Ein Schrei ließ sie hochfahren und sie brauchte einige Sekunden, bis sie begriff, dass es ihr eigener gewesen war, dass sie in ihrem Bett lag und sie nur geträumt hatte. Trotzdem keuchte sie, als ob sie gerade schnell gerannt wäre und ihre Hände zitterten. Es verging eine Minute, dann eine weitere, bis sich ihr Atem schließlich beruhigte. Langsam streckte sie die Hand zu ihrem Nachttisch aus, suchte unbeholfen ihren Zauberstab, fand ihn endlich und beschwor ein Glas Wasser herbei. Sie umfasste es mit allen zehn Fingern, während sie es zum Mund führte, trank und versuchte, die Kontrolle über ihren Körper wiederzubekommen, ihn zu zwingen, nicht mehr zu zittern.
Nach weiteren fünf Minuten saß sie schließlich reglos da. Dann seufzte sie nur tief auf und wollte sich wieder zurücklehnen, als ein unerwarteter Schmerz in ihrem Rücken sie zusammenzucken ließ und sie die Bewegung abbrach. Langsam und ungläubig hob sie eine Hand und führte sie an ihren Rücken. Abermals durchfuhr sie der Schmerz.
Wie erstarrt blieb sie so sitzen, die Hand immer noch nach hinten gehoben. Dann schmiss sie die Bettdecke von sich und rannte fast ins Badezimmer. Hektisch rief sie „Lumos" und die Deckenlampe leuchtete auf. Sie eilte hinüber zu dem großen Spiegel an der Wand, drehte sich seitlich dazu und zog langsam das Oberteil ihres Schlafanzuges von ihrer linken Schulter. Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe, während sie verständnislos auf das Stück Rücken starrte, das sie im Spiegel erblickte.
Ihre Gedanken rasten, Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf und verschwanden fast genauso schnell wieder ...
Dann verengten sich plötzlich ihre Augen und Wut flammte in ihnen auf.
Mit einer raschen Drehung stürmte sie aus dem Badezimmer, hastete zur Treppe und lief schnurgerade ins Wohnzimmer.
Ohne zu überlegen wollte sie gerade die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnen, als sie bei seinem Büro eine Bewegung wahrnahm und sah, wie er gerade daraus hervorkam.
Als er sie erblickte, blieb er abrupt stehen. „Hermione?", meinte er mit gerunzelter Stirn, aber nicht unfreundlich. „Was machst du um diese Zeit hier? Es ist schon fast ...", er warf einen Blick auf seine Taschenuhr, „vier Uhr."
Stumm wanderten ihre Augen an seiner Gestalt auf und ab.
Prüfend taxierte sie ihn, versuchte das, was sie vor wenigen Sekunden noch im Spiegel gesehen und das, was sie geträumt hatte, mit dem in Einklang zu bringen, was sie jetzt genau vor sich hatte.
Sie suchte nach einem Anzeichen dafür, dass sie nicht verrückt wurde, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatte, dass es keine Hirngespinste waren, aber sie fand keines ...
Er sah genauso aus, wie man es erwarten konnte, wenn jemand bis vier Uhr nachts arbeitete ... Seine Kleidung saß noch genauso wie am Morgen, auch wenn sie bei genauem Hinsehen zerknitterter wirkte. Sein Gesicht war noch etwas blasser als sonst und seine Augen ließen für einige Sekunden die Müdigkeit aufblitzen, die er fühlen musste, denn er war schließlich auch nur ein Mensch, egal, was manch anderer auch von ihm denken mochte.
„Hermione?", hörte sie seine Stimme erneut, dieses Mal mit einem deutlich ungeduldigen Unterton.
Sie atmete tief durch, blickte ihm fest ins Gesicht und meinte: „Es tut mir leid, ich hatte ein Geräusch gehört und wollte nachsehen, ob etwas passiert ist."
Mit diesen Worten drehte sie sich herum und wandte sich der Treppe zu.
Stumm beobachtete Severus ihre Bewegungen und kurz bevor sie die erste Stufe erreichte, rief er ihr leise hinterher: „Gute Nacht, Hermione. Versuch zu schlafen."
Sie wirbelte bei seinen Worten herum und fixierte ihn erneut, versuchte zu erkennen, ob das, was sie in seiner Stimme zu hören glaubte, auch in seinem Gesicht zu finden wäre, aber er hatte sich schon abgewandt und war in seinem Schlafzimmer verschwunden ...
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Der Blickwinkel macht den Unterschied
FanfictionGut, um es kurz zu machen. Vor einigen Jahren wurde mir die Aufgabe gestellt, eine Parodie zu schreiben über etwas, was mich bei Fanfiktion stört. Dabei dachte ich spontan an diese ganze Heiratsgesetzklamotte, die schon gefühlte tausend Mal in FFs d...