Mittelalter II [4/4]

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Der Gedanke an seinen Geliebten zauberte Gerard ein Lächeln ins Gesicht. Da die wichtigen Dinge, die vor seiner Hochzeit mit Prinzessin Shakira geregelt werden mussten, ewig gedauert hatten, war es schon einige Jahre her, seit der zukünftige König in Granada gewesen war und trotzdem schien es, als hätte sich überhaupt nichts verändert.

„Wahrlich viel zu viel Zeit ist seit unserer letzten Begegnung verstrichen, Prinz Gerard"

Sofort konnte er die Stimme seiner Verlobten zuordnen. Er war mit seinem Pferd gerade am Palast angekommen und war jetzt schon genervt darüber, dass sie ihn sofort entdeckt hatte. Gerard unterdrückte ein sich androhendes Augenverdrehen und zwang sich ein Lächeln auf.

„Prinzessin Shakira, welch angenehme Überraschung Euch jetzt schon anzutreffen. Ihr seht noch bezaubernder aus als in meiner Erinnerung"

Zufrieden lächelte die Prinzessin.

„Ich sehe, an Eurem Charme hat sich nichts verändert. Trotzdem würde ich vorschlagen, dass Ihr euch eine Weile ausruht. Morgen wird ein langer Tag werden und die zahlreichen Hochzeitgäste werden bestimmt nicht dafür sorgen, dass uns langweilig wird"

„Natürlich, Prinzessin. Wir sehen uns dann beim Abendessen?"

„Ja, dem ist so", bestätigte Gerards Verlobte, bevor sie im Inneren des Palastes verschwand. Gerard sah ihr seufzend nach. Er wusste, dass er sich nicht zur Ruh legen konnte, bevor er nicht mit einem gewissen Stalljungen, der eigentlich schon lange kein Junge mehr war, gesprochen hatte.

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Seufzend kümmerte sich Sergio um die neuangekommenen Pferde. Er hasste diese Hochzeit und ihre zahlreichen Gäste mit ihren Pferden jetzt schon. Seine Aufgabe, alle Ställe bis zum Morgengrauen auszumisten, trug dabei nicht unbedingt positiv zu seiner Laune bei.

„Also eins muss ich schon sagen, dieses griesgrämige Gesicht steht dir wirklich nicht", hörte der Bedienstete eine Stimme hinter sich hören.

Schnell wirbelte herum, nur um dann wie versteinert stehen zu bleiben.

„Geri?", entkam es ihm ungläubig, als er den Mann, den er so lange vergeblich vermisst hatte, vor sicher kannte.

„Ja, Sergio", lächelte dieser bloß zurück.

„Was machst du denn genau jetzt hier?", erkundigte sich Ältere immer noch ungläubig.

„Ich habe dir doch gesagt, du würdest mich wiedersehen"

„Daran habe ich lange nicht mehr geglaubt..."

„Ich weiß, auch ich dachte nicht, dass es so lange dauern würde"

„Bleibst du jetzt zumindest bei mir?"

„Selbst wenn wir dürften, könnte ich nicht. Ich sagte dir doch schon damals, dass bei meiner Rückkehr alles anders sein würde..."

„Ich weiß bis heute nicht, was du damit meinst..."

„Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass du es irgendwann verstehen wirst, nur dann wirst du mich vermutlich hassen"

„Wovon sprichst du bitte? Natürlich würde ich dich nicht hassen"

Ein erzwungenes Lächeln fand den Weg auf die Lippen des Größeren.

„Bitte denk daran, dass ich das alles nie ändern konnte und es mir leid tut, ja?"

Widerwillig nickte der Kleinere, was Gerard schwach zum Lächeln brachte.

„Danke", hauchte er in das Ohr des Bediensteten, bevor er ihm einen Abschlusskuss auf die Lippen hauchte, der sofort erwidert wurde. Genüsslich schloss der Ältere die Augen und öffnete sie erst wieder, als das warme Lippenpaar auf den seinigen verschwunden war. Von Gerard war da schon keine Spur mehr.

Alternate Universes (Serard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt