Journalismus [2/?]

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Gerard war ein sehr offenherziger Typ, der sich schnell in bestehende Gruppen einfinden konnte. So war es nicht wirklich verwunderlich, dass er nach nur einen halben Arbeitstag schon so mit seinen neuen Kollegen umging, als würden sie schon Jahre lang zusammenarbeiten. Es war natürlich auch von Vorteil, dass er Lionel, Carles und Andrés schon flüchtig kannte und immer gut mit ihnen ausgekommen war. Sie waren allesamt freundlich und überaus hilfsbereit. Besonders, als sie bemerkten, dass ihr neuer Kollege keine Ahnung von Sport hatte.

So kam es auch, dass Leo, ein wirkliches Genie was Sportstatistiken betraf, die von Gerard ausgearbeiteten Fragen für sein Interview mit Marcelo mit dem Blauäugigen überarbeitete. Von Gerards vorbereiteten 15 Fragen blieben schlussendlich vier erhalten, die restlichen nahm der Argentinier alle raus und ersetzte sie durch seine eigenen, was für den Katalanen, der fast die gesamte Nacht an diesen gesessen hatte, nicht nur demotivierend sondern auch ein eindeutiges Zeichen dafür gewesen war, dass er nichts in dieser Abteilung zu suchen hatte.

„Bist du eigentlich aufgeregt?", wollte der Kleinere neugierig wissen, als sie mit den Fragen durch waren.

„Nein, wieso sollte ich?", kam als verwirrte Gegenfrage zurück.

„Naja, es ist dein erstes Interview und dann auch noch mit dem Vizekapitän von Real Madrid", erklärte der Braunäugige seine Frage.

„Meinst du wirklich, dass mich das nervös macht? Ich wusste gestern noch nicht einmal, dass er existiert", antwortete der Katalane leicht grinsend.

„Wie kann man nur so hinterm Mond leben?", murmelte Lionel als Antwort teils amüsiert teils entsetzt. Gerards Grinsen wurde bei diesem Kommentar unweigerlich etwas breiter.

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„Und? Wie war's dann noch?", wollte Marcelo von Sergio wissen, als dieser auf den Trainingsplatz kam.

„Wovon sprichst du?", wollte der Ältere verwirrt wissen.

„Na von Samstag. Du weißt doch noch, dass wir gemeinsam ins ‚Opium' sind?", erläuterte der Brasilianer nun etwas besorgt.

„Gemeinsam? Nein, daran kann ich mich nicht wirklich erinnern...", gab der Sevillaner zu.

„Das wundert mich irgendwie nicht. Du hast eindeutig wieder übertrieben. Ich weiß noch, dass ich dich, als du irgendeinen Typen an der Bar anmachen wolltest, wieder an unseren Tisch in der VIP-Area gezogen habe. Danach warst du wieder so schnell weg und wir haben dich nicht mehr gefunden... Also erzähl, was ist noch passiert? Du bist hoffentlich nicht mit ihm mitgegangen? Dem war echt nicht zu trauen"

„Kommt drauf an, wie sah er denn aus?"

Geschockt ließ der Vizekapitän seine Wasserflasche fallen: „Alter Sergio, das ist jetzt aber nicht dein Ernst? Wie kannst du nur so etwas machen? Weißt du nicht, wie gefährlich das für dich sein kann? Du gefährdest damit deine Karriere! Wie kannst du nur so dumm sein?"

„Ich weiß auch nicht mehr, wie das passieren konnte, aber zu meiner Verteidigung: Ich denke, dass wir nicht von demselben Mann sprech", versuchte der Spanier sich zu rechtfertigen.

„Das ist komplett egal! Du warst in der Öffentlichkeit! Jeder hätte das mitbekommen können! Ein Foto und alles wäre gelaufen!", unterbrauch der Jüngere ihn sofort.

„Dann gibt es wohl offensichtlich keine Fotos oder hast du schon eine Schlagzeile mit meinem Namen gelesen? Auch nicht oder?", widersprach Sergio nun leicht verärgert.

„Darauf solltest du dich nicht verlassen", zischte nun der Brasilianer, bevor er den Kopf wütend schüttelte und seinen Kapitän stehen ließ.

Dieser schüttete ebenfalls den Kopf. Marcelo übertrieb maßlos. Er hatte wohl keine Ahnung, was wirklich passiert war. Außerdem schien es nicht so, als hätte irgendjemand von seinem Auftritt im Klub Wind bekommen. Außerdem hatte Gerard keine Ahnung, wer er war. Er konnte ihn also gar nicht verraten. Immer noch aufgebracht begann Sergio schließlich, seine Aufwärmrunden zu laufen. Marcelos Blick spürte er dabei die ganze Zeit noch stechend auf sich.

Alternate Universes (Serard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt