Rose
Mir ist nie klar welche Wirkung Gerüche auf einem haben können. Aber jedes Mal, wenn ich dieses Haus betrete, wird mein Körper mit diesem vertrauten Geruch umhüllt und sofort verfalle ich in diese Zeit zurück. In die Zeit, als ich hier jeden Tag ein und aus gegangen bin, in die Zeit in der ich noch nicht diesen Schmerz empfunden hatte. Eine Zeit, in der ich dachte, dass die erste große Liebe bloß nur die erste große Liebe ist und niemals so schmerzen könnte. Ich dachte immer diese Schmerzen kommen erst, wenn man älter wird, aber das hat nichts mit dem Alter zu tun. Das hat mit der Person zu tun, die dich verletzt. Da ist es egal wie alt du bist, der Schmerz trifft dich so oder so.
Ich stelle Wasser auf den Herd und starre müde aus dem Fenster. Meine Tante ist vor ein paar Minuten abgefahren, da sie mir geholfen hat, die Arbeit auf der Farm zu erledigen. Sie wohnt nur eine halbe Stunde entfernt und ich war ihr wirklich dankbar gewesen. Die Farm ist nicht sehr groß, früher hatten wir mehr Tiere, aber seit dem mein Dad weg ist, hat Mum alles etwas verkleinert. Die Arbeit musste schließlich nur mehr von einer Person erledigt werden.
Ich fahre herum als hinter mir das Wasser kocht. Nachdem ich mir den Tee zubereitet habe, mache ich mich damit auf den Weg ins Wohnzimmer. Der Tag war lang. Zuerst war ich bei Mum im Krankenhaus, die Ärzte wollen sie noch zur Beobachtung behalten. Aber wenn alles gut läuft kann sie morgen nach Hause. Am Nachmittag bin ich nach Hause und habe mit meiner Tante die Arbeit erledigt. Abgesehen von den Umständen meiner Mum ist es wirklich schön, mal wieder zu Hause zu sein. Ich hatte gestern den ganzen Tag über bei Mum am Bett gesessen und wir haben einfach geredet. Es tat gut, ihr alles zu erzählen, was gerade in meinem Leben schiefläuft.
Ich stelle die Tasse ab und will es mir gerade gemütlich machen, da höre ich die Türklingel. Ich lausche kurz und frage mich wer schon um diese Uhrzeit hier aufkreuzt. Aber als es nochmal klingelt, gehe ich schließlich zur Türe und mache auf.
Vor mir steht Charlie und lächelt mich schief an. „Was machst du denn hier?", entfährt es mir, weil ich tatsächlich überrascht bin ihn hier zu sehen. Ich dachte, er wäre schon längst wieder in London.
Er hat die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und zuckt locker mit den Schultern, während seine Augen auf mich gerichtet sind. „Der Gedanke, dass du hier so alleine herumsitzt, hat mir nicht gefallen. Also dachte ich ...", er zögert. Charlie öffnet wieder den Mund um etwas zu sagen und deute dann hinter sich. „Ich kann auch wieder gehen, vielleicht willst du auch deine Ruhe oder du willst mich gar nicht hier haben."
Ich muss zögerlich lächeln. „Ich dachte du bist schon wieder in London.", sage ich und lehne mich an die geöffnete Türe an.
„Nein, ich nütze die Zeit zuhause. Ich war seit dem Sommer nicht mehr hier, also bleibe ich bis morgen.", murmelt er.
Ich mustere sein Gesicht und muss ich auf die Narbe sehen. Obwohl sie mit schlimmen Erinnerungen verbunden ist, mag ich sie irgendwie. Dann sehe ich wieder in seine blauen Augen und nicke. „Wenn du willst kannst du reinkommen, ich meine du kannst auch hier draußen stehen bleiben, wenn dir das lieber ist." Vor drei Wochen hätte ich mich noch selbst eine geklatscht, weil ich Charlie anbiete rein zukommen. Aber irgendwas in mir sträubt sich, ihn wieder wegzuschicken.
Er lächelt. „Hier draußen ist es kalt, also ja gern." Er tritt ins Haus und geht an mir vorbei. Er zieht seinen unvergleichlichen Duft nach und ich ertappe mich dabei, wie ich die Luft tiefer einatme. War es wohl eine gute Idee?
Ich schließe hinter uns die Türe und gehe voraus ins Wohnzimmer. „Ich wollte gerade mit der Serie Sex and the city starten, also ...", sage ich gedehnt und sehe über die Schulter zu ihm. Charlie betritt das Wohnzimmer und ich muss daran denken, wie selbstverständlich er hier früher aus und eingegangen ist. Wir waren die meiste Zeit bei mir zuhause, weil uns meine Mum wirklich in Ruhe gelassen hat und nicht wie ein Adler um uns herumgesegelt ist. Seine Eltern hatten immer ein wachsames Auge, aber ich glaube es lag mehr an der Tatsache, dass sich Charlie bei uns wohler gefühlt hat als in seinem eigenen Zuhause.
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Love, friendship and other problems
RomanceDie drei Freundinnen Alice, Rose und Kat können nicht unterschiedlicher sein. Aber in einer Sache sind sie sich einig. Sie brauchen eine Pause von Männern, und zwar jetzt. Also schließen sie einen Pakt, dass sie ein Jahr auf Männer verzichten. Aber...