-3-

764 39 3
                                    

Kat

Von Anfang an wusste ich, dass es ein riesen Reinfall sein wird. Seit dem Moment, als meine Freundin Sofie mir euphorisch erzählt hat, dass sie mich auf ein Blind Date mitnehmen würde, wusste ich, das wird mein schlimmster Abend seit ich denken kann.

Und ich behielt Recht. Es war die reinste Katastrophe.

Sofie hatte vor einem Monat einen Mann kennen gelernt von dem sie mir jeden Tag Stunden lang vorgeschwärmt hatte, wie toll und nett er doch sei. Aber Henry wirkte auf mich alles andere als nett. Für meinen Geschmack war er viel zu egoistisch, eingebildet und redete viel zu viel über sich selbst. Aber wie erklärt man seiner verliebten Freundin, dass sie einen selbstverliebten Vollidioten mit Mutterkomplex anschmachtet? Gar nicht. Richtig.

Man lässt sie weiterhin auf Wolke sieben schweben und lächelt als sie dich zu einem Blinddate schleppt. Man lächelt auch noch, als das Blinddate dir seine Muskeln in den Oberarmen zeigt und nur von sich redet. Und man lächelt natürlich auch noch, als dich deine Freundin auf dem Klo fragt wie toll er doch ist.

Aber irgendwann ist mit Lächeln Schluss, weil das Fass allmählich überläuft. Während ich gemütlich auf der Couch sitze und Facebook auf meinem Handy öffne, sehe ich, dass mir mein Blinddate von gestern eine Anfrage geschickt hat. Plus einer Nachricht, wie toll der Abend doch gestern war und mit der Frage ob wir uns mal alleine treffen wollen. Ich seufze gequält und lösche kurzum die Anfrage und seine persönliche Nachricht. Ich will diesen Typen nie wiedersehen.

Sofie kann ja mit so einem selbstverlieben Idioten zusammen sein, aber ich nicht. Ich weiß was ich will. Und dieser Typ fällt nicht mal in die Kategorie, dass man über seine Macken hinwegsieht. Über diese Macken kann man nicht hinwegsehen.

Ich lege mein Handy wieder beiseite und verlasse mein Zimmer. Auf dem Weg in die Küche, höre ich wie sich die Haustüre öffnet und eine hektische Alice hereinstürmt. Verwirrt beobachte ich sie dabei, wie sie ihre Tasche in eine Ecke schleudert und in ihr Zimmer stürmt. Langsam folge ich ihr.

„Alice?", frage ich vorsichtig, als ich in ihr Zimmer einen Blick werfe.

Meine Freundin reißt ihren Kopf in die Höhe, während sie auf den Beinen kniend unter ihrem Bett alles Mögliche hervorholt. „Oh. Du bist zuhause? Ich habe die gar nicht gesehen.", murmelt sie gedankenverloren vor sich hin.

„Alles okay bei dir?", frage ich weiter. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und lehne mich am Türrahmen an.

Alice rappelt sich wieder hoch auf die Füße und streift sich ihre braunen Locken zurück. Dann seufzt sie. „Nein, nichts ist okay.", sagt sie und sieht mich endlich an. In dem Moment als Alice weiterreden will, öffnet sich die Haustüre erneut. Ein lautes Schniefen folgt.

Alice und ich werfen uns einen verwirrten Blick zu, eilen aber dann aus ihrem Zimmer und entdecken Rose, die wie ein Häufchen Elend auf der Wohnzimmercouch kauert.

Als sie uns entdeckt, sieht sie uns unter Tränen an und schnieft wieder. Ihre Tusche ist unter ihren Augen verteilt und ihre Wangen sind gerötet.

„Warum reißen dir diese Idioten dein Herz heraus, trampeln darauf herum und wissen gar nicht mal was sie dabei anrichten?", nuschelt sie und bricht danach wieder in Tränen aus.

Ich seufze innerlich und gehe auf meine Freundin zu. Ich setze mich zu ihr, schlinge meine Arme um ihren zierlichen Körper und drücke sie an mich. Sie zittert und wischt sich immer wieder ihre Tränen verschmierten Augen aus.

„Was ist passiert?", fragt Alice besorgt und setzt sich zu uns.

Rose kauert zwischen uns und schnieft im Sekundentakt. Schwer schluckt sie ihre Tränen hinunter. „Er hat eine Freundin."

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt