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Kat

Im Halbschlaf taste ichungeschickt nach meinem Handy. Meine Augen bekomme ich bloß halb auf, weil es mitten in der Nacht sein muss. Das Leuchten des Displays lässt mich ein paar Mal blinzeln und sofort stelle ich die Helligkeit runter. Dann fällt mir wieder ein, dass ich ja gehört habe wie es vibriert hat und sehe, dass ich eine Nachricht von Luke habe.

Ich richte mich etwas auf und öffne sie. Es ist ein Bild von ihm und einem Freund in einer Bar. Darunter steht: „Babe, der Idiot hier glaub mir nich, dass wir miteinander ins Bett gehen. Er wills von dir hören. Er würde dich morgen noch gern sehen, bevor er wieder verschwindet. Bis morgen." Ich schmunzle in mich hinein und schüttle den Kopf. Idiot.

Beide grinsen über beide Ohren in die Kamera, während ich rundherum noch ein paar seiner Freunde entdecken kann. Luke hat mir gestern erzählt, dass ein alter Freund von ihm in der Stadt ist und sie die Nacht durchmachen wollen. Ich habe bloß die Augen verdreht, ihm die Wange sanft getätschelt und gesagt, dass er bitte morgen noch am Leben sein soll. Ich kenne diesen guten alten Freund von früher und wenn die beiden losziehen, eskaliert es meistens. Einmal hatte er es geschafft, dass er mich nicht mehr erkannt hat, weil er so hake dicht war.

Ich lege das Handy schmunzelnd wieder zur Seite und schlage die Decke zurück. Es ist erst kurz nach Mitternacht, aber ich bin gestern früh ins Bett. Ich tapse schlaftrunken in den Flur und reibe mir die Augen. Aber bis zur Küche schaffe ich es nicht, da von Alice' Zimmer Geräusche zu mir hindurch dringen. Ich bleibe vor ihrer Türe stehen und lausche. Immer wieder dringt gedämpft ein leises Schluchzen durch die Türe.

Vorsichtig trete ich an die Türe heran und klopfe leise. „Alice?" Als ich nichts höre, drücke ich die Türklinke hinunter und spähe durch den Spalt. Schwaches Licht erfüllt den Raum und ich erkenne Alice' Umrisse. Sie kauert mit angezogenen Beinen vor ihrem Bett auf dem Boden, den Kopf gesenkt.

„Hey, was ist denn los?", frage ich sie sanft. Gleichzeitig spüre ich wie die Sorge um meine beste Freundin an mir hochkriecht und sich breitmacht, als sie mich ansieht. Ihre Augen sind gerötet und müde sehen sie mich an.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.", schnieft sie und wendet wieder den Kopf ab.

„Hast du nicht.", versichere ich ihr. „Willst du darüber reden, was passiert ist?"

Langsam sieht zu mir hoch und schluckt. „Kat, ich habe was Dummes gemacht.", nuschelt sie und schnieft dann wieder.

Ich öffne die Türe ein Stück weiter und runzle die Stirn. „Haben wir doch alle schon mal.", sage ich und hoffe, dass meine Worte sie besänftigen. Ich betrete ihr Zimmer und setzte mich neben ihr auf den Boden. Ohne zu zögern nehme ich sie in den Arm und schlinge meine Arme fest um ihren zarten Körper. Schwer und zitternd liegt sie in meinen Armen, immer wieder schluchzt sie leise.

Eine Weile halte ich sie einfach fest und dränge sie nicht, mir zu erzählen was ihr so zu schaffen macht. Es muss es etwas Schlimmes sein, sonst würde sie nicht mitten in der Nacht heulend in ihrem Zimmer sitzen. Die Sorgen um meine beste Freundin werden immer größer, je mehr ich mir ausmale was passiert sein könnte. Alice habe ich noch nie so gesehen, denn sie ist von uns dreien die, die immer stark ist. Sie ist diejenige, die ihren Gefühlen nicht die Oberhand lässt, sondern ihr rationales Denken einschaltet und versucht so die Probleme zu lösen. Rose und ich haben manchmal unsere Gefühle nicht so sehr unter Kontrolle und lassen uns davon leiten.

Ich erinnere mich daran, als ich wegen Luke so am Boden war. Alice und Rose haben mich getröstet und waren einfach für mich da. Dafür liebe ich die beiden so sehr. Und gerade bin ich froh, dass ich für Alice da sein kann. Denn ich spüre, wie sehr sie mich braucht.

Love, friendship and other problemsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt