Teil11

1K 46 0
                                    

„Ron!", schrie sie und lief auf ihn zu, genau in dem Moment, als er voller Zorn seinen Fluch sprach: „Crucio!"

Sie war bei ihrem Professor angekommen und ohne zu wissen warum, stellte sie sich zwischen die beiden. Ron durfte ihm nichts antun, nur weil er ein hitzköpfiger Idiot war! Das war nicht der richtige Weg. Sie hatte keine Zeit, sich noch zu schützen und hoffte nur, ihr Freund würde sehen, wer von seinem Fluch getroffen werden würde und ihn sofort wieder beenden. Zitternd und keuchend stand sie dort und plötzlich ging alles ganz schnell ...

Eine Hand fasste sie schmerzhaft fest am Oberarm und zog sie zurück, bis sie gegen etwas prallte, gleichzeitig hörte sie den, fast nachlässig hingeworfenen, Ruf: „Protego!"

Ein Schutzschild verbarg sie vor dem Fluch, der sie sonst Millisekunden später getroffen hätte, jetzt aber an eine der Kerkerwände abgelenkt wurde. Aus den Augenwinkeln sah sie eine Handbewegung und Ron brach gleich darauf lautlos vor ihr zusammen.

Die Gefahr war vorbei. Jetzt erst setzte ihr Gehirn die einzelnen Eindrücke zusammen. Sie fühlte den Stoff an ihrem Rücken, die Hand, die inzwischen um ihre Taille lag und sie vor Sekunden seitlich von Ron weggedreht hatte. Um sie zu schützen, erkannte sie plötzlich.

Der Meister der Zaubertränke, ihr neuer Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste und ... Verlobter ... Er hielt sie gegen seinen Oberkörper gepresst, schirmte sie vor der Gefahr ab. Mit großen Augen hob sie ihr Gesicht und blickte seitlich auf das markante Kinn und die hervorstehende Nase von Severus Snape, der seinen Blick immer noch starr auf Ron gerichtet hatte. Jetzt ließ er langsam seinen Zauberstab sinken und verringerte den Druck an Hermiones Taille. Plötzlich nahm sie die Wärme seiner Hand durch ihre Kleidung hindurch wahr und Blut schoss ihr in die Wangen aufgrund dieser, trotz ihrer Kleidung, intimen Berührung.

Nur eine schnelle Bewegung seines Handgelenkes war nötig und sein Zauberstab verschwand irgendwo in den Tiefen seines Umhanges. Sie konnte einen kurzen Augenblick der Bewunderung nicht unterdrücken. Seine Bewegungen hatten sie schon beim Zaubertränkebrauen immer fasziniert, aber sie hatte noch nie aus der Nähe gesehen, wie anmutig er sich auch sonst bewegte, noch nicht einmal im Unterricht in Verteidigung, wenn er ihnen neue Duellierzauber beibrachte. Auch dort schien er seine wirkliche Macht mühelos zu verschleiern und nur zu nutzen, wenn sie vonnöten war.

Er bewegte sich wie ein Panther, dachte sie unwillkürlich. Geschmeidig und tödlich.

„Miss Granger?", hörte sie plötzlich seine ungeduldige Stimme und erschrocken blickte sie ihm in die Augen, während er sie vollends losließ und einen Schritt zurückt trat. Seine Augen verengten sich und Wut spiegelte sich auf seiner Miene. „Das war unbedacht und unvorsichtig", herrschte er sie an. „Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor für diesen Leichtsinn."

Er drehte sich mit Schwung zu Harry herum, der die ganze Zeit wie angewurzelt dagestanden hatte. „Mister Potter, von Ihnen hätte ich mehr erwartet! Stehen Sie nicht tatenlos hier herum. Bringen Sie Ihren ... törichten Freund in den Gemeinschaftsraum, wenn ich bitten darf, und wecken Sie ihn dort auf. Falls er erneut auf die Idee kommt, mich mit seinem Besuch zu ... beehren, dann hat er hoffentlich auf dem Weg genug Zeit, seine eigene Dummheit zu erkennen. Für Sie alle hundert Punkte Abzug für die Nichtbeachtung der Sperrstunde! Und jetzt machen Sie, dass Sie fortkommen!"

Ohne jeden Widerspruch nickte Harry, zog seinen Zauberstab hervor und deutete auf Ron. „Levicorpus!", rief er mit leiser Stimme und bugsierte seinen Freund vorsichtig den Korridor hinunter. An der Biegung angekommen, wandte er sich um. „Kommst du, Hermione?", fragte er mit unsicherer Stimme.

„Geh schon vor, Harry, ich hole dich gleich ein", entgegnete sie mit fester Stimme, den Blick immer noch auf ihren Professor gerichtet.

Dieser schaute stumm zurück. „Was wollen Sie noch, Miss Granger?", zischte er schließlich ungeduldig. „Sie haben mich jetzt alle drei lange genug von meiner Arbeit abgehalten, ich denke, es reicht für einen Abend!"

Der Blickwinkel macht den UnterschiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt