Kapitel 47

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„Sie sind zu spät." Snape sah Marlon und mich missbilligend an.
„Tut mir leid, Professor."
„Setzen sie sich hin, Smith. Und sie Mr. Allaire –"
„Verschwinden aus meinem Klassenraum, schneller als das jemand einen Fluch abfeuern könnte?" Der wütende Blick des Lehrers sagte alles. Schneller als das man einen Fluch abfeuern könnte, war wohl eine wirklich gute Idee. Nicht dass der Lehrer noch meinem neuen Onkel einen Fluch auf den Hals jagte.
„Ein Brief und ich komme wieder, Welpe. Egal von wem. Und wenn ich nochmal höre, dass du wegen Sirius so große Probleme hast, versuche ich mich als Kriegsnymphenentführer." Mir wurde ein Kuss auf die Stirn gedrückt.
„Mach lieber deinen Job und fange den Mörder. Ich kann auch das Kopfgeld bezahlen."
„Familie macht so etwas umsonst." Der Lehrer räusperte sich. An seiner Stimme konnte man hören, er war ziemlich ungehalten. Schnell lief ich zu meinem Platz, ließ mich darauf nieder und versuchte dann, dort zu verschwinden.
„Also verlässt du Hogwarts doch nicht?", fragte mich Adina verunsichert.
„Nicht solange hier noch ein Mörder frei herumläuft."

Nachdenklich trommelte ich mit meinen Fingern auf der Tischplatte herum. Wie konnte ich Peter Pettigrew aufspüren? Eine winzig, kleine Ratte in diesem riesigen Schloss. Und er war wohl nicht dumm genug, einfach in eine Rattenfalle zu laufen.
Ich war ihm auf die Füße getreten. Danach war er bei uns im Schlafsaal. Also wenn ich noch einmal fest genug zutrat, würde er vielleicht erneut aus seinem Versteck kommen, um mich von meiner weiteren Suche abzuhalten. Vielleicht würde er wieder nachts kommen. Also musste ich den Schlafsaal dieses Mal in eine Rattenfalle umbauen. Damit er rein, aber nicht wieder raus kam.
Doch erstmal musste ich Pettigrew irgendwie genug auf die Füße treten. Ob es wohl helfen würde, wenn jemand aus der Kriegsnymphenfamilie hier war, der nach ihm suchte? Reichte es aus, um ihn wieder hervorzulocken? Und was war, wenn er nicht erneut in den Schlafsaal einbrach. Adina würde er nichts antun, da hatte Sirius mit Sicherheit recht, doch was war mit meinem Hund? Oder Kiras Katze? Was war, wenn er einen der Gryffindors angriff, ihn sogar umbrachte, um es erneut Sirius in die Schuhe zu schieben? Oder er schob mir dieses Mal die Schuld zu.
„Patricia, ist alles in Ordnung?" Mir wurde vorsichtig auf die Schulter getippt, weshalb ich aus meinen Gedanken hochschreckte.
„Was?" Verwirrt sah ich zu Remus, welcher hinter mir stand. Er wirkte ein wenig genervt von mir. Wahrscheinlich weil ich auf dem Tisch trommelte.
„Langweile ich dich mit meinem Unterricht?"
„Ich – ähm –", verunsichert sah ich mich im Raum um. Mittlerweile starrten mich wieder alle an.
„Nein, natürlich nicht, Professor. Tut mir leid." Ich ballte meine Hand zu Fäusten, um zu verhindern, dass ich gedankenversunken erneut auf dem Tisch trommeln würde.

Antiope lief schwanzwedelnd in Richtung Ausgang. Ich packte noch meine letzten Sachen in meine Schultasche und wollte ihr dann nach draußen folgen. Zu unserem halbstündigen Nachmittagsspaziergang.
„Patricia, warte bitte noch kurz." Remus, welcher gerade dabei war, die abgegebenen Hausaufgaben einzustecken, sah mich auffordernd an. Seufzend blieb ich stehen.
„Ist etwas?"
„Das wollte ich dich eigentlich gerade fragen. Du warst heute sehr abwesend."
„Ja, ich weiß. Es tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen." Der Lehrer sah mich kopfschüttelnd an.
„Mir ist es egal, ob es noch öfter passiert. Ich weiß, Verteidigung gehört nicht zu den Fächern, wo du neue Dinge lernst. Ich will wissen, was dich beschäftigt." Ich zögerte kurz, bevor ich antwortete.
„Der Mann im Schlafsaal", gab ich kleinlaut zu.
„Hast du Angst, er könnte wiederkommen?"
„Nein, er wollte niemanden umbringen, sondern uns nur erschrecken."
„Wie bist du zu dieser Erkenntnis gekommen?"
„Antiope konnte er ein Schlafmittel verabreichen. Dann wäre ein Gift wohl auch gegangen."
„Warum beschäftigt er dich dann?"
„Weil er gerade jetzt auftaucht. Er hat etwas mit Black zu tun. Und ich will wissen was."
„Er ist gefährlich, Patricia. Ich verstehe, du bist neugierig. Ich kann es wirklich gut verstehen. Aber du darfst nicht Black oder den anderen Mann suchen. Ich weiß nicht, warum er gerade jetzt aufgetaucht ist. Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Aber bitte halte dich dort raus. Du bist dreizehn Jahre alt. Eigentlich solltst du etwas ganz anderes im Kopf haben, als ein Mörder, der hinter dir her ist."
„Ich bin schlecht darin, mich wie ein normaler Teenager zu benehmen. Ich bin keiner. Außerdem verschließen normale Teenager nur zu gerne ihre Augen vor den Problemen."
„Und das wirst du jetzt auch versuchen."
„Aber Dumbeldore hat Natasha noch immer nicht gefunden. Er hat sämtliche großen Zaubererschulen durch. Auch die meisten Kleinen. Er hat noch ein paar ganz kleine furchtbar winzige auf seiner Liste, bei denen er erstmal herausfinden muss, ob sie überhaupt ein weiteres Schuljahr durchgehalten haben. Und er überprüft, ob es neue Zaubererschulen seit diesem Jahr gibt, die an ihm vorbeigegangen sind. Und Marlon hat auch nichts Neues. Ich kann mich hier doch nicht einfach zurücklehnen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Mal ganz abgesehen davon, dass ein Mann meinen Hund vergiftet hat, und dieser Mann rennt noch immer durch die Schule."
„Kreuzworträtsel sind die besseren Rätsel, die man in deinem Alter lösen kann, und nicht die Suche nach einem Mörder und seinem Komplizen."
„Es ist nicht bewiesen, dass sie Komplizen sind."
„Wie du schon selbst gesagt hast, es ist ein komischer Zufall, dass gerade jetzt jemand in euren Schlafsaal eingebrochen ist."
„Es war ein Animagus."
„Wie kommst du darauf?"
„Er ist meinem Messer nicht ausgewichen, ansonsten hätte ich es gesehen. Ein Tarnumhang oder -Zauber wären nicht schnell genug gewesen. Mal abgesehen davon, hätte ihm dann trotzdem mein Messer getroffen. Also kann er nur ein Animagus sein, was auch erklären würde, wie er so leicht entkommen konnte. Irgendein kleines Tier, weshalb er die Gänge für die Haustiere nehmen kann. Das würde erklären, wie er so einfach in den Gemeinschaftsraum gekommen ist. Eine Katze, Kröte oder Ratte würde nicht einmal auffallen." Der Lehrer starrte mich mit offenem Mund an. Offensichtlich hatte er durchaus bemerkt, dass ich damit eigentlich auf Peter Pettigrew anspielte. Auch wenn er, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nicht glaubte, ich tat es extra.
„Ich werde mich darum kümmern. Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten."

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt