimmt jeden Moment und unser Personal hat bereits Champagner und Wein vorbereitet", wandte ich mich lächelnd an Tracy's und Hanna's und Ethan's Familie, was alle mit einem zustimmenden Nicken, Brummen oder was für Lauten auch immer quittierten.
Dad nickte mir wohlwollend zu, als er ins Esszimmer vorging und die anderem ihm folgten. Unser großer, gläserner Tisch war absichtlich auf viele Personen ausgelegt und so war es kein Problem mit dreizehn Leuten am Tisch zu essen.

Es erleichterte mich ungemein, dass Ethan neben mir saß.
Hanna saß neben Ethan, ihre beiden Eltern gegenüber von ihnen. Während ich auf der einen Seite saß, saßen mir gegenüber Ridley und Dad. Ganz am Anfang des Tisches saß Tracy's Familie und so saßen Tracy und Hanna ebenfalls nebeneinander.
Während Dad und Ridley schon mit den Carrington's und Tracys Familie redeten, tat ich so, als würde ich interessiert zuhören, obwohl meine Gedanken immerzu abschweiften.

Unauffällig drückte Ethan unter dem Tisch meine Hand und ich hätte nichts lieber gemacht, als meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen und ein Mal tief durchzuatmen.
Aber ich straffte meine Schultern und richtete das Lächeln auf meinen Lippen. Was auch immer das hier werden sollte, es war Dad wichtig also tat ich alles, damit es so klappte wie er es wollte.

Wenig später kamen auch Zac und seine beiden Eltern an. Zac war genau wie Tracy Einzelkind, wofür ich echt dankbar war. Was würde ich nur tun, wenn von ihm noch eine weitere männliche oder weibliche Kopie existieren würde?
Wie immer gab sich Zac in der Nähe seiner Eltern und meines Dads charmant, also legte er mir die Hände auf die Taille und umarmte mich sanft, natürlich setzte er sein bestes Lächeln auf.

Nach mir ging er zu Ethan und schlug bei ihm ein. Ethan schnaubte und murmelte etwas zu laut: ,,Wichser."
Schnell sah ich mich um, aber bis auf Hanna und ich hatte es keiner bemerkt.
Als ich auch endlich Zac's Vater und Mutter begrüßt hatte, konnten wir endlich mit der Vorspeise beginnen. Umso schneller das Essen vorbei war, desto besser.
Natürlich war es kein Zufall, dass gerade Dad, Ridley, Zac's Vater, Tracy's Vater und Ethan's Vater eng beieinander saßen und über irgendwelche Firmenthemen redeten.
Soweit so gut, als beim Hauptgang das Thema jedoch auf Kindheit und früher Jugend von uns allen umschwang, hätte ich am liebsten das Esszimmer fluchtartig verlassen.
Dieses Thema kam immer auf uns bedeutete auch immer das selbe: Exfreunde und Exfreundinnen, komische Schulstorys und peinliche Geschichten. Immer der selbe Scheiß. Nur dass normalerweise nicht die Carrington's dabei waren und weder Hanna noch Ethan etwas über meine oder Tracy's Kindheit wussten.

Gerade amüsierten sich Zac's Mutter Serena und Tracy's Mutter Mary über irgendeine Sandkasten Story, bei der ich zum Glück nicht involviert war, also hörte ich nicht zu.
,,Ich hasse solche Essen", flüsterte ich Ethan unauffällig zu. Dieser schenkte mir einen aufmunternden Blick und nickte dann.

,,Ich auch, Ginger."

Gerade wollte ich ansetzen noch etwas zu ihm zu sagen, als Serena sich an mich wandte und fragte: ,,Wie hieß dein Exfreund noch gleich, Victoria?"

Ich trank erstmal einen Schluck Wasser und versuchte mich zu beruhigen. Dabei registrierte ich, dass Ethan sich ein Stück aufgerichtet hatte.
,,Hunter", antwortete ich dann und zwang mich zu einem freundlichen Lächeln.

,,Ich empfand ihn immer als nett", warf Tracy's Mom ein und kassierte davon von ihr einen verständnislosen Blick.

,,Du warst ganz vernarrt in ihn, ich weiß noch genau dass er immer bei allem dabei war. So ist es mit der ersten großen Liebe, hm?", fragte Serena ganz verzückt.
Ich hatte das Gefühl, mich gleich auf meinen Teller übergeben zu müssen. Bitte nicht.
Ethan neben mir war schon ganz verspannt.

,,Ja so ist das. Aber alles geht mal vorbei", erwiderte ich und versuchte die harte Aussage mit einem Lächeln abzumildern.
Der Vater von Zac hatte das gehört und sagte darauf nur: ,,Ich hätte wirklich immer gedacht dass du und Zachary irgendwann ein Paar werden."

Dad lachte, genau wie Serena und Tracys Eltern, die sich jetzt auch auf das Gespräch konzentrierten.
Zac, das Arschloch, nutzte die Gelegenheit und lachte. ,,Was nicht ist, kann ja noch werden."

Ethan neben mir schnaubte und als ihm kurz einen Blick zu warf, erkannte ich seinen angespannten Kiefer und die jetzt stahlgrau wirkenden Augen.
Auch ich lachte, aber es war gefälscht.
,,Manchmal bleibt es auch einfach nur bei Freundschaft, nicht wahr, Zachary?", fragte ich ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er öffnete den Mund, nickte dann aber nur lächelnd.

Ich atmete aus. Erste Hürde geschafft.

the great VictoriaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt