Teil31

656 35 0
                                    

„Severus!"

Der Ruf klang von den Kerkerwänden wieder und der Zaubertrankmeister blickte unwillig von dem Zauberkessel auf, vor dem er gerade stand. Erneut wurde er gerufen und unwillig stellte er die Phiole, die er gerade gehalten hatte, auf den Tisch, versah den Kessel mit einem Stasizauber und eilte von seinem Labor in sein Arbeitszimmer. Dort erblickte er Albus' Kopf in seinem Kamin.

„Was", setze Severus mit abweisender Stimme an, „kann so wichtig sein, dass ich dafür meine Arbeit am Veritaserum unterbrechen muss, Albus?"

„Es gab einen Unfall in Hogsmeade, Madame Pomfrey benötigt deine Hilfe, komm' bitte sofort in den Krankenflügel. Eine Gryffindor ist mit einem dunklen Fluch belegt worden, ich weiß noch nichts Genaueres. Hagrid bringt sie gerade her."

Hermione!, schoss es dem Zaubertränkemeister durch den Kopf und er hörte die letzten Worte schon gar nicht mehr, sondern hastete aus dem Raum. Im Laufen zog er seinen Zauberstab und rief: "Accio Adversus Devotio!"

Fast nachlässig fing er die Phiole auf, die nach einigen Sekunden auf ihn zuflog, und steckte sie in eine der vielen Taschen in seinem Umhang.

Seine Gedanken rasten. War es Hermione? War ihr etwas passiert? Er hatte gewusst, dass sie draußen nicht sicher wäre. Wieso hatte er sie gehen lassen?

Die unterschiedlichsten Gefühle bestürmten ihn, Gefühle, die er kaum noch kannte. Neben seiner vertrauten Wut waren es Sorge und, wenn er ehrlich zu sich war, auch Angst.

Er war für sie verantwortlich, aber das war nicht alles. Er hatte sich an sie gewöhnt, an ihre leise Präsenz in seinen Räumen und er wollte das nicht verlieren, trotz der Dinge, die er ihr antat und der damit verbundenen Kämpfe, die er innerlich ausfocht.

Mit seiner in langen Jahren mühsam perfektionierten Selbstbeherrschung verdrängte er die Gedanken aus seinem Kopf und damit auch die Gefühle, die ihn daran hinderten, das zu tun, was notwendig war, um ihr zu helfen. Er konzentrierte sich stattdessen auf seine Wut. Wer steckte hinter dem Angriff und wer glaubte sie, war sie, dass sie einfach nach draußen gegangen war?

Die Tür zum Krankenflügel knallte gegen die Wand, als er sie mit einem Wink seines Zauberstabes öffnete und alle Anwesenden zuckten zusammen.

Das erste, was er bemerkte, waren große braune Augen, die ihn erschrocken ansahen.

Ihr war nichts passiert! Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf und ohne, dass er es verhindern konnte, machte sich Erleichterung in ihm breit.

Dann jedoch verfinsterte sich sein Gesicht, er ging schnellen Schrittes auf sie zu und zischte mit gefährlich leiser Stimme: „Wir sprechen uns noch."

Dann wandte er sich dem Bett zu und blickte auf die Schülerin, die dort lag. Katie Bell. Fast hätte er laut aufgelacht, weil er sich in Gedanken so hatte gehen lassen.

„Was ist passiert?", fragte er niemand Bestimmten. Sein Blick wanderte über die Anwesenden, darunter Minerva, die natürlich über die Gryffindors wachen musste, Albus, der gerade zur Tür hereinkam, Poppy, die sich über die Verfluchte gebeugt hatte und Diagnosezauber sprach und selbstverständlich das Magische Trio, das bei Unheil ja nie weit entfernt war. Schließlich blieb er bei Leanne James hängen, einer von Bells Klassenkameradinnen aus Gryffindor.

„Nun?", herrschte er diese gezielt an und beugte sich zeitgleich zu der Verfluchten hinunter.

„Sie ... sie", begann die Siebtklässlerin zitternd. „Wir waren in den Drei Besen und danach verhielt sich Katie merkwürdig. Sie hatte plötzlich ein Päckchen in den Händen und beharrte darauf, es sofort dem Empfänger bringen zu müssen. Sie lief fast den ganzen Weg zurück ins Schloss und ich hielt sie auf. Wir ... wir stritten und das Päckchen fiel zu Boden. Eine Kette fiel heraus und als sie dabei Katies Hand berührte ..." Leanne schloss die Augen und zitterte bei der Erinnerung.

Der Blickwinkel macht den UnterschiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt