Kapitel 55

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„Harry, Patricia!" Mir und Harry wurde von Granger am Ärmel gezupft. Die Gryffindor starrte auf ihre Uhr.
„Wir haben genau zehn Minuten, um in den Krankenflügen runterzukommen, bevor Dumbledore die Tür schließt – und keiner darf uns sehen!"
„Okay", meinte Potter wandte sich widerwillig vom Nachthimmel ab, „gehen wir ..." Ich wischte mir unauffällig eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor ich es dem Gryffindor gleichtat.
Wir schlüpften durch die Turmtür und stiegen eine schmale Wendeltreppe hinunter. Unten angekommen, hörten wir Stimmen. Wir drängten uns in eine Nische in der Wand und lauschten gespannt. Die Stimmen klangen nach Fudge und Professor Snape, die rasch den Korridor entlanggingen, in dem Granger, Potter und ich standen.
„... hoffe nur, Dumbledore macht keine Scherereien", meinte Snape, „Der Kuss wird doch sofort ausgeführt?"
„Sobald Macnair mit den Dementoren zurückkommt. Diese ganze Affäre mit Black war äußerst peinlich. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dem Tagespropheten mitteilen zu können, dass wir ihn endlich gefasst haben ... die werden mit Ihnen sprechen wollen, Snape ... und sobald der Junge Harry wieder bei Verstand ist, möchte er den Zeitungsleuten sicher genau erzählen, wie Sie ihn gerettet haben..."
Die beiden würden ihr blaues Wunder erleben, wenn sie gleich bei Flitwicks leeren Büro ankamen. Die beiden Erwachsenen gingen an unserem Versteck vorbei, weshalb ich Snapes breites Grinsen sehen konnten. Erneut ballte ich meine Hand zu einer Faust. Gerade hatte ich extrem das Verlangen Snape dieses Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.
Ich merkte, wie jemand vorsichtig meine Faust ergriff. Neugierig sah ich nach rechts, wo Granger stand. Sie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
Die Schritte wurden leiser und erstarben schließlich. Wir blieben noch einige Sekunden in unserem Versteck, um sicherzugehen, dass die beiden wirklich fort waren, dann rannten wir in die andere Richtung: Eine Treppe hinunter, noch eine, durch einen Korridor - und dann hörten sie vor sich ein gackerndes Lachen.
„Peeves!", zischte Potter und packte Granger und mich am Handgelenk, „da rein!" Gerade noch rechtzeitig stürzten wir in ein leeres Klassenzimmer zur Linken. Peeves hüpfte in bester Laune den Korridor entlang und schien sich vor Lachen nicht mehr einzukriegen.
„Oh, ist der abscheulich", wisperte Granger, das Ohr an der Tür. „Ich wette, er ist ganz aus dem Häuschen, weil die Dementoren Sirius erledigen wollen ..." Ich merkte, die Wut mal wieder aufsteigen, gemischt mit meiner Magie. Ich würde alles über Peeves an den Hausmeister zurückgeben. Ich würde dafür Sorgen, dass dieser blöde Poltergeist von dieser Schule flog. Hochkant. Granger sah erneut auf ihre Uhr.
„Noch drei Minuten!", verkündete sie.
Wir warteten, bis Peeves schadenfroher Singsang in der ferne verstummt war, dann glitten wir aus dem Zimmer und rannten erneut los.
„Hermine – was passiert - wenn wir nicht reinkommen - bevor Dumbledore die Tür schließt?", hechelte Potter.
„Daran will ich gar nicht denken!", stöhnte Granger und sah wieder auf die Uhr.
„Eine Minute noch!" Wir waren im Korridor zum Krankenflügel angelangt.
„Gut - ich kann Dumbledore hören", rief Hermine angespannt, „Kommt!" Wir schlichen den Gang entlang. Die Tür öffnete sich. Dumbledores Rücken erschien.
„Ich werde euch einschließen", hörten wir ihn sagen.
„Es ist fünf Minuten vor zwölf Hermine, drei Drehungen sollten genügen. Viel Glück." Der Schulleiter trat heraus, schloss die Tür und nahm seinen Zauberstab, um sie magisch zu verschließen. Von Panik gepackt stürzten Potter und Granger auf ihn zu. Dumbledore sah auf und ein breites Lächeln erschien unter seinem langen silbernen Schnurrbart. Ich folgte den beiden wesentlich gemächlicher.
„Nun?", fragte der Schulleiter leise.
„Wir haben's geschafft!", erklärte Potter atemlos, „Sirius ist geflohen, auf dem Rücken von Seidenschnabel ..." Dumbledore strahlte. Nun erreichte ich auch die drei Zauberer.
„Gut gemacht. Ich glaube -", er lauschte aufmerksam an der Tür zum Krankensaal.
„Ja, ich glaube, auch ihr seid fort - geht rein - ich schließe euch ein - Ms Black, ich hole sie gleich ab. Können sie solange dort warten?" Ich nickte. Meiner Vollmondmagie gefiel die Rettungsaktion sehr gut. Da würden ein paar Minuten im Krankenflügel vermutlich gar nichts ausmachen.
Granger, Potter und ich schlüpften durch die Tür. Der Saal war fast leer, nur Weasley lag immer noch reglos im letzten Bett. Die Tür klickte ins Schloss. Die beiden Gryffindors krochen in ihre Betten zurück. Ich hingegen ließ mich auf eine Fensterbank etwas abseits fallen. Von dort konnte ich nicht nur den Krankenflügel überblicken, sondern auch das Gelände. Granger steckte den Zeitumkehrer unter ihren Umhang. Und schon kam Madam Pomfrey aus ihrem Büro gewuselt.
„Hab ich den Direktor gehen hören? Darf ich jetzt nach meinen Patienten schauen?" Sie hatte ausgesprochen schlechte Laune. Granger und Potter nahmen ihr kommentarlos jeweils ein Stück Schokolade ab, doch ich sah es wie eigentlich immer sehr misstrauisch an.
„Es ist nicht vergiftet, Ms Black. Jetzt nehmen sie schon eines. Und gehen sie ins Bett." Sie hielt mir auffordernd die Süßigkeit hin. Ich schüttelte bestimmt den Kopf.
„Ich will keine Schokolade."
„Das wird ihnen guttun."
„Mir geht es gut. Ich brauche nichts. Die Dementoren haben mir nichts getan."
„Die Schokolade wird ihnen nicht schaden." Vielleicht würde mich die Zuckerbombe nicht umbringen, doch guttun würde sie mir definitiv nicht. Die Krankenschwester legte die Schokolade auffordernd neben mich. Dann wandte sie sich wieder den Gryffindors zu, um ihnen ein neues Stück zu geben.

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt