Teil21

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Bevor der Siebtklässler sein Ziel erreichen und sie schlagen konnte, wurde sein Arm grob zurückgerissen und der Junge schleuderte gegen die nächste Wand, wo er sich den Kopf anschlug und halb besinnungslos liegen blieb.

Hermione war frei. Kurz spürte sie Erleichterung und wollte sich schon zu Ginny umdrehen, von der sie dachte, sie hätte sie gerettet, als sie auch schon von einem schwarz bedeckten Arm hinter einen großen, dunkel gekleideten Körper gezogen wurde.

Die Stimme, die daraufhin vor ihr erklang, war sanft, fast liebevoll, aber der Unterton so giftig, so gefährlich wie das Rasseln einer Klapperschlange, bevor sie zubiss. „Was genau soll das hier werden? Mr. Anderson? Mr. Worthington? Was denken Sie sich eigentlich, was Sie hier gerade tun?"

Die Angesprochenen wichen entsetzt zurück.

„P...P...Professor Snape, wir ... Es ist nicht, wonach es aussieht", stammelte einer der jungen Männer.

„Ach nein?", entgegnete der Zaubertränkemeister, der wie ein Todesengel vor ihnen stand, seine Frau hinter sich schob und näher zu den beiden Schülern trat. Er bewegte sie wie ein Panther, der sich seiner Beute näherte, anmutig, geschmeidig, gefährlich.

„Wir ... wir wollten Ihrer Frau nur zu Ihrer Hochzeit gratulieren." Der lahme Versuch einer Ausrede wurde von dem Hauslehrer mit einer Handbewegung weggewischt und die Schüler verstummten daraufhin und blickten ihn nur ängstlich an.

Schließlich, nach einigen Sekunden des Schweigens, in denen die beiden jungen Männer immer nervöser wurden, breitete sich ein böses Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Fünfzig Punkte Abzug, für jeden von Ihnen, auch Ihren unfähigen Mitschüler Flynt dahinten. Zusätzlich erhalten Sie zwei Monate Strafarbeiten bei Mr. Filch."

Die zwei Zauberer schluckten, wagten aber keine Widerworte. Sie wichen zurück, als Severus sich noch näher zu ihnen herunterbeugte und zischte: „Dazu bekommen Sie eine Warnung, genau eine, und ich rate Ihnen, sich diese einzuprägen und an Ihre Mitschüler weiterzugeben."

Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: „Niemand, wirklich niemand, vergreift sich an meinem Eigentum, ist das klar? Wenn mir noch einmal so etwas zu Ohren kommt, geschweige denn ich es selbst sehe, dann werden diejenigen, die es versuchen sollten, ohne weitere Umstände der Schule verwiesen, ist das deutlich?"

Auf das kurze Nicken der beiden fuhr er fort: „Glauben Sie nicht, mir würde irgendetwas entgehen oder Sie wären schlauer als ich. Wenn etwas Derartiges auch nur geplant wird, dann werde ich es herausfinden. Und jetzt nehmen Sie diesen Tölpel und verschwinden Sie!"

Die beiden Slytherins packten ihren Freund, der gerade wieder zu sich kam, an den Armen, zogen ihn hoch und gingen schnellen Schrittes Richtung Krankenflügel davon.

Hermione und Ginny standen wie erstarrt auf dem Gang und wussten nicht, was sie sagen oder tun sollten. Die Magie schien förmlich in ihrem Professor zu vibrieren, die Wut sich in Wellen um seinen Körper herum auszubreiten und keiner der beiden traute sich in diesem Moment, auch nur einen Mucks zu tun, um diesen Ärger auf sich zu lenken.

Da drehte er sich auch schon um und blickte seine Frau mit abwägendem Blick an. „Bist du verletzt?", fragte er kurz, und als sie es verneinte, nickte er nur, wandte sich ab und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.

Ginny brach schließlich das Schweigen, als sie mit zitternder Stimme sagte: „Ok, das war jetzt gerade ein kleines bisschen gruselig."

Die beiden sahen sich an und ein nervöses Lachen entschlüpfte ihren Kehlen. Dann betrachtete auch Ginny ihre Freundin mit prüfendem Blick. „Wirklich alles in Ordnung? Es tut mir leid, ich war so erstarrt vor Schreck, ich wusste nicht, was ich tun sollte", sagte sie entschuldigend und mit bekümmerter Miene. Sie machte sich innerlich schreckliche Vorwürfe. Sie hatte wie eine Erstklässlerin da gestanden und zugesehen, wie ihre Freundin bedroht wurde. Abscheu vor sich selbst überkam sie.

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