Alice
Ich lege einen Sprint hin und bin überrascht über mich selbst, dass ich zu so etwas im Stande bin. Aber meine Lunge brennt wie Waldbrand und mein Atem geht mir schnell über die Lippen. Fuck, ich sollte echt mehr Sport betreiben.
Endlich komme ich vor dem Saal zum Stehen und versuche mich zu sammeln. Als mein Atem sich wieder einigermaßen normalisiert hat, öffne ich die schwere Türe zum Vorlesungssaal und trete ein. Jayden fuchtelt gerade vor dem Pult irgendetwas mit seinen Händen herum und kurz darauf verfällt der ganze Saal in ein Lachen. Ich bin im hinteren Teil des Saals angekommen und suche nach einem freien Platz. Emma ist heute nicht da aber, und ich zitiere, sie bedauert es sehr, da es mittlerweile ihre Lieblingsvorlesung ist. Das ich nicht lache. Sie will doch nur zusehen, wie ich rot anlaufe, während ich Jayden betrachte und er mir immer wieder einen Blick zuwirft.
Genau wie in diesem Moment. Er hat mich entdeckt und schielt über seinen weiblichen Fanclub zu mir. Ich tapse seitlich im Saal die Treppen nach unten, auf der Suche nach einem freien Platz. Ich spüre wie er mich von oben bis unten mustert und ich bin mir sicher, dass sich meine Wangen rot verfärben. Ach Gott, ich sollte mich endlich daran gewöhnen, dass ich mit meinem Professor im Bett war.
Ich sammle mich, reise den Blick wieder von Jayden los und setzte mich am Rand einer Bankreihe hin. Jayden spricht weiter und deutet dabei immer wieder auf die große projizierte Folie hinter ihm. Gut, ich hatte noch nicht verpasst. Der Grund warum ich einen Sprint über den halben Campus hingelegt habe, war der, dass Jayden am Anfang dieser Einheit wichtige Dinge zur Prüfung preisgeben wird. Und da ich den Bonus, dass wir uns irgendwie privat kennen, nicht ausspielen wollte, musste ich wohl ober übel rennen. Ich saß vorhin in einem Café nicht weit vom Campus entfernt und hatte völlig die Zeit übersehen. Das passiert mir sonst nie, dass ich zu etwas zu spät komme, aber es gibt für alles ein erstes Mal.
In meinem Elternhaus wurde ein Zu spät kommen strikt abgelehnt. Also habe ich mir das so schnell wie möglich abgewohnt. Denn meine Eltern wollte ich um keinen Preis wütend machen. Das will keiner. Ich hatte auf diesen Tag regelrecht hin gefiebert, als ich nach London zog. Als ich in London ankam, das Flughafengebäude verlassen hatte und ich den Regen nach draußen trat, schnupperte ich den süßen Duft der langersehnten Freiheit. Es war himmlisch das strenge Elternhaus verlassen zu können und endlich ein eigenes selbstständiges Leben zu beginnen. Niemand, der dich ständig zu Terminen schleppt und vor allem keine Fehler von dir erwartet. Aber für diesen Punkt bewundere ich meine Eltern, dass sie einem Teenager, der in New York wohnt jeglichen Unfug aus den Kopf geschlagen hatten. Ich war die Vorzeigetochter schlecht hin, ich war in den Augen meiner Eltern perfekt. Nur so konnte ich sie überreden, dass ich in London studieren kann. Und ich bin froh darüber, dass mir das schnell klar wurde. Ich wusste, wenn ich mitspiele und das tue was sie von mir verlangten, hatte ich sie auf meiner Seite und nur so konnte ich diesen Wunsch äußern. Und ich habe es geschafft. Ich kann jetzt essen was ich möchte, habe meinen eigenen Tagesablauf und kann mich Leuten treffen, die ich mag.
Mein Bruder sitzt immer noch in den Klauen meiner Eltern fest. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie ihn jemals loslassen werden. Weil er nicht so schlau ist wie ich und nicht bei meinen Eltern mitspielt. Er ist stur und setzt immer wieder seinen eigenen Kopf durch. So oft habe ich schon auf ihn eingeredet, aber es ist sinnlos. Meine Eltern wollen ihn immer noch dazu bringen, dass er ebenso Anwalt wird, wie ich und meine Eltern. Wir haben ja einen Ruf zu verlieren. Vor einem halben Jahr hat er mir seinen eigentlichen Traum gebeichtet. Und das fällt bei meinen Eltern nicht mal in die Kategorie, dass sie das tolerieren können. Alex will Musik studieren. Er hat sich über die Jahre selbst Klavier und Gitarre beigebracht und eines muss ich ihm lassen, er kann es wirklich gut.
Wieder schallt ein Lachen durch den Saal. Ich werde dadurch aus meinen Gedanken gerissen und ich sehe auf. Jayden lächelt verschmitzt und ich frage mich, ob er unterrichtet oder mit den ganzen Mädchen hier flirtet. Vielleicht sollte ich wirklich aufpassen. Ich schreibe mir das Datum der Klausur auf und sonstige Notizen, die für die Klausur wichtig sind. Dann geht Jayden zum weitern Stoff über und ich schweife schon wieder ab. Ich frage mich, wie er es schafft so ungewollt lässig auszusehen. Die Jeans sitzt ihm wie angegossen und formt lange Beine. Das weiße Hemd unter dem schwarzen Sakko schmiegt sich um seinen Oberkörper und ich wünschte mir, ich könnte ihn noch einmal berühren. Einfach nur über seine nackte perfekte Brust streichen und ...
DU LIEST GERADE
Love, friendship and other problems
RomanceDie drei Freundinnen Alice, Rose und Kat können nicht unterschiedlicher sein. Aber in einer Sache sind sie sich einig. Sie brauchen eine Pause von Männern, und zwar jetzt. Also schließen sie einen Pakt, dass sie ein Jahr auf Männer verzichten. Aber...