Journalismus [6/?]

136 22 3
                                    

Als Sergio aufwachte, lag Gerard nicht mehr bei ihm. Irritiert sah sich der Sevillaner um. Sofort fiel ihm die Badezimmertür ins Auge, die für gewöhnlich geschlossen war, im Moment aber offen stand. Als der Fußballer sich dieser näherte, sah er sofort Gerard, der zusammengekauert neben der Kloschüssel saß und sich den Bauch hielt.

„Geri? Was ist los mit dir?", wollte der Braunäugige besorgt wissen.

„Keine Ahnung, mein Magen schmerzt, mir ist schwindlig und außerdem glaube ich, dass ich Fieber"

Der Katalane unterbrach sich. So schnell er konnte, zog sich der Jüngere an der Toilette hoch. Sergio sah weg, doch die Würgelaute und das Erbrechen des Katalanen waren unüberhörbar.

„Soll ich einen Arzt rufen?", fragte der Ältere mitleidig, doch der Journalist schüttelte den Kopf.

„Nein, schon gut", meinte der Jüngere.

„Na gut, wenn du meinst? Kann ich sonst etwas für dich tun?", erkundigte sich der Kleinere besorgt.

„Kannst du mir mein Handy holen? Ich muss mich noch krankmelden", bat der Blauäugige, bevor er sich wieder der Toilette zuwandte.

Nachdem Sergio dem Barceloner das Handy gebracht hatte, ging er in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Dort angekommen sah er sein eigenes Smartphone liegen. Augenblicklich fiel ihm ein, dass er ja in einigen Stunden am Flughafen sein sollte. Seufzend nahm er das Handy in die Hand. Natürlich hatte er als Kapitän viel Verantwortung für seine Mannschaft, doch es war nicht so, als würden sie ihn heute unbedingt brauchen. Es war nur die Rückrunde im Pokal gegen irgendeinen namenlosen Drittligisten. Der Trainer hatte bereits gesagt, dass er die B-Elf aufstellen würde. Außerdem brauchte ihn Gerard gerade dringender als sein Team. Es wäre also bestimmt kein Problem, wenn er dieses eine Mal fehlen würde. Mehr oder minder überzeugt wählte der Sevillaner die Nummer seines Trainers.

„Sergio? Ähm, was kann ich so früh schon für dich tun?", erklang die noch recht verschlafene Stimme Zidanes.

„Ähm, guten Morgen! Es tut mir leid, falls ich dich geweckt habe, aber ich muss dir über das Spiel reden", begann der Andalusier vorsichtig.

„Um halb sechs morgens? Na schön... Was ist denn mit dem Spiel?", erkundigte sich der Franzose seufzend.

„Ich kann heute nicht wirklich mitkommen und da sowieso die B-Elf spielt, dachte ich, du könntest mich für heute einfach aus dem Kader streichen?", versuchte es der Verteidiger vorsichtig.

„Was meinst du mit ‚du kannst heute nicht wirklich mitkommen'? Sergio, das ist dein Beruf, du wirst dafür bezahlt, um ‚mitzukommen'", erklang es irritiert vom anderen Ende der Leitung.

„Ja, ich weiß und ich würde nicht darum bitten, wenn es kein absoluter Notfall wäre. Allerdings ist mein... mein Freund krank. Er übergibt sich ständig, hat Fieber und es kann sein, dass er mich angesteckt hat. Ich will die Mannschaft keinem unnötigen Risiko aussetzen. Außerdem muss ich mich um ihn kümmern. Ich weiß, als Kapitän muss ich Verantwortung tragen und sollte das Team eigentlich an erste Stelle setzen, aber es ist wie gesagt ein Notfall", versuchte der Jüngere seine Situation zu erläutern.

Einen Moment war es still. Zidane schien die Lage genauestens zu analysieren und zu bewerten. Dann allerdings seufzte der Trainer leise, was dem Spanier Hoffnung gab.

„Gut, Sergio. Dieses eine Mal lass ich das durchgehen, unter anderem weil die Gesundheit der restlichen Mannschaft auf dem Spiel steht. Lass das aber nicht zur Gewohnheit werden", ermahnte der Ältere seinen Spieler.

„Natürlich nicht. Danke, Zizou", erwiderte dieser erleichtert.

Schnell beendete der Sevillaner das Telefonat und machte sich auf dem Weg ins Badezimmer, um Gerard das Wasserglas zu geben. Dort angekommen entdeckte er den Katalanen immer noch neben der Toilette.

Alternate Universes (Serard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt