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Alice

Wie würde ich mich in zwei Sätzen beschreiben? Ich bin pflichtbewusst, respektiere Menschen und bin eine unabhängige junge Frau aus New York City. Ach ja und ich schlafe mit meinem Dozenten. Haha.

Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass ich je in meinem Leben so etwas Verbotenes tun würde, aber ich kann nur eines sagen: es ist das beste was mir je passiert ist. Mein Körper steht unter Adrenalin sobald ich an uns denken muss und mein Herz schlägt wie wild an meinen Brustkorb, wenn ich Jayden sehe. Ich fühle mich gut und glücklich wie schon lange nicht mehr. Vielleicht liegt das auch einfach an der Tatsache, dass ich in der letzten Woche so viele Höhepunkte hatte, die ich nicht mal in drei Monaten Beziehung mit meinem letzten Freund hatte. Ja ich würde sagen, es läuft gut.

Wieder sehe ich ungeduldig auf mein Handy. Ich warte auf Emma, damit wir gemeinsam zur Vorlesung gehen können, aber sie lässt auf sich warten. Ich stecke mein Handy wieder in die hintere Hosentasche, schnaube verärgert und verschränke die Hände vor der Brust. Ich hasse Zuspätkommen, aber Emma ist eine Person, die null Zeitgefühl hat.

Als ich schon alleine zum Saal aufbrechen will, entdecke ich Emma. Sie läuft mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf mich zu und hofft wahrscheinlich, dass ich ihr so verzeihe. Aber die vielen Stunden, die ich in unserer noch nicht so langen Freundschaft schon auf sie gewartet habe, lassen sich nicht mit einem breiten Grinsen entschuldigen.

„Sorry, aber kommt nicht wieder vor.", erklärt sie.

Ich werfe ihr einen nüchternen Blick zu. „Sehe ich so aus, als würde ich dir das glauben? Nein. Also komm schon."

Emma stapft hinter mir her als wir den Saal betreten. „Hey, weißt du was. Wir gehen heute Abend aus, machen so richtig einen drauf und reißen uns ein paar süße Jungs auf. Ich zahle dir die Drinks.", sagt sie euphorisch. „Aber du brauchst ja nicht viele Drinks, damit du betrunken bist, also ein Pluspunkt für mich." Sie grinst breit und zwinkert mit den Augenbrauen.

Ich drehe den Kopf zu ihr und lächle müde. „Ich schätze deine Großzügigkeit sehr was das Spendieren der Drinks angeht, aber ich passe." Meine Augen schießen nach vor zum Pult, aber Jayden ist noch nicht hier. Deshalb rutsche ich in eine der hintersten Reihen, Emma ist mir dicht auf den Fersen.

„Was soll das heißen, du kommst nicht mit?", wirft sie mir irritiert zurück.

Ich nicke. „Genau, das heißt es. Ich passe."

Emma lehnt sich auf ihrem Platz zurück und nickt langsam. „Okay. Und gibts dafür einen triftigen Grund?"

Ich werfe ihr einen Blick zu und zucke dann mit den Schultern. „Ja du weißt doch, ich habe diese Abmachung mit den Mädels. Keine Flirts, keine Jungs."

Emma durchbohrt mich mit ihren Blicken. Für ein paar lange Sekunden, starrt sie mich nieder und sieht dabei so aus als würde sie hoffen, dass durch ihre Gedanken mein Kopf zerspringt. Aber da das nicht der Fall sein wird, sehe ich wieder zu ihr und zucke mit den Schultern, als lahme Entschuldigung. „Okay. Kannst du mir das auch so sagen, dass ich dir glaube?", sagt sie schließlich und rümpft die Nase. „Nur, weil ihr die Abmachung habt, kannst du ja trotzdem mitgehen und ein paar Jungs schöne Augen machen.", sagt sie. „Was ist wirklich der Grund?"

Kaum hat sie diesen Satz ausgesprochen, öffnet sich vorne schwungvoll die Türe und Jayden eilt herein. Ohne es zu wollen, gleitet mein Blick zu ihm und bliebt für den Bruchteil einer Sekunde zu lange an ihm hängen. Bevor ich mein Verhalten abtun und so tun kann, als würde mich mein ehemaliger One-Night-Stand nicht im Geringsten interessieren, zieht Emma neben mir scharf die Luft ein.

Hektisch sehe ich zu ihr, während sie ein lautloses OMG mit ihren Lippen formt. Ich fuchtle mit meinen Händen herum. „Emma, ich warne dich. Wenn du ein Wort sagst."

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt