„Die ganze Situation ist nicht einfach für sie, sie leidet darunter", informierte ihn eine weiche Stimme und er hob kurz den Kopf, bevor er sich wieder seinem Pergament zuwandte.
„Damit ist sie nicht die Einzige und wird damit klarkommen müssen", entgegnete er knapp.
„Sie ist eine starke, mutige, junge Frau, wie dir sehr wohl bewusst ist", kam die Erwiderung. „Aber du hast sie in eine Lage gebracht, in der ihr das nichts nutzt. Es gibt keinen realen Gegner, keinen Feind, auf den sie ihre Kraft, gegen den sie ihren Mut richten kann. Sie ist völlig hilflos und daran wird sie zerbrechen. Nicht sofort, nicht über Nacht, es wird sie langsam und quälend zugrunde richten. Ich weiß nicht, was genau du mit ihr anstellst, was dein Plan ist, aber ich sage dir, er wird auf Dauer nicht funktionieren, wenn du sie nicht verlieren willst."
Sorge schwang in Margerys Stimme mit, als sie den Zaubertränkemeister, den sie jetzt schon solange kannte, aus dem Porträt in seinem Büro heraus beobachtete. Es hatte einiger einschmeichelnder und auch drohender Worte bedurft, den rechtmäßigen Besitzer, Glover Hipworth, den Erfinder des Aufpäppeltrankes, dazu zu bringen, sein Gemälde zu verlassen und ihr diese Zeit, mitten in der Nacht, eineinhalb Wochen nach der Hochzeit, mit Severus zu ermöglichen. Aber sie hatte mit ihm sprechen müssen, mit diesem Mann, den sie seit seinem fünften Jahr als Schüler kannte und auch davor schon still und leise beobachtet hatte. Weil ihr etwas an Hermione lag und sie sah, dass die beiden auf eine Situation zusteuerten, aus der sie irgendwann nicht mehr hinauskommen würden, in der sie nicht mehr umdrehen konnten. Sie wusste, dass Hermione Albträume hatte, sie musste nicht erst in das Bild in ihrem Zimmer gehen, um es zu erfahren. Ihre Schreie, das Wimmern, das Flehen und die anschließenden Schluchzer, die durch die Türen drangen, waren alles an Beweis, was Margery brauchte. Und man musste kein Genie sein, um herauszufinden, was der Grund war, wenn der naheliegende Schluss, dass Severus bei ihr war, nicht zutraf. Und da Hermione, soweit sie wusste, früher nie Albträume gehabt hatte, konnte es nur eine Erklärung dafür geben, dass sie jetzt anscheinend so intensive erlebte. Wieder blickte sie auf den Mann hinunter, der immer noch schweigend an seinem Schreibtisch saß, den Kopf gesenkt und offensichtlich unwillig, mit ihr zu sprechen.
Ihre Gedanken wanderten zurück, zurück zu der Zeit, als er noch ein Schüler gewesen war.
Seine Liebe zu den Zaubertränken hatte zuerst ihr Interesse geweckt ...
Schon seit Jahrzehnten beobachtete sie den Unterricht, immer wieder darüber erstaunt, wie einfältig manche Schüler waren. Und ab und zu war dann einer dabei, dessen Brillanz zu strahlen schien, wenn er an einem Kessel stand und bei dem es ihr unglaubliche Freude bereitete, seinen Weg mitzuerleben, ihn still und heimlich zu begleiten, sich mit ihm über seine Erfolge zu freuen und seine Misserfolge zu bedauern.
So jemand war Severus von Anfang an gewesen und er hatte sie fasziniert wie noch kein Schüler zuvor, dieser stille, schüchterne, junge Mann, der so unbeliebt zu sein schien und doch so fähig, so intelligent war.
Vier Jahre ... Vier Jahre lange war sie sein Schatten gewesen, eine stille Beobachterin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, diesen jungen Mann zu verstehen. In dieser Zeit hatte sie einiges gesehen, es gab nicht viel, was sie nicht von ihm wusste. Sie hatte Tränen geweint, als sie nach jedem Ferienende die blauen Flecken auf seinem Körper entdeckt hatte, die sich jedes Mal hartnäckig auf seiner Haut hielten. Ihr Herz war vor Kummer übergelaufen, wenn er in den ersten Jahren nachts in seinem Bett lag und sich in den Schlaf weinte. Seine Faszination für die dunklen Künste wuchs mit jedem Tag, aus der Verzweiflung heraus geboren, nie mehr der Empfänger von Schmerzen zu sein, und seine Fähigkeiten blieben auch den Slytherins nicht verborgen. Er fand Anschluss an Menschen, die ihn glauben machten, sie wären seine Freunde, aber er ließ sich nicht täuschen. Noch nicht ...
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Der Blickwinkel macht den Unterschied
FanficGut, um es kurz zu machen. Vor einigen Jahren wurde mir die Aufgabe gestellt, eine Parodie zu schreiben über etwas, was mich bei Fanfiktion stört. Dabei dachte ich spontan an diese ganze Heiratsgesetzklamotte, die schon gefühlte tausend Mal in FFs d...