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Rose

Mein Finger tippt in Sekundenabständen auf meinen Oberschenkel, gleichzeitig beiße ich mir auf die Unterlippe. Irgendwann schmecke ich Blut, aber ich kann nicht aufhören. Diese Autofahrt dauert schon viel zu lange.

Plötzlich legt sich eine Hand auf meinen Oberschenkel und ich sehe zu Charlie hinüber. Seine Stirn hat sich Falten gelegt und er presst seine Lippen auf eine schmale Linie zusammen. Konzentriert starrt er auf die Straße. „Was tust du da?" Seine Hand sollte nicht auf meinem Oberschenkel liegen, sie ist da völlig fehl am Platz.

„Dein Herumgezappel macht mich irre.", sagt er schließlich ohne den Blick von der Straße abzuwenden.

Ich seufze und schüttle leicht den Kopf. „Tut mir leid, ich mache mir einfach nur Vorwürfe. Ich hatte immer Angst davor, dass so etwas passieren würde. Es hätte noch viel schlimmer ausgehen können." Ich kneife meine Augen zusammen und sehe auf Charlies Hand hinab, die immer noch auf meinem Oberschenkel liegt. Wir sitzen erst eine halbe Stunde in seinem Auto, und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Charlie überschreitet zwar immer wieder die Geschwindigkeit, aber für mich ist es immer noch viel zu langsam.

Ich war so froh, als er mich vom Campus abgeholt hat und wir sofort losgefahren sind. Ich hätte ihn zwar nicht um Hilfe bitten sollen, aber ich wusste nicht wen ich sonst um ein Auto bitten hätte können. Ich wäre auch alleine gefahren, aber Charlie hat es mir sofort angeboten. Ich glaube, er wollte die Chance nutzen, etwas für mich zu tun. Und gerade wird mir bewusst, dass ich irgendwie froh bin, dass Charlie in London ist.

„Du solltest dir keine Vorwürfe machen. Es ist nun mal so und deiner Mum ist Gott sei Dank nicht mehr passiert. Es wird ihr bald besser gehen." Mein Blick ist immer noch auf seine Hand gerichtet und ich verspüre den Drang sie zu nehmen. Einfach seine Hand festzuhalten.

Ich sehe auf und sehe stur aus der Windschutzscheibe. „Kannst du bitte deine Hand wieder wegnehmen." Ich bin nicht sauer auf ihn, weil er Annäherungsversuche unternimmt, sondern ich bin sauer auf mich, weil ich kurz davor war, schwach zu werden.

Charlie räuspert sich und zieht zögerlich seine Hand weg. „Rose, bitte verstehe das nicht falsch, ich will bloß für dich da sein."

Ich sehe zu ihm und mustere sein Gesicht. „Ich weiß.", sage ich und ringe mich zu einem Lächeln. Er will wirklich für mich da sein, das hat er mir immer gesagt. Und ich bin mir auch sicher, dass sich das nicht geändert hat. Vielleicht bedeute ich ihm immer noch etwas.

Ich entdecke kurze Bartstoppeln an seinem Kinn. Früher hatte er sich mal einen Dreitagesbart wachsen lassen, aber ich musste ihm nach einer Woche sagen wie schrecklich er damit aussah. Früher mochte ich keinen Bart an ihm, weil es beim Küssen kitzelte, aber jetzt würde ich ihn gerne mit Bart sehen. Würde zu seinem neuen Look passen. Dann sehe ich wieder in seine Augen. „Hattest du vor, dich mal bei mir zu melden, seitdem du in London bist. Oder kam dir das erst in den Sinn, dass du es wieder gut machen willst, als wir uns zufällig getroffen hatten?"

Charlie erwidert kurz meinen forschenden Blick und runzelt dann die Stirn. Aber nicht, weil er verwundert über diese Frage ist, nein, sondern, weil er nachdenkt. „Ich hatte ehrlich vor, dir zu sagen, dass ich in London bin. Aber ich musste mich erst an die Stadt gewöhnen, wollte mir meine Wohnung einrichten und hatte Stress mit der Uni. Es war alles neu für mich, naja ist es irgendwie immer noch. Aber ja, ich wollte mich bei dir melden, um dir zu sagen, dass ich in London bin. Ich weiß, dass du nichts mehr von mir hören wolltest, aber ich hatte das Gefühl, dir wenigstens das zu sagen."

Ich nicke und lasse mich in dem Sitz wieder zurückfallen. „Ich war danach echt aus der Bahn, als du plötzlich im Café vor mir gestanden hast. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass du studieren willst. Du hast nie davon geredet, im Gegensatz zu mir. Ich dachte immer, du steigst in der Firma deines Dads ein."

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt