„Das reicht für die erste Doppelstunde aus. Wir sind fertig."
Seine Worte rissen Hermione aus ihrer Konzentration. Die letzten zehn Minuten hatte sie darauf verwendet, irgendeinen Ansatz in ihrem Kopf zu finden, der ihr einen Hinweis auf ihren „Schlüssel" geben würde. Allerdings war sie nicht sehr erfolgreich dabei gewesen. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was ihr diesen mysteriösen Zugang gewähren würde, und so war ihr Mann die letzte Stunde immer und immer wieder in ihren Geist eingedrungen. Nur durch das Fokussieren ihrer Gedanken oder die oft auch gescheiterten Versuche, diesen abzuschalten, hatte sie ihn verdrängen können. Doch jedes Mal, wenn sie danach in sein Gesicht blickte, wusste sie, dass das kein Grund zur Freude oder zum Triumphieren war. Seine leicht gelangweilte Miene und sein etwas abwesender Gesichtsausdruck verrieten ihr, dass er nicht voll bei der Sache war, nicht seine ganze Kraft einsetzen musste und sie alles in allem nicht einmal annähernd seine Fähigkeiten in der Legilimentik ausreizte.
Es war so frustrierend, dass sie am liebsten aufgeschrien und etwas an die Wand geworfen hätte. Gleichzeitig stachelte es ihren Ehrgeiz ungemein an. Sie fühlte, wie der Wunsch, ihm ebenbürtig zu sein, durch sie hindurchfloss, sie dazu anspornte, sich noch mehr zu konzentrieren, noch verzweifelter zu versuchen, diesen vermaledeiten Zugang zu finden.
Natürlich hatte er ihr verschwiegen, dass er selbst Monate dafür gebraucht hatte und bis auf das kurze Lob seiner Anerkennung für ihre, doch so beachtliche, Leistung keinen Ausdruck verliehen. Das war nicht seine Art. Sie musste es alleine schaffen und sie würde es hinbekommen, selbst wenn er Albus' Methoden würde anwenden müssen und sie künftig hinterrücks überfallen würde.
Während Hermione wieder in die Gegenwart zurückfand, war Severus bereits aufgestanden und ging in Richtung seines Büros, als er sich noch einmal umdrehte und emotionslos sagte: „Du solltest heute früher ins Bett gehen, das Erlernen der Okklumentik ist ein anstrengender Prozess für den Körper, auch wenn du das jetzt noch nicht merken solltest."
Sie nickte und stand mit etwas zittrigen Beinen ebenfalls auf, um in ihr Arbeitszimmer zu gehen und dort nach weiterer Lektüre zu suchen, die ihr vielleicht noch mehr verraten, einen Anhaltspunkt geben würde oder einen Tipp.
„Vielen Dank", sagte sie daher nur und wandte sich zum Gehen.
„Ach, Hermione, noch etwas: Wenn ich dich noch einmal unerlaubt in meinem Labor erwische, dann werden Hauspunkte die Geringste deiner Sorgen sein", rief er ihr mit gefährlich sanfter Stimme hinterher und grinste böse, als sie wie betäubt auf der Treppe verharrte und sich ihre Wangen rot färbten. Damit wandte er sich ab und verschwand.
Verdammt! Hatte er gerade diese eine Erinnerung finden müssen?, dachte sie wütend und beschämt. Und dieses Mal konnte sie ihm nicht einmal vorwerfen, ungerecht zu sein, denn sie hatte den Tadel durchaus verdient.
Langsam ging sie die Treppe hoch und spürte mit jedem Schritt, wie sie müder wurde. Er schien recht zu haben, es war anstrengender gewesen, als sie es für möglich gehalten hatte.
Anstatt zu ihren Büchern, ging sie geradewegs in ihr Schlafzimmer, ließ sich voll bekleidet auf ihr Bett fallen und war keine fünf Minuten später eingeschlafen, dabei war es gerade einmal kurz nach vier.
Ungeduldig saß er am Esstisch und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Wo blieb sie nur? Die Uhr war bereits über die sieben gewandert und die Elfen würden das Abendessen nicht ewig warmhalten.
Er wartete noch eine Minute, dann stand er unwirsch auf und eilte mit großen Schritten in ihre Räume. Oben angekommen sah er zuerst in ihrem Arbeitszimmer nach, vermutete er doch, sie wäre mal wieder in eine ihrer Studien vertieft.
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Der Blickwinkel macht den Unterschied
FanfictionGut, um es kurz zu machen. Vor einigen Jahren wurde mir die Aufgabe gestellt, eine Parodie zu schreiben über etwas, was mich bei Fanfiktion stört. Dabei dachte ich spontan an diese ganze Heiratsgesetzklamotte, die schon gefühlte tausend Mal in FFs d...