Teil9

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„Du siehst das absolut falsch, Ron", erklärte Harry seinem besten Freund zum bestimmt fünften Mal. „Die Chudley Cannons können dieses Jahr nicht gewinnen, weil Stuart Worthington ein absolut unfähiger Sucher ist. Das können selbst die drei Jäger nicht mehr wettmachen. Sobald die Mannschaft gegen die Appleby Arrows antreten muss, werden sie innerhalb von einigen Minuten vom Platz gefegt. In den letzten fünf Spielen hat Thomas Border den Schnatz jedes Mal innerhalb der ersten zwanzig Minuten gefangen!"

Ron schüttelte auf diese Ausführungen hin heftig den Kopf. „Das ist doch alles Quatsch, Harry. Das ist doch nur EIN Sucher, EIN Gegner. Die Chudleys werden dafür alle anderen locker besiegen können und dann ...!"

„HÖRT ENDLICH DAMIT AUF!", schrie Hermione ihre beiden Freunde an, nachdem sie bereits seit zehn Minuten versuchte, deren Aufmerksamkeit zu gewinnen, sich jedoch nicht gegen die Diskussion hatte durchsetzen können. Bis jetzt.

„Ich versuche euch etwas wirklich Wichtiges zu erzählen und ihr sitzt hier untätig herum und unterhaltet euch über euer blödes Quidditch!", fuhr sie wütend fort und funkelte die beiden an, die ihren Blick mit offenem Mund sprachlos erwiderten.

Schließlich schluckte Harry, hob beruhigend die Hände und sagte: „Beruhige dich, Hermione. Wir sind jetzt ganz Ohr, erzähl uns, was los ist."

Ron nickte nur zustimmend, woraufhin Hermione einmal tief durchatmete, sich sammelte und die beiden wieder anschaute. „Kommt mit, hier können wir nicht reden."

Mit diesen Worten drehte sie sich rum und verließ eilig den Gemeinschaftsraum.

Die beiden jungen Männer blickten sich an. „Haben wir irgendetwas falsch gemacht?", fragte Ron irritiert und Harry zuckte nur mit den Schultern, bevor sie sich beeilten, ihrer Freundin zu folgen. Sie wussten, wenn Hermione so drauf war, war es besser, sie nicht noch mehr zu reizen.

Seufzend ließ sich Hermione auf der Brüstung des Astronomieturms nieder und blickte auf die Ländereien, die gerade nach von den letzten Sonnenstrahlen erhellt wurden. Rot funkelte der Verbotene Wald und sah von hier oben fast harmlos aus. Sie zog ihren Mantel enger um sich. Es war kalt geworden, man spürte den Winter schon nahen. Sie fühlte, wie die Kälte sich ihres Körpers bemächtigte, sich langsam in ihr Inneres fraß, zusammen mit ihren Ängsten und Sorgen.

„Ist alles ok, Hermione?", kam eine zögerliche Stimme von hinten. Sie wandte den Kopf und sah ihre beiden besten Freunde unschlüssig an der Tür stehen.

„Ich wollte es euch selbst sagen, bevor der Tratsch losgeht. Damit ihr Zeit habt, es zu begreifen und meine Entscheidung zu akzeptieren", begann sie langsam mit unschlüssiger Stimme, den Blick auf den Boden gerichtet. Nach einigen Sekunden schaute sie Harry und Ron in die Gesichter, blinzelte einige Tränen weg und flüsterte: „Bitte hasst mich nicht. Wenn es einen anderen Weg geben würde ... Aber es gibt keinen, es ist die einzige Möglichkeit. Bitte versucht, mich zu verstehen."

Sie wandte sich ab, versuchte sich beim Anblick der Landschaft wieder zu fassen.

Leicht legte sich eine Hand auf ihre Schulter und Harry sagte mit leiser Stimme: „Hermione, was ist es? Du bist unsere Freundin, wir werden dich niemals hassen. Du kannst uns alles sagen."

„Genau, wir sind immer für dich da", bekräftigte Ron und trat ebenfalls näher.

Mit Tränen in den Augen lächelte sie die beiden dankbar an, bevor sie schließlich mit etwas festerer Stimme sagte: „Es gibt da ein Gesetz ... Es ist gestern in Kraft getreten und betrifft volljährige Muggelgeborene wie mich. Es kursiert schon länger durch das Ministerium, aber bisher konnte Professor Dumbledore es immer noch abwenden. Gestern jedoch ... ist es ohne ihn verabschiedet worden."

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