Teil14

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„Professor Snape?", rief ihn leise eine zögerliche Stimme und weckte ihn damit aus dem unruhigen Schlaf, in den er vor einigen Stunden gefallen war, nachdem der Traumlostrank viel zu schnell seinen Effekt verloren hatte. Das passierte bei Opfern des Cruciatus leider sehr häufig. Die Schäden, die dem Körper hierdurch zugefügt wurden, schienen eine kürzere Wirkungsdauer der Heiltränke zur Folge zu haben. Allerdings half er in gewisser Weise auch bei der schnelleren Linderung einiger Symptome, daher war es naheliegend, dass einige Inhaltsstoffe die Auswirkungen des Fluches zumindest abmilderten.

Allerdings nicht die Schmerzen, das stand fest, dachte Severus, als er, innerlich fluchend, vorsichtig die Augen öffnete und den Kopf zur Seite wandte. Er verwünschte sich fast sofort dafür, dass er sich nicht einfach weiter schlafend gestellt hatte, denn vor ihm stand seine ... Zukünftige mit weit aufgerissenen, braunen Augen, die ihn aufmerksam betrachteten. Es verwirrte ihn, in ihrem Gesichtsausdruck eine Mischung aus Angst, die für ihn selbstverständlich war, und etwas anderem, das er nicht direkt einordnen konnte, zu sehen. War das etwa ... Besorgnis?

Er runzelte die Stirn und setzte sich vorsichtig auf, um sich nicht ganz so hilflos zu fühlen.

„Miss Granger", zischte er dann längst nicht so eindrucksvoll, wie er es beabsichtigt hatte. „Was verschafft mir das Vergnügen Ihres ... Besuches? Haben Sie es vor Sehnsucht nicht mehr ausgehalten? Oder möchten Sie sich vielleicht zu mir legen? Ich bin sicher, wenn ich etwas rücken würde ..." Seine Stimme hatte nach den ersten Worten seinen gewohnt sarkastischen Tonfall wiedergefunden, wenn sie auch noch etwas schwächlich klang.

Zufrieden schaute er zu, wie aus der Miene der Gryffindor jedes Gefühl außer Angst verschwand. Richtig so, so sollte es sein, dachte er selbstzufrieden und ein boshaftes Lächeln machte sich auf einem Gesicht breit. Das im gleichen Maße verschwand, wie plötzlich Zorn in den Augen der jungen Frau aufflammte.

„Keine Sorge, Professor Snape, ich habe keineswegs ... Sehnsucht nach Ihnen!", spie sie ihm entgegen. „Ich hatte die leise Hoffnung, dass Sie es vielleicht nicht schaffen würden. Jammerschade, dass Sie anscheinend robuster sind, als ich annahm."

Er unterdrückte ein Grinsen. Sie hatte ihren Mut also doch wiedergefunden, sehr schön, er hatte schon angefangen, sich zu langweilen, als sie bei ihren letzten Begegnungen fast starr vor Angst gewesen war.

„So leicht werden Sie mich nicht los, Miss Granger", antwortete er. „Schließlich würde ich mich so um das Vergnügen Ihrer ... Gesellschaft berauben. Und das möchte ich vor morgen Abend nun wirklich nicht riskieren, wo ich doch schon so viele Pläne für die Nacht habe ..."

Er hatte seine Stimme bei den letzten Worten immer leiser und weicher klingen lassen, beobachtete voller Genugtuung, wie seine Worte ihre Wirkung hinterließen, als sich die junge Frau nach einigen Sekunden stumm umdrehte und aus dem Krankenflügel stürmte, sichtlich blass im Gesicht.

Dieser Punkt geht an mich, dachte er noch, bevor er sich kurz räusperte. „Poppy! Wo steckst du schon wieder? Gib mir meinen vermaledeiten Regenerationstrank, damit ich hier verschwinden kann!"

Wie aufs Stichwort trat die kleine, pummelige Hexe aus ihrem Büro, eine Phiole in den Händen.

„Dir scheint es ja wieder gutzugehen, so wie du Miss Granger gerade abgewiegelt hast", sagte sie mit heiterer Stimme. Dann wurde ich Tonfall anklagend: „Du hättest ruhig etwas feinfühliger sein können. Das Ganze ist nicht leicht für das Mädchen und du machst es mit deinen Anspielungen und deinem Sarkasmus nicht besser!"

Severus zuckte nur mit den Schultern. „Ich werde mich ganz bestimmt nicht ändern, nur weil ich von Albus zu dieser Heirat gezwungen werde. Ich gehe mit Miss Granger um, wie ich es für richtig halte, also behalte deine Gedanken für dich, gib mir den Trank und halte dich aus meinen Angelegenheiten heraus", wies er der Medihexe schroff zurecht, riss ihr die Phiole aus der Hand, entkorkte sie und trank den Inhalt in einem Zug leer.

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