Stumm [1/7]

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Schon ein neuer Schüler zum neuen Trimester war hier in Zürich ungewöhnlich, zwei, die von keiner Lehrkraft im Voraus angekündigt worden waren, waren daher unvorstellbar. Doch da standen Gerard und Francesc und sahen sich etwas verunsichert um, während sie von ihren neuen Mitschülern kritisch beäugt wurden.

Auch Sergio musterte die beiden genauestens. Trotz der langweiligen Schuluniform erkannte der Sevillaner, dass die beiden Barceloner nicht gerade hässlich waren. Sergio, der sich seiner Homosexualität, seines Aussehens sowie seiner unangefochtenen Position in der Hierarchie unter den Schülern sehr bewusst war, nahm sich vor, den beiden mal auf den Zahn zu fühlen. In einem reinen privat geführten Jungeninternat wie ihrem war Frischfleisch eine willkommene Abwechslung.

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Gerard und Cesc fühlten sich sehr unwohl. Niemand machte Anstalten, seine Neugier oder Skepsis zu verbergen. Selbst der Lehrer schien ihnen gegenüber etwas misstrauisch zu sein, was nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für einen Neustart waren.

Besorgte musterte Cesc seinen besten Freund. Es würde auch hier nicht leicht werden, doch vielleicht könnten sie es durch die Entfernung endlich schaffen. Fünf Jahre waren einfach eine viel zu lange Zeit, um nicht voran zu kommen.

Ein schwaches Nicken Gerards zeigte ihm, dass der Größere die Blicke gespürt und ihre Bedeutung verstanden hatte.

Es war ja nicht so, als wolle er es nicht. Seit Jahren versuchte er es angestrengt, doch nie wollte es gelingen. Er versuchte, nicht aufzugeben, doch seine Kraft schwand. Gerard wollte nicht akzeptieren, dass es endgültig war. Das hätte Er bestimmt nicht gewollt. Er war immer so optimistisch gewesen und hatte seine Mitmenschen stets ermutigt, weiterzukämpfen - doch seinen eigenen Kampf hatte Er schon früh verloren. Gerard schuldete es Ihm, weiterhin alles zu versuchen, damit es aufhörte. Egal, wie geschafft er schon war, egal aussichtlos es für ihn aussah. Es musste einfach einen Weg geben... für Ihn.

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Auch während des Unterrichts lag die gesamte Aufmerksamkeit auf den neuen, die wortlos auf ihren Plätzen saßen und sich mehr oder weniger auf den Unterricht konzentrierten. Während der Gerard stur nach vorne starrte, blickte sich Cesc fadisiert im Klassenzimmer um. Was Sergio dabei verwunderte, war, dass die beiden nicht miteinander sprachen. Nicht einmal während der Gruppenarbeit, bei der man zu zweit Fragen ausarbeiten musste, verließ ein Wort ihre Lippen. Alles in allem wirkte ihre stumme Arbeitsweise sehr diszipliniert, was der Sevillaner den beiden jedoch nicht abkaufte.

„Was ist denn so interessant an ihnen, dass du, anstatt mit mir zu arbeiten, die ganze Zeit hinstarren musst?", zischte Iker seinem besten Freund genervt ins Ohr.

„Die reden nicht. Nicht während der Aufgabe und sonst nicht", war die einfache Antwort des Jüngeren, der seinen Blick dabei nicht von den beiden Katalanen abwandte.

„Sie sind neu hier, vermutlich sind sie einfach nur schüchtern und oder wollen nicht gleich am ersten Tag schlecht auffallen", entgegnete Iker leicht genervt, doch Sergio schüttelte den Kopf.

„Ich sag's dir, irgendetwas ist mit den beiden"

In diesem Moment läutete es zur Mittagspause, weswegen die Schüler ihre Sachen einpackten und den Raum schnell verließen. Auch Gerard und Cesc hatten sich schnell aus dem Staub gemacht, was Sergio etwas wurmte, wollte er doch mehr über die beiden und ihr merkwürdiges Verhalten erfahren.

Auf dem Weg zu den Toiletten feilte er also an seinem perfekten Plan. Wieso ihm dieses Anliegen auf einmal so wichtig war, wusste er dabei selbst nicht. Doch der Anblick Cescs, der allein vor den Toiletten zu warten schien, zauberte ihm ein leichtes Grinsen ins Gesicht. Eine perfektere Gelegenheit zum Kontakteknüpfen gab es nicht.

Alternate Universes (Serard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt