Alice
Ich starre ins Leere. Meine Brust hebt und senkt sich nur langsam, die Geräusche um mich herum sind weit weg. Mein Kopf ist leer, und genauso fühle ich mich auch. Ich fühle nichts. Die Tränen sind getrocknet, mein Herz hat sich beruhigt und mein Körper bewegt sich nicht. Er ist starr. Seit einer Stunde sitze ich nun schon auf dieser Bank in einem Park und starre vor mich hin ins Leere.
Ich habe keine Ahnung was ich denken soll. Das einzige woran ich denken kann, ist dieses Bild als ich in seine Wohnung geschaut habe. Diese halbnackte Frau und sein Gesichtsausdruck dazu. Ich werde es wahrscheinlich nie wieder aus meinem Kopf bekommen.
Wie konnte ich mich nur so täuschen lassen. Ich hätte es merken sollen, ich hätte mich nicht völlig blind dahinein stürzen sollen. Bestimmt war es für ihn die ganze Zeit ein dummes Spiel um ein bisschen Spaß zu haben. Ich habe mich immer gefragt warum er nach dem One-Night-Stand mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte. Er gab mir das Gefühl mich zu wollen, er wollte mich und ich habe mich blind darauf eingelassen.
Irgendwann spüre ich, wie mein Handy in meiner Jackentasche vibriert. Langsam hole ich es hervor und blicke auf das Display. Jayden.
Hastig drücke ich mir die Hand auf den Mund, damit das Schluchzen nicht meine Kehle verlässt. Ich presse die Augen fest zusammen und kämpfe gegen die Tränen an. Aber als ich das Gefühl habe zu ersticken, lasse ich die Hand sinken und schluchze leise. Die Tränen laufen über meine Wange und plötzlich wird mir klar wie dumm das alles ist. Ich habe mir immer geschworen für mein Glück selbst verantwortlich zu sein. Ich wollte nie, dass jemand über mein Glück bestimmt oder dafür verantwortlich ist wie ich mich fühle. Das einzige was ich will, dass meine Freude am Leben von niemanden abhängig ist. Nur ich sollte mein Leben in der Hand haben. Aber dennoch schmerzt es. Das Gefühl so hintergangen worden zu sein, lässt sich nicht einfach so aus dem Kopf streichen. Es ist ein beschissenes Gefühl, es frisst dich innerlich auf und du siehst tatenlos dabei zu.
Krampfhaft wische ich mir die Tränen weg und schniefe leise. Gedanklich befiele ich mir, dass ich diesem Idioten nicht so viel nachheulen werde. Ich will mich nicht so unterdrücken lassen, das ist doch das letzte. Deshalb erhebe ich mich und fahre zur Uni. In ein paar Minuten habe ich eine Vorlesung, vielleicht lenkt sie mich ja ab. Auf dem Weg dorthin läutet mein Handy bestimmt fünf Mal und jedes einzelne Mal leuchtete Jaydens Name auf. Kurzum beschließe ich das Handy einfach auszuschalten und stecke es in meine Tasche. Er kann mich mal. Und zwar kreuzweise.
Die Vorlesung bringt nicht den gewünschten Effekt auf den ich gehofft hatte. Im Gegenteil, der Professor redet komplett an mir vorbei während ich immer wieder die Szene im Treppenhaus vor Jaydens Wohnung durchgehe. Seine Worte brennen sich in mich ein und hallen wie ein Echo nach. Wie in Dauerschleife laufen die paar Minuten in meinem Kopf auf und ab und ich merke, wie meine Gedanken in ein Chaos geraten. In einen Strudel voller Vorwürfe, Traurigkeit und Wut auf mich, auf Jayden und auf seine Ex. Aber wahrscheinlich wusste sie nicht mal, dass er sich mit einer Studentin vergnügt.
Als ich mich am Abend müde in die Wohnung schleppe, kann ich es kaum erwarten eine Dusche zu nehmen und mich in meinem Bett zu verkriechen. Und am liebsten darin auch für immer zu bleiben. Ich schließe hinter mir die Wohnungstüre und entdecke sofort Rose. Sie steht in der Küche, summt vor sich hin und rührt in einem großen Topf herum. „Hey."
Ich erwidere kurz ihren Blick müde und zwinge mich schweren Herzens zu einem Lächeln. „Du bist ja gut drauf.", murmle ich.
„Ja war einfach ein guter Tag. Hast du Hunger, ich habe Pasta gemacht.", fragt sie und mustert mich neugierig.
Bei dem Wort Hunger knurrt mein Magen und mir fällt ein, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen habe. Ich bekomme zwar keinen Bissen hinunter, aber wenn ich nichts esse kippe ich wahrscheinlich um. Also nicke ich. „Ja."
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Love, friendship and other problems
RomanceDie drei Freundinnen Alice, Rose und Kat können nicht unterschiedlicher sein. Aber in einer Sache sind sie sich einig. Sie brauchen eine Pause von Männern, und zwar jetzt. Also schließen sie einen Pakt, dass sie ein Jahr auf Männer verzichten. Aber...