Kat
„Katherine, ich möchte dir jemanden vorstellen. Naja eigentlich kennst du ihn ja aber ...", Mom hält inne während ihr Kopf zwischen uns hin und her huscht.
„Oh mein Gott, meint ihr das ernst?", platz es aus mir heraus. Mir ist völlig klar was hier los ist. Die Farbe aus Moms Gesicht ist mit einem Mal verschwunden und ihr Mund steht offen.
Ich starre den Mann wieder an. Auch er hat den Mund etwas geöffnet und blinzelt mir verdattert entgegen. Ich habe gerade keine Ahnung was ich davon halten soll, nicht die leiseste Ahnung.
Ich meine meine Mom und mein Onkel. Naja streng genommen nicht mein biologischer Onkel. Er ist der Halbbruder meines Vaters. Aber trotzdem ist der Anblick ... widerlich und gewöhnungsbedürftig.
„Hey, Kat. Schön dich wieder zu sehen.", murmelt Onkel George und ringt sich zu einem Lächeln durch.
„Tut mir leid, dass ich mich über deinen Besuch gerade nicht so freue George, aber das ist gerade etwas zu verwirrend.", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Dann sehe ich meine Mutter an. Ich hätte es mir sofort denken können. Sie ist wie ausgewechselt, als wäre sie jemand anderes. Sie ist ruhig, benimmt sich mir gegenüber, sie hat heute nicht mal ein abfälliges Wort über mein Äußeres fallen lassen geschweige denn mich kritisch beäugt. Nichts davon, sie ist wie ... früher. Als mein Dad noch lebte, als wir noch eine Familie waren.
„Verstehe ich Kat. Es kommt etwas plötzlich, ich weiß.", meint George ruhig und lächelt entschuldigend. Ich mochte ihn immer. Er war kein schräger Onkel, um den meist einen Bogen machte. Nein im Gegenteil, er brachte mir viel bei und stand uns sehr zur Seite als Dad starb. Zu alledem ist er ein fairer Unternehmer, der nichts geerbt hat, sondern sein Geschäft von selbst aus dem Boden gestampft hat. Um ehrlich zu sein, ist er einer der wenigen, den ich in der gesamten Verwandtschaft immer mochte.
„Mom, wie lange geht das denn schon? Warum hast du nie was gesagt?", überhäufe ich sie mit Fragen und sehe sie streng an. Ich hätte noch ein paar Fragen mehr, die ich ihr stellen will und auf die ich auch eine Antwort haben will, aber als ich die beiden so vor mir haben wird mir etwas klar. Wenn ich darüber nachdenke habe ich Mom in letzter Zeit kaum gesehen. Wir sind nur ein zwei Mal essen gewesen, aber da hat sie nur von ihren Reisen erzählt und welche Diäten sie nicht gerade ausprobiert. Es ging nur um sie aber sie hat kein Wort über George fallen lassen.
„Kat, ich wollte es dir schon lange sagen. Aber ich wusste nicht wie du reagieren würdest und ehrlich gesagt habe ich gemerkt, dass du in letzter Zweit ziemlich am Boden warst. Ich weiß nicht warum, aber eine Mutter merkt, wenn es der eigenen Tochter nicht gut geht. Also dachte ich, ich bürde dir diese Neuigkeit nicht auch noch auf.", sprudelt es aus ihr heraus.
Ich verstumme und bin überrascht, dass sie das alles gemerkt hat. Die ganze verkorkste Sache mit Luke habe ich ihr gegenüber nie erwähnt. Plötzlich wird mir klar, dass ich ihr keinen Vorwurf machen sollte. Wir haben es beide verschwiegen.
Ich seufze gequält aus und lasse mich wieder auf den Stuhl plumpsen. „Tut mir leid. Du hast Recht."
Meine Mutter reist den Kopf herum und sieht George überrascht an. „Schatz, hast du das gehört? Katherine Evans gibt ihrer Mutter recht. Dass ich das noch erleben darf ist ein Wunder." Auf ihren überflüssigen Kommentar hin neige den Kopf schief und verdrehe die Augen.
George lächelt und nickt. „Ich bin zwar schon etwas schwerhörig, aber ja ich hab's gehört.", meint er und zieht sich erst jetzt seinen Mantel aus. Er hängt ihn in die Garderobe, dann geht er an mir vorbei in die Küche. Ich höre wie er Kaffee zubereitet, während sich Mom zu mir an den Tisch setzt.
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Love, friendship and other problems
RomanceDie drei Freundinnen Alice, Rose und Kat können nicht unterschiedlicher sein. Aber in einer Sache sind sie sich einig. Sie brauchen eine Pause von Männern, und zwar jetzt. Also schließen sie einen Pakt, dass sie ein Jahr auf Männer verzichten. Aber...