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Kat

„Bist du dir sicher?", frage ich vorsichtig und sehe ihn an.

Luke hat die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hat die Ärmel seiner Pilotenjacke hochgeschoben und somit liegt einen kleinen Teil seiner Tattoos frei. Er zieht die Stirn kraus und zuckt dann mit den Schultern.

„Du sagst doch immer man soll etwas wagen.", meint er und sieht mich an. Zum ersten Mal an diesem Tag sieht er mich an und ich bin erleichtert. Er wich schon die ganze Zeit meinen Blicken aus und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll. So etwas stand noch nie zwischen uns.

Ich mustere ihn, knirsche mit den Zähnen und nicke dann. „Ja ich weiß. Aber ein zweites Café aufmachen ist schon eine enorme Aufgabe. Du sagst manchmal, dass es dir jetzt schon zu viel wird und jetzt zeigst du mir diese Bruchbude, wo du ein zweites Café aufmachen willst.", sage ich. Während ich meine ehrlichen Gedanken über die Lippen los lasse, sehe ich wie sich Luke verschließt. Aber ich möchte Luke nicht anlügen, wir haben uns versprochen immer ehrlich zueinander zu sein. Aber in letzter Zeit fällt uns das etwas schwer, zu viele Dinge stehen unausgesprochen zwischen uns.

„Ich weiß, aber ich denke ich sollte es versuchen. Das hier ist ein Schnäppchen, um solch einen Preis bekomme ich nicht so schnell etwas und sieh dir mal die Lage an. Die Lage ist perfekt, hier ist immer etwas los und weit von meiner Wohnung ist es auch nicht entfernt." Er strahlt. Er strahlt über das ganze Gesicht und ich habe keine Ahnung, was ich darauf entgegen soll. Er hat sich bereits in dieses alte Café verliebt und ich weiß, dass er es durchziehen wird.

„Luke, du bist der beste Barista in ganz London, aber du regelst das alles alleine."

„Ich kriege das schon hin." Er zuckt mit den Schultern. Ich bin mir nicht sicher ob er sich selbst überzeugen will oder mich.

Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und ringe mich zu einem Lächeln. „Na gut, wenn du dir das wirklich gut überlegt hast, dann will ich die letzte sein, die dir das aus dem Kopf schlägt."

Luke dreht sich zu mir um und lässt die Schultern hängen. „Dir gefällt es nicht.", sagt er nüchtern und presst die Lippen aufeinander.

„Doch. Nur will ich nicht, dass du dich zu sehr in die Arbeit stürzt. Das hier zu renovieren kostet viel Zeit und Arbeit, und dann beide Cafés zu führen ist auch nicht so einfach."

Luke mustert mich ein paar Sekunden still, dann sieht er mir direkt in die Augen, während er schwach lächelt. „Ich will mich aber in die Arbeit stürzen."

„Ich will aber nicht, dass du dich wegen mir in die Arbeit stürzt.", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Wir stehen hier in diesem Raum, durch die dünnen alten Fenster dringt der Lärm von London zu uns herein. Bloß ein paar alte Stühle und Tische stehen herum. „Können wir endlich darüber reden, bitte?" Luke wendet sich von mir ab und seufzt gequält aus. Er fährt sich durch die Haare und sieht aus dem Fenster. Er bleibt still. „Okay, wenn du nicht reden willst fange ich an.", ich schlucke schwer. „Ich habe das ehrlich gesagt auch nicht kommen sehen. Als du mich geküsst hast, war ich überrascht aber ... aber ich habe den Kuss genossen. Und das machte mir Angst. Du bist schon so lange eine wichtige Person für mich, manchmal habe ich das Gefühl du bist der einzige der mich versteht und dem ich auch alles anvertrauen kann." Ich setzte mich auf einen Stuhl und sehe zu ihm.

„Es tut mir leid, Kat. Ich hätte das nicht tun sollen.", sagt er und kommt zu herüber. Er setzt sich ebenfalls auf einen Stuhl direkt mir gegenüber und lehnt sich nach vor. Dann nimmt er meine Hände in seine und sieht mich an. Und ich atme erleichtert auf. Ich merke, dass mich Luke ansieht und nicht jemand, der sich vor mir verschließt. Es ist bloß Luke. Mein Luke.

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt