Teil10

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Ungehalten blickte Severus auf, als ein heftiges Klopfen an seiner Tür seine Konzentration störte und ihm beim Korrigieren der Aufsätze der Zweitklässler unterbrach. Hufflepuffs und Ravenclaws, eine nervenaufreibende Kombination, wenn man von passablen Recherchen zu denjenigen wechselte, die nicht einmal seine Beachtung verdienten.

Unwillig legte er seine Feder auf den Tisch neben das Glas mit der roten Tinte und erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung. Ein kurzer Blick auf seine Taschenuhr zeigte ihm, dass die Sperrstunde bereits begonnen hatte. Seine Augenbrauen zogen sich finster zusammen. Wer konnte ihn jetzt noch stören? Mit ein paar langen Schritten hatte er sein Büro durchquert und riss die Tür auf.

Beim Anblick des unerwarteten Besuchers zuckte ganz kurz Überraschung über sein Gesicht, sie verschwand jedoch genauso schnell, wie sie gekommen war. Schon zu lange war das Verbergen von Gefühlen Teil seines Lebens geworden ...

„Mister Weasley", zischte er mit gefährlich sanfter Stimme. „Ich hoffe, Sie haben eine exzellente Erklärung dafür, warum Sie mich um diese Uhrzeit aufsuchen, ansonsten wird sich Ihr Haus über fünfzig Punkte Abzug wegen Nichtbeachtens der Sperrstunde freuen dürfen."

Er hasste diesen Blick ... Und jetzt, wo er wusste, was passieren würde, konnte er ihn noch weniger ertragen. Er verschleierte nichts. Offen und schonungslos zeigte er die Meinung seines Besitzers ihm gegenüber.

Ron ballte die Fäuste, als er seinem ehemaligen Professor für Zaubertränke in die Augen schaute.

Verachtung las er dort, aber das war nicht das Schlimmste, immerhin war er nach all den Jahren schon daran gewöhnt. Viel schlimmer war dieser ganze bestimmte Ausdruck, dieses milde, nachsichtige Interesse, als ob er irgendein lästiges Insekt war, dass man verscheuchen wollte, es aber eigentlich nicht der Mühe wert war.

Schon immer war er damit bedacht worden, kaum dass er zehn Minuten im Zaubertränkeklassenzimmer gesessen hatte, damals als Erstklässler. Und seitdem war er nie mehr verschwunden. Die Nuancen waren manchmal verschieden, ab und zu überwiegten Ärger oder Wut vor diesem Ausdruck des Ärgernisses, der Bedeutungslosigkeit, aber im Kern blieb er immer vorhanden.

Er zeigte Ron jedes Mal aufs Neue, was er für seine Umwelt war, seit seiner Geburt, seit er als jüngster männlicher Nachkomme der Weasleys geboren worden war. Ein Nichts, unbedeutend, keinerlei Beachtung wert.

Aber jetzt, wo er gerade erfahren hatte, dass all seine Wünsche und Träume zerstört worden waren und dieser Mann mit daran Schuld war, konnte er den Blick noch weniger ertragen, noch weniger übersehen, wofür er stand, und wandte den Blick ab, immer noch mit geballten Fäusten.

Seine Wut, die auf dem Weg in die Kerker etwas abgeflaut war, schwoll wieder an.

„Nun, Mr. Weasley, haben Sie vor, noch ein paar Stunden vor meiner Tür zu stehen? Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann verschwinden Sie endlich und belästigen mich nicht weiter!", durchdrang die jetzt genervt klingende Stimme seines Lehrers die Stille.

„Lassen Sie sie in Ruhe!", antwortete Ron mit leiser Stimme, kaum hörbar. Er schaute auf, begegnete dem kalten Blick und fuhr fort: „Nehmen Sie Ihre Unterschrift zurück! Sie wollen das doch gar nicht. Haben Sie dabei auch nur einmal an Hermione gedacht? Sie hat das nicht verdient! Sie hat es nicht verdient, mit einem, einem ... mit jemandem wie Ihnen für den Rest ihres Lebens gefangen zu sein! Lehnen Sie ab! Sie verdienen sie nicht, Sie ..."

„Sprechen Sie nicht von Dingen, von denen Sie nichts verstehen, Mr. Weasley", unterbrach ihn der Meister der Zaubertränke unwirsch. Dann wurde sein Blick spöttisch und höhnisch verzog er die Mundwinkel, bevor er mit vor Sarkasmus triefender Stimme fortfuhr: „Sind Sie etwa deswegen gekommen? Ganz der Gryffindor! Selbstlos stellen Sie sich dem Drachen entgegen, um Ihre Freundin zu beschützen! Wie edelmütig. Und dumm!"

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