Teil8

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„Werden Sie nicht unverschämt, Miss Granger", zischte ihr Zukünftiger mit drohender Stimme, aber sie beachtete es gar nicht, sondern blickte Albus Dumbledore fest in die Augen, der nach kurzem Zögern schließlich nickte.

„Nennen Sie uns die weiteren Punkte, Miss Granger", forderte er sie auf.

Sie wandte ihren Blick erneut Professor Snape zu. Nur ihre Wangen, die sich leicht rot verfärbt hatten, und ihre zitternden Hände verrieten, wie sie zu dem Thema stand, denn ihre Stimme war fest, als sie sagte: „Sie werden mich nicht beherrschen. Sie werden mich weder schlagen oder mir sonst wie Gewalt antun. Sobald die Vorgaben des Gesetzes erfüllt sind, das heißt, sobald ich ... schwanger bin", sie stockte kurz, „werden Sie mich nie mehr ohne meinen Willen anfassen. Und Sie werden mir niemals mein ... Kind wegnehmen, wenn sich unsere Wege jemals trennen sollten."

„Miss Granger, Sie vergessen sich!", erklärte der Schulleiter. „Professor Snape würde Ihre Situation niemals ausnutzen. Auch er bringt ein Opfer, indem er Sie heiratet, Sie sollten etwas mehr Vertrauen zu ihm haben und sich überlegen, was Sie da von ihm verlangen!"

„Lass es gut sein, Albus", unterbrach ihn der Meister der Zaubertränke mit plötzlich erschöpfter Stimme. „Miss Grangers Forderungen sind berechtigt, das weißt du. Ich akzeptiere sie."

Die beiden Zauberer blickten sich an, ein stummer Gedankenaustausch schien zwischen ihnen stattzufinden.

Schließlich stand der jüngere der beiden Männer auf. „Wenn es nichts mehr zu besprechen gibt, ich würde gerne noch einige Dinge vor der Hochzeit regeln."

Damit drehte er sich auf dem Absatz herum und verschwand mit wehendem Umhang.

Der Schulleiter blickte ihm sinnierend nach, während Hermione verwundert auf ihrem Platz saß. Sie konnte nicht glauben, dass es so einfach gewesen war. Er hatte sich nicht lange gegen ihre Forderungen gesträubt, eigentlich gar nicht. Was war hier gerade passiert? Was führte er nur im Schilde?

„Nun, Miss Granger, ich glaube, das war alles", sagte Professor Dumbledore schließlich seufzend. „Sie können gehen."

Hermione erhob sich und ging langsam zur Tür hinüber. Als sie schon fast durch war, sprach der Träger des Ordens des Merlins erster Klasse sie noch einmal an: „Ich weiß nicht, ob es Ihnen bewusst ist, Miss Granger, aber alles was Professor Snape erlebt, wird vom Dunklen Lord inspiziert. Er erforscht mit Hingabe die Erinnerungen seiner Untergebenen, weidet sich an der Angst und der Gewalt, die sie verbreiten. Es ist sehr schwer, Erinnerungen ihm gegenüber geheim zuhalten ... Und noch schwerer ist es, falsche Erinnerungen wie echte wirken zu lassen, um Voldemort zu täuschen."

Er blickte Hermione an, die sich bei seinen Worten umgedreht hatte und ihn fragend anblickte.

„Was, Miss Granger, glauben Sie, wird der Dunkle Lord von Professor Snape verlangen, wenn Sie seine Frau geworden sind?", beendete er seine Ausführungen und wandte sich den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu.

Die junge Frau stand reglos in der Tür, unfähig, sich zu bewegen. Sie verstand, worauf der Schulleiter hinauswollte, warum er Widerspruch eingelegt hatte.

Indem sie Professor Snape zu dem Zugeständnis gebracht hatte, sie nie gegen ihren Willen anzufassen, hatten sie ihn unwissentlich in noch größere Gefahr gebracht.

Langsam, schwerfällig und mit gesenktem Kopf drehte sie sich herum. Dabei fiel ihr Blick auf Professor Dumbledores rechte Hand, die schwarz und verschrumpelt auf dem Schreibtisch lag wie die Hand eines Skeletts. Unwillkürlich schauerte Hermione bei dem Anblick voller böser Vorahnungen und verließ eilig das Schulleiterbüro. Während sie die Gänge hinabging, kreiste ihr nur eine Frage im Kopf herum. Wenn er das alles doch wusste, wieso hatte Professor Snape ihren Bedingungen dann zugestimmt? Und was sie fast noch mehr beunruhigte: Wenn sie diese Dinge nicht gefordert hätte, hätte er dann versucht, echte Erinnerungen zu schaffen?

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