Ich hatte es mir auf einem Sessel im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht. Das Feuer war schon lange erloschen, weshalb der Raum in Dunkelheit getaucht war. Natürlich hätte es mich nur ein Fingerschnippen gekostet, den ganzen Raum in das Licht eines Lumos-Zaubers zu tauchen. Ein einziges, kurzes Schnippen und ich würde alle Möbel um mich herum erkennen können.
Doch stattdessen hatte ich das getan, was mir meine Instinkte immer rieten. Mir im Schutze der Dunkelheit meinen Weg durch den Raum gebahnt. Vollkommen lautlos, verborgen vor aller Augen in der Dunkelheit. Nicht dass momentan jemand im Gemeinschaftsraum war. Außer mir natürlich.
Jedenfalls hatte ich niemanden gehört, als ich zu meinem Sessel geschlichen war, und den meisten Leuten fiel es schwer, geräuschlos irgendwo auszuharren oder sich im Dunkeln durch einen Raum zu bewegen, ohne gegen Möbel zu stoßen. Selbst beim Schleichen machten die meisten Leute noch leise Geräusche, die man in dem stillen Gemeinschaftsraum auf jeden Fall gehört hätte.
Doch ich hatte es in den letzten Jahren gelernt mir im hellen die Positionen von Möbeln einzuprägen, um sie im Dunkeln zu umgehen, genauso wie ich es gelernt hatte mich so leise zu bewegen, wie es sonst nur Geister taten.
Nun saß ich auf meinem Sessel und lauschte der nächtlichen Ruhe im Gemeinschaftsraum. Bis Adina aufstehen würde, hätte ich noch mindestens zwanzig Minuten Zeit, die ich mit dem Starren in die Dunkelheit verbringen konnte. Ganz ungestört.
Leise Schritte waren von dem Gang zu den Mädchenschlafsälen zu hören. Die Person gab sich viel Mühe, nicht viel Lärm zu machen, doch ganz vermeiden konnte sie es nicht. Ich lauschte weiter. Die Art, wie die Füße aufgesetzt wurden, sprach eindeutig für Adina Malfoy.
Neugierig sah ich in die Richtung, in die der Gang lag. Man konnte ein Licht an der Spitze eines Zauberstabes erkennen. Das Gesicht der Wassernymphe war in dem Licht eindeutig zu erkennen. Diese trat gerade in den Gemeinschaftsraum.
Verwunderung war auf ihrem Gesicht zu sehen, während sie sich umsah. Anscheinend hatte sie damit gerechnet, mich hier irgendwo sitzen zu sehen. In dem Licht meines Zauberstabes. Doch dieser lag noch immer unangetastet bei meinen anderen Einkäufen. Das nutzlose Ding würde ich so spät wie möglich auspacken.
„Rona? Bist du hier irgendwo?" Ich musste grinsen. Lautlos stand ich auf, umkurvte ein Sofa und einen Tisch, dann trat ich von hinten an die Drittklässlerin heran.
„Also wäre ich Sirius Black, wärst du jetzt tot." Die Blondine quietschte erschrocken auf und machte einen Satz nach vorne. Dabei wirbelte sie herum und mir wurde die leuchtende Spitze des Zauberstabs ins Gesicht gehalten.
„Könntest du bitte deinen Zauberstab herunternehmen? Der ist hell."
„Warum erschreckst du mich denn so?" Ich zuckte mit den Schultern.
„Einfach nur so." Ich grinste dar Mädchen frech an, welches genervt die Augen verdrehte.
„Du bist unmöglich, Rona. Man erschreckt nicht einfach irgendwelche Menschen." Ich verdrehte die Augen. Jetzt tat sie so, als hätte ich irgendetwas Schlimmes getan. Dabei konnte sie doch froh sein, dass ich diejenige war, die ausprobierte, wie gut sie mit einem Überraschungsangriff klar kam.
„Sei froh, dass ich diejenige war, die dich angegriffen hat. Es könnte schließlich auch Black sein. Was hättest du dann gemacht? Jetzt weiß ich wenigstens, dass du nirgendwo alleine hingehen kannst. Jeder Floh könnte dich überraschen. Ares sei dank, dass ich hier bin. Ansonsten wärst du wahrscheinlich schon lange mausetot." Die Wassernymphe sah mich an, als hätte ich einen Knall.
„Es entspricht nicht den Tatsachen, wenn du behauptest, ich wäre ohne deine Hilfe schon lange tot. Schließlich hat Black bisher nicht einmal versucht, mich umzubringen. Du hast in dieser Hinsicht noch keine Arbeit gehabt."
„Schon mal daran gedacht, dass ich abschreckend auf einen Mörder wirke?" Der Gesichtsausdruck der Nymphe verriet sofort, dass sie bisher noch nicht darüber nachgedacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie sowieso kaum an den Verbrecher gedacht. Sie dachte wahrscheinlich, in diesem Gemäuer vor allen Gefahren in Sicherheit zu sein. Wie falsch sie damit doch lag.
„Was denkst du, warum hat Dumbledore mich in Hogwarts aufgenommen? Ich verrate dir eine Sache, er hat zwar vorgeschoben, Hogwarts sei am sichersten für mich, doch es ist uns wohl allen klar, Black wird zuerst mich angreifen wollen. Danach Kira Loraine. Jedenfalls wenn er in Askaban nur ein bisschen etwas von seinem damaligen Verstand behalten hat. Jemand der solange vorspielen konnte nicht auf Seiten der Todesser zu stehen, diese sogar zu hassen, der wird mit dem stärksten Glied anfangen, solange alle in Hogwarts noch glauben, sie seien hier sicher. Sobald hier die erste Person durch seine Hand stirbt, werden die Sicherheitsvorkehrungen noch um einiges erhöht. Jemanden, den er eh schon kaum umbringen kann, wird er dann gar nicht mehr ermorden können, jemand der nicht einmal genug Lebensinstinkt hat nicht in einen dunklen Raum zu rennen, wenn er nicht weiß, ob dort jemand lauert, wird er dagegen noch immer relativ einfach die Kehle durchschneiden können." Adina sah mich entsetzt an. Anscheinend gefiel ihr der Gedanke gar nicht, mein Erzeuger könnte versuchen, uns beiden irgendwo aufzulauern und uns dann umzubringen. Doch so war es nun einmal.
„Vielleicht sollten wir lieber nicht schwimmen gehen." Ich schob die andere Nymphe bestimmt in Richtung Ausgang.
„Jetzt sei kein Feigling. Natürlich gehst du schwimmen, so wie immer. Wenn Black kommt, kannst du doch einfach zum Grund tauchen. Dort wird er dich nicht erwischen."
„Und was machst du dann?"
„Mich freuen, dass ich ihn angelockt habe. Ares hat mir gesagt, ich soll ihn nicht jagen. Also warte ich nun darauf, dass er zu mir kommt, ich ihm die Kehle durchschneiden kann und dann verlasse ich Hogwarts wieder." Adina blieb wie angewurzelt stehen.
„Du willst uns als Köder verwenden!" Ich grinste sie unschuldig an.
„Eigentlich will ich mich als Köder verwenden. Dass du mit mir befreundet sein wolltest und früh morgens immer Schwimmen gehst, ist nur glücklicher Zufall. Jetzt komm endlich." Die Wassernymphe seufzte leise. An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie sich fragte, wie sie je auf die eh Idee gekommen war, es sei eine kluge Idee, sich ausgerechnet mit der Kriegsnymphe anzufreunden. Vor allem wenn gerade ein Massenmörder draußen herumlief, der es auf Nymphen abgesehen hatte.
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Hexagramm - Schlangenbrut
FanfictionDreizehn Nymphen, drei Verschollene und eine Entführte. Dreizehn fast ausgerottete Familien, doch dadurch auch zwölf Jahre Frieden. Rona Smith scheint auf den ersten Blick mit den Ereignissen von vor zwölf Jahren nichts zu tun zu haben. Die Namen Ca...