-54-

885 42 5
                                    

Alice

An dem Abend, als ich Jayden kennen gelernt hatte, war mir nicht klar, dass es so enden würde. Ich bin mit dem Gedanken in die Bar hineinmarschiert, dass ich mich von meinem Ex ablenken will. Ich wollte mir irgendeinen Kerl anlächeln um mit ihm rumzumachen, damit ich meinen Ex vergessen konnte. Na ja es hat geklappt.

Ich starre Jayden an, breche aber den Augenkontakt ab um einen klaren Gedanken zu fassen. Auf den Weg hier her hatte ich mir zurechtgelegt, was ich alles Jayden sagen werde. Aber nichts davon ist hängen geblieben. Im Moment bin ich einfach nur froh, dass er mir gegenübersteht und mir diese Blicke zuwirft. Meine Erleichterung spiegelt sich in seinen Augen wieder.

Jayden steht immer noch im Türrahmen und sieht mich an.

Ich erhebe mich und suche nach Worten. „Ich ähm ... habe deine Nachricht bekommen.", beginne ich zögerlich. Ich weiß nicht, wie dieses Gespräch verlaufen wird und wo ich anfangen soll. Wir wissen beide, dass wir uns einiges zu sagen und erklären haben.

Jaydens Schultern sacken ein wenig zusammen und er kommt in den Raum, mit einer lockeren Handbewegung lässt er die Türe ins Schloss fallen. Er bleibt keine zwei Meter von mir entfernt stehen aber mein Körper schreit regelrecht nach ihm. Ich will ihn anfassen, ihn an mich ziehen und nie mehr loslassen. Ich spüre sofort diese prickelnde Energie zwischen uns, die ich seit dem ersten Moment nicht ignorieren konnte. Es ist als ziehe mich Jayden magisch an, als würde in seiner Nähe mein Körper erst lebendig werden.

„Ich dachte wirklich nicht, dass du sie abhörst.", meint Jayden leise. Unsere Blicke treffen sich wieder und ich kann ein Lächeln nicht mehr zurückhalten. „Du hast mich schließlich seit drei Wochen komplett aus deinem Leben gestrichen. Du kommst nicht mal mehr in die Vorlesung." Den letzten Satz flüstert er schon nur mehr. Ich höre die Verletzlichkeit in seinem Ton, dieses Gebrochene.

Ich nicke leicht. „Ich weiß, aber ich konnte nicht anders. Ich brauchte den Abstand einfach.", erkläre ich ihm. Kurz wird es still zwischen uns, dann richte ich mich auf und sehe in direkt an. „Du hattest Recht. Ich hatte dich nicht zu Wort kommen lassen, du hattest keine Chance mir irgendetwas zu erklären. Das ist mir jetzt klargeworden und das tut mir leid.", sage ich. „Als ich dich mit ... deiner Ex gesehen habe, habe ich voreilige Schlüsse gezogen und mir im Kopf ein Bild zusammengereimt, dass nicht der Wahrheit entspricht. Naja das hoffe ich zumindest, dass es das nicht tut." Wieder stoppe ich und mustere sein Gesicht. Er sieht müde aus, aber er hört mir aufmerksam zu. „Was ich sagen will ist, dass es nicht nur an dir lag. Ich habe dich nicht gebeten es zu erklären, sondern hab das alles zu schnell beendet."

Er runzelt die Stirn. „Das alles? Wenn du das so sagst, hört es sich an als wäre das zwischen uns bloß ein netter Zeitvertreib gewesen."

Ich verschränke die Hände vor meiner Brust und schüttle kaum merkbar den Kopf. „Nein ... ich war verunsichert. Ich schätze es lag auch daran, dass wir es geheim halten mussten. Und seien wir mal ehrlich, unsere Beziehung hat mit Sex angefangen und an manchen Tagen kamen wir nicht mal aus deinem Bett. Wir waren ja schließlich an deine Wohnung gebunden." Ich stoppe und lasse meinen neugierigen Blick über sein makelloses Gesicht gleiten. Er ist frisch rasiert, ich kann bloß den Schatten erkennen.

„Du wusstest, dass wir es geheim halten mussten. Es ging nicht anders.", sagt er und sieht mich eindringlich an.

„Das weiß ich ja.", sage ich und schlucke. „Jayden, für mich war es kein Zeitvertreib oder eine Beziehung, die nur aus Sex bestand. Für mich fühlte es sich echt an und als ich dich mit deiner Ex sah bekam ich Panik. Ich schätze mal, dass ich deshalb so durchgedreht bin, weil du für mich so wichtig geworden bist und ich dich auf keinen Fall verlieren wollte. Normalerweise bleibe ich ruhig, aber naja es ging schließlich um dich. Da konnte ich nicht ruhig bleiben." Ich wage einen Blick zu ihm und muss feststellen, dass er nicht mehr so gebrochen aussieht. Wenn ich mich nicht täusche, kann ich sogar ein Lächeln auf seinen Lippen entdecken. Ein kleiner Funken Hoffnung durchfließt meinen Körper und setzt sich genau in der Mitte meiner Brust ab.

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt