Kapitel 52

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Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Ich beobachtete wie Snape in Richtung peitschende Weide lief. Kurz davor blieb er stehen. Er hob etwas vom Boden auf, doch auf diese Entfernung konnte ich nicht erkennen was. Im nächsten Moment war der Lehrer verschwunden. Verdutzt sah ich zu Antiope herunter, welche mich begleitete.
„Da lag einfach ein Tarnumhang herum. Welcher Idiot lässt den einfach liegen?" Und wie sollte ich Snape jetzt unauffällig folgen? Er konnte momentan überall sein. Vielleicht hatte er schon lange den Verdacht, ich würde ihn folgen und wenn ich jetzt weiter lief, würde ich ihm direkt in die Arme laufen. Allerdings wollte ich Sirius helfen. Früher oder später würde ich mich dem Lehrer stellen müssen und dann hatte der Trank hoffentlich genug nachgelassen, dass er mich nicht auf die Matten schickte.

Antiope und ich schlichen uns in die heulende Hütte. Oben hörte man die Stimme von Lupin, doch die Worte drangen nicht bis zu mir. Es hörte sich noch alles ruhig an, also lauschte Snape wohl auch noch unter dem Tarnumhang versteckt. Vermutlich ein Stockwerk höher, damit er auch die Worte verstand.
Ich blieb genau neben dem Geheimgang stehen und wartete. Sehr wahrscheinlich versuchte Remus Harry, Ron und Hermine gerade von Sirius Unschuld zu überzeugen, um weitere Panik zu verhindern. Das Auftauchen meines Erzeugers würde schon genug ausgelöst haben.
Oben hörte man Snapes Stimme. Darauf folgte ein Schrei. Mit einer Kopfbewegung wies ich meinen Hund an mir nach oben zu folgen. Leise schlichen wir hoch, achteten genau darauf, wohin wir nun hintraten, während die Worte, die im Schlafzimmer gesprochen wurden, immer deutlicher wurden. Am oberen Treppenabsatz angekommen, konnte ich ihm sogar problemlos folgen.
„Zwei weitere Gefangene für Askaban heute Nacht", kam es von Snape. Offensichtlich war er nicht bereit, Sirius und Remus Geschichte anzuhören. Warum hörten Erwachsene nur so ungern zu, wenn sie etwas Mal nicht hören wollten? Remus und Samuel wollten nicht hören, dass Sirius unschuldig ist, Snape auch nicht. Bei den zwölf Göttern, Erwachsene waren wirklich schwierig. Vielleicht sollte ich doch nicht zu Marlon ziehen. Mit einem Teenager als höchste Autorität in meinem Leben war ich vielleicht besser dran.
„Bin gespannt, wie Dumbledore das alles aufnimmt ... er war vollkommen überzeugt, dass Sie harmlos seien, Lupin ... ein zahmer Werwolf –"
„Sie Dummkopf!", sagte Lupin gerade laut genug, dass ich ihn im Flur hören konnte, „Ist der Groll über einen Schülerstreich Grund genug, einen Unschuldigen nach Askaban zu bringen?" Ich fürchte, Snape reichte das. Die drei sollten dringend mal zu dritt eine Therapie machen, um ihre komplett kaputte Beziehung mal ein wenig aufzuarbeiten. Es war nicht normal, dass man sich gegenseitig den Tod wünschte.
Anstelle einer Antwort von Snape auf Remus Frage, hörte ich, wie jemand zu Boden stürzte. Vielleicht war es doch mal Zeit, bei den Streithähnen einzugreifen. Alleine schienen die Erwachsenen eine Aussprache nicht hinzukriegen. Ich setzte mich erneut in Bewegung.
„Professor Snape, es ... es würde nichts schaden zu hören, was sie zu sagen haben, o-oder?", hörte ich Hermine mit matter Stimme fragen. Endlich mal ein vernünftiger Kommentar.
„Ms Granger, auf Sie wartet bereits der Schulverweis. Sie, Potter und Weasley haben alle Regeln gebrochen und befinden sich in Gesellschaft eines verurteilten Mörders und eines Werwolfs. Auch wenn es das erste Mal in Ihrem Leben sein sollte, halten Sie den Mund." Ich blieb wieder stehen. Schulverweis? Wenn die drei von der Schule flogen, ich mit Sicherheit auch. Selbst wenn niemand verriet, dass ich Sirius geholfen hatte.
Dabei hatte ich mich endlich eingelebt. Die Gerüchte hatten größtenteils nachgelassen. Nur der Zickenkrieg mit Parkinson ging weiter, doch mit dem konnte ich leben. Vielleicht kriegte sich der Lehrer für Zaubertränke doch gleich wieder ein.
„Aber wenn - wenn es einen Irrtum gab -"
„Sei still, du dumme Göre! Red nicht über Dinge, die du nicht verstehst!", schrie Snape. Der Lehrer sagte etwas, doch so leise, dass ich es von meinem Platz aus nicht hören konnte.
„Und jetzt bist du wieder der Dumme, Severus. Wenn dieser Junge seine Ratte ins Schloss bringen kann, komme ich ohne Federlesen mit ...", kam es gelassen von Sirius.
„Ins Schloss? Ich glaube nicht, dass wir so weit gehen müssen. Sobald wir draußen vor der Weide sind, rufe ich die Dementoren. Sie werden hocherfreut sein, dich zu sehen, Black ... so entzückt, dass sie dir sicher einen kleinen Kuss geben wollen ..." Warum hoffte ich eigentlich, dass sie es unter sich hinbekommen würden?
„D ... du musst mich anhören. Die Ratte -Schau dir die Ratte an -", krächzte Sirius. Antiope stupste mir gegen das Bein. Sie hatte wohl genug von dem Gestreite. Ich setzte mich wieder in Bewegung. Besser von der Schule fliegen, als jetzt nicht einzugreifen.
„Kommt mit, allesamt. Ich ziehe den Werwolf. Vielleicht haben die Dementoren auch ein Küsschen für ihn übrig", kam es von Snape. Ich hob meine Hände. Anstelle weiter meine Magie zu nutzen, um die Nachwirkungen des Beruhigungstrankes zu bekämpfen, sammelte ich sie wieder in meinen Händen. Sobald der Lehrer in den Flur trat, würde ich ihn entwaffnen, mit Seilen fesseln und dann hatte er keine andere Chance mehr, als mir zuzuhören.
Doch Snape kam nicht. Zwar sah ich einen Schatten im Türrahmen stehen, doch er war zu klein für den Lehrer. Außerdem standen die Haare in alle Richtungen ab. Potter schien wohl auch verhindern zu wollen, dass Remus und Sirius die Seele ausgesaugt wurde.
„Aus dem Weg, Potter, du hast schon mehr als genug Ärger. Wenn ich nicht hergekommen wäre und deine Haut gerettet hätte -"
„Professor Lupin hätte mich dieses Jahr schon hundert Mal umbringen können", unterbrach Potter den Lehrer, „Ich war oft mit ihm allein, er gab mir Unterricht gegen die Dementoren. Wenn er Black helfen wollte, warum hat er mich nicht schon längst erledigt?"
„Woher soll ich wissen, was im Hirn eines Werwolfs vor sich geht? Aus dem Weg, Potter." Und schon wieder waren die Schüler vernünftiger, als die Lehrer es waren.
„Sie sind jämmerlich! Nur weil Sie in der Schule zum Narren gehalten wurden, wollen Sie jetzt nicht mal Zuhören!" Von Diplomatie hatte Potter aber auch noch nie etwas gehört.
„Ruhe! So spricht man nicht mit mir!", kreischte Snape, „Wie der Vater, so der Sohn, Potter! Gerade habe ich dir den Hals gerettet, du solltest mir auf den Knien dafür danken! Wär dir recht geschehen, wenn er dich umgebracht hätte! Du wärst gestorben wie dein Vater, zu hochmütig, um zu glauben, er hätte sich in Black getäuscht - geh jetzt aus dem Weg, oder ich räum dich fort - aus dem Weg, Potter!" Ich konnte sehen, wie Potter seinen Zauberstab hob.
„Expelliarmus", hörte ich Weasley, Granger und Potter gleichzeitig rufen. Es gab einen lauten Knall. Die Schlafzimmertür wurde von ihm fast aus den Angeln gehoben und der ganzen Boden wackelte. Ich verlor das Gleichgewicht und viel unsanft hin. Antiope stupste mich vorsichtig an. Jetzt wäre meine Magie doch besser als Schutz vor den letzten Resten des Beruhigungstrankes gewesen. Ich rappelte mich mühsam wieder auf.
„Das hättest du nicht tun sollen. Du hättest ihn mir überlassen sollen...", hörte ich Sirius sagen. Ich verdrehte die Augen. Hätte man es ihm überlassen, wäre er nun bei den Dementoren. Mit wackeligen Beinen lief ich in Richtung Schlafzimmer, wo Potter noch immer in der Tür stand.
„Wir haben einen Lehrer angegriffen ... wir haben einen Lehrer angegriffen... Oh, wir kriegen gewaltigen Ärger.", wimmerte Granger gerade.
„Gibt viel weniger, als man immer glaubt." Die Anwesenden wirbelten zu mir herum. Mit einer Hand stütze ich mich an der Wand ab. Sirius, welcher gerade dabei war Remus zu befreien, sah sofort besorgt auf. Er schob sich an Harry vorbei, welcher mich wie ein Geist anstarrte.
„Welpe, du siehst schrecklich aus. Hast du dich mit Dumbledore angelegt?" Mir wurde vorsichtig über die Wange gestrichen. Mein Blick glitt zu Lupin, welcher endlich ganz frei war.
„Remus kann meine Instinkte umgehen. Und Marlon hat ihm Beruhigungstrank gegeben. Das ist unfair!", klagte ich. Der Blick des Flüchtigen glitt zwischen mir und dem Verteidigungslehrer hin und her.
„Remus, du kannst doch nicht einfach meine Tochter angreifen!"
„Ich habe angegriffen. Er wollte nicht zuhören", gab ich kleinlaut zu.
„Dann bist du selber schuld, wenn du betäubt wirst." Ich wurde in Richtung Bett geschoben, auf dem auch Ron saß. Eines seiner Beine sah ziemlich übel aus. Es stand in einem merkwürdigen Winkel ab. Das war bestimmt schmerzhaft. Pettigrew wandte sich in seiner Hand, als wolle er mit aller Mühe entkommen, doch der Rothaarige hielt ihn fest umklammert. Sobald ich auf dem Bett saß, kam auch schon Krummbein zu mir. Automatisch begann ich die Katze zu streicheln.
„Ron, bitte gib mir Peter. Jetzt." Remus streckte auffordernd seine Hand aus. Der Weasley drückte sein Haustier noch fester an die Brust.
„Hören Sie auf damit", gab er mit schwacher Stimme von sich, „Wollen Sie sagen, er ist aus Askaban geflohen, nur um Krätze in die Hände zu kriegen? Das ist doch ..." Weasley sah hilfesuchend zu Granger und Potter.
„Gut, sagen wir, Pettigrew konnte sich in eine Ratte verwandeln - es gibt Millionen von Ratten - Wie soll er wissen, hinter welcher er her ist, wenn er in Askaban sitzt?" Der Lehrer sah stirnrunzelnd zu Sirius, welcher neben mir saß und einen Arm schützend um mich gelegt hatte.
„Wenn ich's mir überlege, Sirius, dann ist das eine berechtigte Frage. Wie hast du eigentlich rausgefunden, wo er steckte?" Der Blick meines Vaters glitt fragend zu mir. Er wollte wissen, ob ich den Zeitungsartikel dabei hatte. Der lag natürlich sicher versteckt bei meinen Sachen im Schlafsaal. Also hob ich meine Hände, griff nach meiner Magie und schwor den Zeitungsartikel herauf. Mein Vater nahm ihn mir ab, um ihn so zu halten, dass alle ihn lesen konnten.
„Wie hast du das in die Finger bekommen?", fragte Remus erstaunt. Offensichtlich durfte man in Askaban eigentlich keine Zeitung lesen.
„Wahrscheinlich hat sie ihn den gegeben", Ron zeigte anklagend auf mich.
„Damals wusste ich nicht mal, dass er existiert", grummelte ich leise vor mich hin. Offensichtlich reichte es nicht, dass Sirius wahrscheinlich unschuldig ist, damit ich in besserem Licht stand.
„Welpe hilft mir erst wissentlich seit ihrem kleinen Ausflug in die Muggelwelt. Fudge, gab mir seine Zeitung letztes Jahr bei seinem Kontrollbesuch in Askaban. Und da war Peter, auf der Titelseite ... auf der Schulter dieses Jungen ... ich hab ihn sofort erkannt ... wie oft hatte ich gesehen, wie er sich verwandelte. Und darunter hieß es, der Junge würde bald wieder nach Hogwarts zurückkehren ... wo Harry war ... Und eigentlich dachte ich, beide meiner Töchter liefen dort herum." Sirius Blick glitt zu mir. Er schien nicht sehr begeistert zu sein, dass ich die Spur gelöst habe. Ich versuchte es mit einem Engelsgrinsen.
„Jetzt sind beide hier?"
„Bei den zwölf Göttern", kam es leise von Lupin, welcher zwischen Krätze und dem Zeitungsfoto hin und her sah. Von Sirius und meinem Gespräch schien er gar nichts mitbekommen zu haben.
„Die Vorderpfote..."
„Was soll damit sein?", fragte Ron widerwillig. Langsam schien es zu ihm durchzusickern, dass wirklich sehr viel gegen sein Haustier sprach und er beim weiteren Fragen einen Beweis kriegen würde.
„Ihr fehlt ein Zeh", erklärte mein Vater.
„Natürlich", seufzte Remus, „so einfach... so gerissen... er hat ihn selbst abgehackt?"
„Kurz bevor er sich verwandelte. Als ich ihn gestellt hatte, schrie er, dass die ganze Straße es hörte, ich hätte Lily und James verraten. Dann, bevor ich meinen Fluch sprechen konnte, hat er mit dem Zauberstab hinter dem Rücken die ganze Straße in die Luft gejagt und alle im Umkreis von zehn Metern getötet - und schließlich ist er mit den anderen Ratten im Kanalloch verschwunden...", erklärte mein Vater.
„Hast du es nie gehört, Ron?", fragte Remus, „Das größte Stück, das sie von Peter gefunden haben, war sein Finger."
„Ach was, Krätze ist wahrscheinlich mit einer anderen Ratte Aneinandergeraten. Er ist schon ewig in meiner Familie." Ich verdrehte die Augen. Weasley war wirklich uneinsichtig.
„Lass mich raten. Er ist seit zwölf Jahren bei euch? Und wie lange leben Ratten normalweise? Zwei Jahre!", ging ich meinen Klassenkameraden an. Er sollte endlich die Tomaten von den Augen nehmen und uns Pettigrew geben.
„Wir ... wir haben uns gut um ihn gekümmert!" Remus machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Granger kam ihn zuvor.
„Warum lebt noch Patricia? Sie war nahe genug dran. Jedenfalls stand es so in der Zeitung", kam es von dem Mächen. Sie sah ziemlich verunsichert zu mir.
„Carolin konnte rechtzeitig einen Zauber sprechen. Deshalb bin ich nicht gestorben. Nur unbeabsichtigt in Nordirland gelandet", erklärte ich.
„Und anstelle sich selbst zu retten, hat sie Natasha mit weggeschickt. Carolin war schon immer ziemlich altruistisch veranlagt." Lupins Blick glitt zu der Zeichnung meiner Erzeugerin, die Sirius auf den kaputten Nachtisch gestellt hatte. Weasley schüttelte noch immer ungläubig den Kopf, während Granger und Potter mittlerweile verwirrt, aber durchaus neugierig wirkten.
„Die ganze Geschichte ist doch einfach nur durchgeknallt", kam es von dem Rothaarigen.
„Deine Ratte sieht momentan nicht sehr gesund aus. Ich vermute, er verliert Gewicht, seit er gehört hat, dass Sirius wieder auf freiem Fuß ist...", versuchte es Remus wieder.
„Er hatte Angst vor diesem verrückten Kater!", klagte Ron Krummbein an.
„Dieser Kater ist nicht verrückt", verkündete der Flüchtige mit heiserer Stimme. Auch er begann das Tier auf meinen Schoß zu streicheln.
„Er ist der klügste Kater, den ich kenne. Er hat Peter sofort durchschaut. Und als er mich traf, war ihm auch klar, dass ich kein Hund war. Es dauerte eine Weile, bis er mir vertraute ... schließlich schaffte ich es, ihm mitzuteilen, hinter wem ich her war, und er half mir ..."
„Was wollen Sie damit sagen?", wisperte Granger.
„Er wollte mir Peter bringen, aber es gelang nicht-"
„Dann habe ich beim Quidditchspiel Ravenclaw gegen Gryffindor Longbottom die Passwörter stibitzt und Krummbein hat sie zu Sirius gebracht. Weil er ein lieber, kluger Kater ist." Der beste Kater der Welt in meinen Augen.
„Krummbein hat mir gesagt, dass Peter Blut auf dem Laken hinterlassen hat ... ich Denke, er hat sich selbst gebissen ... nun ja, seinen eigenen Tod vorzutäuschen hat schon einmal geklappt ..."
„Und warum hat er seinen Tod vorgetäuscht?", fragte Potter aufgebracht. Ihm schien diese Geschichte auch zu bunt geworden zu sein.
„Weil er wusste, Sie würden ihn töten, wie Sie meine Eltern getötet haben!", beantwortete Harry sich selbst die Frage.
„Nein, Harry-", versuchte mein Erzeuger zu erklären.
„Und jetzt sind Sie gekommen, um ihn endgültig zu erledigen!", überging der Gryffindor einfach den Zwischenruf.
„Das stimmt, aber -" Ihn endgültig zu erledigen hielt ich für eine ziemlich dumme Idee. Dann würde Pettigrew nicht mehr anstelle von Sirius in Askaban versauern. Wenigstens war der Flüchtige dann nicht mehr unschuldig.
„Dann hätte ich Snape freie Hand lassen sollen!", tobte Harry weiter.
„Harry", ging Remus dazwischen, „begreifst du nicht? Die ganze Zeit dachten wir, Sirius hätte deine Eltern verraten und Peter hätte ihn gejagt und gestellt. Doch es war andersrum. Peter hat deine Mutter und deinen Vater verraten - und Sirius hat Peter gejagt -"
„Das ist nicht wahr! Er war ihr Geheimniswahrer! Er hat es gesagt, bevor Sie kamen, er hat gesagt, dass er sie getötet hat!" Grangers Blick glitt zu mir herüber. Erkenntnis flackerte in ihren Augen auf. Vermutlich ist sie auf die Idee gekommen, die Aussage genauso wortwörtlich zu betrachten, wie sie es mittlerweile bei meinen tat.
„Harry ... es war praktisch meine Schuld. Ich habe Lily und James im letzten Moment dazu überredet, Peter an meiner statt als Geheimniswahrer zu nehmen ... ich bin schuld, ich weiß es ... in der Nacht, als sie starben ... war ich Peter besuchen gegangen, doch er war nicht zu Hause und es sah nicht, nach einem Kampf aus. Ich bin sofort zu deinen Eltern ... und als ich ihr zerstörtes Haus und ihre Leichen sah ... war mir klar, was Peter getan haben musste ... was ich getan hatte ..." Sirius wandte den Kopf ab. Trotzdem sah ich die Tränen kurz in seinen Augen glitzern. Ich konnte förmlich Blaise in meinem Kopf hören, der mich leicht in seine Richtung drückte und mich aufforderte ihn zu umarmen. Vielleicht hatte der Blaise in meinem Kopf genauso viel Ahnung von der Teilnahme an sozialen Interaktionen wie der echte. Daher vertrieb ich Krummbein von meinem Schoß und kuschelte mich stattdessen auf den meines Vaters. Dieser schlang sofort seine Arme um mich.
„Genug davon", unterbrach Lupin die Diskussion. Seine Stimme hörte sich unerbittlich an. Das kannte ich bisher noch nicht von ihm.
„Es gibt nur einen sicheren Weg, um zu beweisen, was wirklich geschehen Ist. Ron, gib mir diese Ratte." Der Angesprochene sah stumm zu Potter herüber, welcher leicht nickte. Erlaubnis wurde erteilt, vielleicht würde es jetzt endlich vorangehen.
„Was werden Sie tun, wenn ich sie Ihnen gebe?" Nein, es würde noch dauern.
„Ihn zwingen, sich zu zeigen. Wenn das wirklich eine Ratte ist, tut es ihr nicht weh", erklärte der Lehrer. Endlich streckte Weasley seine Hand mit Pettigrew aus. Dieser begann verzweifelt zu quieken. Er versuchte Remus Griff zu entkommen, indem er ihn biss und kratzte.
„Bereit, Sirius?" Mein Erzeuger löste sich wieder von mir. Stattdessen schnappte er sich Snapes Zauberstab vom Bett und trat auf Lupin und Pettigrew zu.
„Zusammen", fragte er leise.
„Ich denke schon", kam es von Lupin, „Ich zähle bis drei. Einz-zwei-DREI!" Blauweiße Blitze kamen aus beiden Zauberstäben heraus. Einen Moment lang blieb die Ratte, krampfartig zuckend, in der Luft schweben. Ron schrie auf. Dann fiel Pettigrew auf den Boden. Ein weiterer blendend heller Lichtstrahl kam. Schließlich geschah es endlich. Es war, als würde man im Zeitraffer einen Baum wachsen sehen. Vom Fußboden wucherte ein Kopf empor, dann ein Körper, aus dem Glieder sprossen, und schon stand da, wo die Ratte gelegen hatte, sich krümmend und händeringend - ein Mann.
Der Mann war kaum größer als ich. Um einen großen kahlen Kreis auf dem Kopf fand sich noch ein wenig dünnes, farbloses Haar. Er machte den schmächtigen Eindruck eines pummeligen Mannes, der in kurzer Zeit viel Gewicht verloren hatte. Seine Haut wirkte schmuddlig, fast wie Krätzes Fell, und seine spitze Nase und die sehr kleinen, wässrigen Augen erinnerten an eine Ratte.
Krummbein neben mir fing an zu fauchen und zu knurren. Die Rückenhaare hatte sie gesträubt. Antiope sprang knurrend auf. Offensichtlich hatte der Hund bemerkt, dass dieser Mann sie vergiftet hatte. Mein Haustier, welches bisher friedlich zu meinen Füßen gelegen hatte, sprang auf. Mit einem Satz wurde der Verräter umgeschmissen.
„Ach, hallo, Peter. Lange nicht gesehen." Remus hörte sich so an, als wäre rein Garnichts geschehen. Als hätten Pettigrew und er es einfach nicht geschafft, sich in den letzten Monaten zu sehen, und jetzt trafen sie sich zufällig auf der Straße.
„S-Sirius ... R-Remus ..." Der Blick des Mannes huschte zur Tür, doch mit Antiope auf der Brust würde er so schnell nicht dorthin kommen. „Meine Freunde ... meine alten Freunde ..." Sirius hob erneut den Zauberstab, doch Remus packte ihn am Armgelenk. Ein kurzer warnender Blick zu meinem Erzeuger, dann wandte er sich betont lässig und einladend Pettigrew zu.
„Wir hatten eine kleine Unterhaltung, Peter, über die Nacht, als Lily und James starben. Du hast vielleicht die Einzelheiten verpasst, während du dort auf dem Bett herumgequiekt hast."
„Remus", keuchte der Mann, während ihm Schweißperlen übers Gesicht rannen, „Du glaubst ihm doch nicht etwa! Er hat versucht, mich umzubringen, Remus ..."
„Das wissen wir. Peter, ich möchte ein oder zwei kleine Fragen mit dir klären, wenn du so -", kam es von dem Verteidigungslehrer mittlerweile ziemlich kühl.
„Und jetzt ist er hier, um es noch einmal zu versuchen!", quiekte Pettigrew, noch immer unter meinem zähnefletschenden Hund begraben. Trotzdem schaffte er es, mit einer Hand auf Sirius zu zeigen. „Er hat Lily und James umgebracht und jetzt wird er auch mich töten ... du musst mir helfen, Remus ..."
„Keiner hier wird versuchen, dich zu töten, bevor wir ein Paar Dinge geklärt haben."
„Geklärt?", kreischte Pettigrew. Sein Blick huschte über die brettervernagelten Fenster und dann erneut über die einzige Tür. Er dachte wohl wirklich, er könne von hier entkommen. Er könne Askaban entkommen.
„Ich wusste, dass er mich jagen würde! Ich wusste, dass er mir auf den Fersen war! Darauf habe ich zwölf Jahre gewartet!", fuhr Pettigrew fort.
„Du wusstest, dass Sirius aus Askaban fliehen würde? Obwohl es bisher noch keiner geschafft hatte?", fragte Remus stirnrunzelnd. Diese Aussage kam mir auch mehr als komisch vor.
„Er hat dunkle Kräfte, von denen unsereiner nur träumen kann! Wie sonst ist er dort rausgekommen? Ich vermute, Du-weißt-schon-wer hat ihm ein paar Kniffe beigebracht! Deshalb konnte er auch Maélys täuschen!", rief die Ratte schrill. Sirius fing an zu lachen. Nicht sein fröhliches, bellendes Lachen, welches ich so gerne hörte, sondern ein sehr schauriges und freudloses, welches den ganzen Raum erfüllte.
„Voldemort - und mir Kniffe beibringen?" Pettigrew zuckte zusammen, als wäre der ausgesprochene Name ein Peitschenschlag gewesen. „Was denn - Angst vor dem Namen des alten Herrn? Ich versteh dich wohl, Peter. Seine Leute sind nicht besonders gut auf dich zu sprechen, nicht wahr?"
„Ich weiß nicht, was du meinst, Sirius", wisperte Pettigrew und sein Atem ging schneller. Sein Gesicht glitzerte jetzt vor Schweiß.
„Vor mir jedenfalls hast du dich nicht zwölf Jahre lang versteckt. Du hast dich vor Voldemorts alten Anhängern versteckt. Ich hab in Askaban gewisse Dinge gehört, Peter ... sie glauben alle, du wärst tot, denn sonst müsstest du Ihnen Rede und Antwort stehen ... ich hab sie im Schlaf schreien gehört. Klang, als ob sie glaubten, der Verräter hätte sie selbst verraten. Voldemort ging auf deinen Wink hin zu den Potters ... und das war auch sein eigenes Ende. Aber nicht alle Anhänger Voldemorts landeten in Askaban, oder? Es treibt sich immer noch eine Menge herum und wartet, bis es wieder an der Zeit ist. Alle tun so, als hätten sie eingesehen, dass sie sich geirrt hätten ... wenn sie je Wind davon bekommen, dass du noch lebst, Peter -" Sämtliche Restfarbe war aus Pettigrews Gesicht verschwunden.
„Weiß nicht ... wovon du redest ..." Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, während er gleichzeitig versuchte, diesen von meinen Hund fernzuhalten. Dann sah er zu dem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
„Remus, du glaubst doch nicht etwa – diesem Irren –"
„Ich muss zugeben, Peter, es fällt mir schwer, zu begreifen, warum ein Unschuldiger zwölf Jahre als Ratte leben sollte", erwiderte der Angesprochene.
„Unschuldig, aber voller Angst!", quiekte der Mann auf dem Boden, „Wenn Voldemorts Anhänger hinter mir her sind, dann doch nur, weil Ich einen ihrer besten Männer nach Askaban gebracht habe - den Spion, Sirius Black!" Jetzt sah mein Vater so aus, als hätte ihm Pettigrew einmal ins Gesicht geschlagen.
„Wie kannst du es wagen! Ich, ein Spion für Voldemort? Wann bin ich je um Leute herumscharwenzelt, die stärker und mächtiger waren als ich? Aber du, Peter - ich werde nie begreifen, warum ich nicht gleich gesehen habe, dass Du ein Spion bist. Du mochtest immer große Freunde, die für dich nach dem Rechten sahen, nicht wahr? Erst waren wir es ... ich und Remus ... und James ...", knurrte mein Vater und hörte sich dabei an, als wäre er wieder der große, schwarze, wuschelige Hund.
„Ich, ein Spion ... du musst den Verstand verloren haben ... niemals ... weiß nicht, wie du so etwas sagen kannst -"
„Lily und James machten dich nur zum Geheimniswahrer, weil ich es vorgeschlagen hatte", zischte Black. Pettigrew machte sich ganz klein, als wolle er sich nun unter meinen wütenden Hund verstecken.
„Ich dachte, es wäre ein perfekter Plan ... ein Bluff ... Voldemort würde gewiss hinter mir her sein, er würde sich nie träumen lassen, dass sie ein schwaches, unbegabtes Kerlchen wie dich nehmen ... das muss der größte Augenblick deines elenden Lebens gewesen sein, als du Voldemort eröffnet hast, du könntest ihm die Potters ausliefern." Pettigrew fing an zu murmeln, doch ich verstand kein Wort. Seine Augen suchten wieder nach einer Fluchtmöglichkeit. Er hatte wahrscheinlich Glück, wenn er aufstehen konnte, ohne dass Antiope ihn biss.
„Professor Lupin? Kann ich etwas sagen?", kam es schüchtern von Granger.
„Natürlich, Hermine." Jetzt hörte sich Remus wieder gewohnt höflich an.
„Nun - Krätze - ich meine, dieser - dieser Mann - er hat drei Jahre lang in Harrys Schlafsaal geschlafen. Wenn er für Du-weißt-schon-wen arbeitet, wie kommt es dann, dass er niemals versucht hat, Harry etwas anzutun?"
„Ganz genau! Ich danke dir! Siehst du, Remus? Ich hab Harry nie auch nur ein Haar gekrümmt! Warum sollte ich auch?" Von Pettigrews ganzen Lügen und dieser quietschenden Stimme bekam ich noch Kopfschmerzen.
„Das will ich dir erklären. Weil du nie etwas für irgendjemanden getan hast, ohne zu wissen, was dabei für Dich herausspringt. Voldemort versteckt sich seit Jahren, es heißt, er sei halb tot. Du wolltest unter Dumbledores Nase doch keinen Mord begehen für einen Zauberer, der nur noch ein Wrack ist und all seine Macht verloren hat? Du musst ganz sicher sein, dass er der größte Quälgeist auf dem Spielplatz Ist, bevor du zu ihm zurückkehrst. Warum sonst hat du eine Zaubererfamilie gesucht, die dich aufnimmt? Mit einem Ohr hast du auf die neuesten Nachrichten gelauscht, nicht wahr, Peter? Nur für den Fall, dass dein alter Beschützer seine Kraft wiedergewinnen würde und du gefahrlos zurückkehren könntest ..." Pettigrew bewegte den Mund, wahrscheinlich um eigentlich meinem Erzeuger zu antworten, blieb jedoch stumm. Ihm waren wohl die ganzen Lügen ausgegangen. Sehr gut.
„Ähm – Mr Black - Sirius?", kam es ängstlich von Granger. Sirius zuckte zusammen bei der Anrede. „Darf ich sie fragen, wie – wie Sie aus Askaban fliehen konnte ohne schwarze Magie?"
„Danke!", keuchte Pettigrew und nickte dem anderen Mädchen begeister zu, „genau das, was ich-" Remus brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Ich rutschte vom Bett runter und ging zu Sirius. Er brauchte doch bestimmt wieder einen emotionalen Beistand. Und vielleicht brauchte ich ihn gerade auch. Bei den zwölf Göttern, ich hätte Blaise wirklich als meinen Berater mitnehmen sollen.
Vorsichtig ergriff ich die Hand meines biologischen Vaters. Kaum hatte ich das gemacht, wurde ich mal wieder an ihn gezogen. So dass er meine Rückenlehne war und ich noch alles beobachten konnte.
„Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe", gab mein Vater schließlich zu. „Ich glaube, ich habe nur deshalb nicht den Verstand verloren, weil ich unschuldig war. Das war kein glücklicher Gedanke, also konnten ihn die Dementoren auch nicht aus mir heraussaugen ... aber er bewahrte mich davor, verrückt zu werden. Ich wusste immer, wer ich war ... das half mir, meine Kräfte zu bewahren ... und als dann alles ... zu viel wurde ... Konnte ich mich in meiner Zelle verwandeln ... und ein Hund werden. Dementoren können nichts sehen, musst du wissen ..." Er schauderte leicht.
„Sie spüren den Menschen nach und nähren sich von ihren Gefühlen ... sie merkten, dass meine Gefühle weniger - weniger menschlich, einfacher waren, wenn ich ein Hund war ... aber sie dachten natürlich, ich würde den Verstand verlieren wie alle andern dort drin, es kümmerte sie nicht. Doch ich war schwach, sehr schwach, und ich hatte keine Hoffnung, ich könnte sie mir ohne Zauberstab jemals vom Leib halten ... Doch dann sah ich Peter auf diesem Bild ... er war also mit Harry und meinen Töchtern in Hogwarts ... in bester Lage, um handeln zu können, falls ihm zu Ohren gelangen sollte, dass die Dunkle Seite wieder an die Macht kam ..." Pettigrew schüttelte den Kopf und bewegte stumm die Lippen, starrte jedoch unverwandt Sirius an, als wäre er hypnotisiert.
„... bereit, in dem Moment zuzuschlagen, da er sich seiner Verbündeten sicher war ... und ihnen den Letzten der Potters auszuliefern. Wenn er ihnen Harry brachte, wer würde es dann noch wagen, zu behaupten, er hätte Lord Voldemort verraten? Sie würden ihn in Ehren wieder aufnehmen ... Du siehst also, ich musste etwas tun. Ich war der Einzige, der wusste, dass Peter noch lebte. Es war, als hätte jemand ein Feuer in meinem Kopf entfacht und die Dementoren konnten es nicht ersticken ... es war kein Glücksgefühl ... ich war wie besessen ... Doch das gab mir Kraft und klärte meine Gedanken. Nun, eines Nachts, als sie meine Tür öffneten, um mir das Essen zu bringen, huschte ich flink als Hund an ihnen vorbei ... es ist so viel schwieriger für sie, die Gefühle von Tieren zu erspüren, das verwirrt sie ... ich war dünn, ganz abgemagert ... so konnte ich durch die Gitter schlüpfen ... als Hund schwamm ich hinüber zum Festland ..." Der Blick meines Vaters glitt zu Potter und dieser schaute dieses Mal auch nicht weg. Ein gutes Zeichen.
„Glaub mir", krächzte Sirius. „Glaub mir, Harry. Ich habe James und Lily niemals verraten. Ich wäre lieber gestorben als das zu tun. Und Carolin auch nicht." Der Blick des Flüchtigen glitt zu mir. Mal wieder konnte ich all die Liebe in ihnen sehen. Automatisch musste ich lächeln. Dann sahen wir beide wieder zu Potter, welcher langsam nickte. Endlich glaubte er uns.
„Nein!", rief Peter, als wäre mit dem Nicken sein Todesurteil gefallen. Er versuchte sich, von meinem Hund zu befreien, weshalb dieser nach seiner Hand schnappte.
„Sirius - ich bin's ... Peter ... dein Freund ... du wirst doch nicht ..."
„Du hast meiner Familie schon genug leid zugefügt!" Mir wurde ein Kuss auf den Haaransatz gedrückt. Pettigrew drehte seinen Kopf zu Professor Lupin.
„Remus! Du glaubst das doch nicht ... hätte Sirius dir nicht gesagt, dass sie den Plan geändert hatten?"
„Nicht, wenn er glaubte, ich wäre der Spion, Peter, und das war damals die Vermutung."
„Verzeih mir, Remus", murmelte der ehemalige Gefängnisinsasse ziemlich kleinlaut.
„Keine Ursache, Tatze, alter Freund." Lupin krempelte seine Ärmel hoch.
„Und du, vergibst auch du mir, dass ich dich für einen Spion gehalten habe?", fragte der Lehrer.
„Natürlich." Ein kurzes Lächeln huschte über das ausgemergelte Gesicht von Sirius. Er ließ mich los, um sich ebenfalls die Ärmel hochzurollen.
„Sollen wir ihn gemeinsam töten?"
„Ja, ich denke schon", gab Lupin grimmig von sich. Ich wusste genau, jetzt gerade sollte ich dazwischen gehen. Doch dafür genoss ich gerade viel zu sehr, den verängstigen Gesichtsausdruck des Mannes, welcher für das ganze Leid in meinem Leben verantwortlich war. Wie er entsetzt Antiope ansah, die von ihm herunterkletterte und zu mir kam, um den beiden erwachsenen Zauberern freie Hand zu lassen.
Ich sah gerne dabei zu, wie er Weasley anbettelte, welcher nur noch Ekel für den Mann übrig hatte. Danach versuchte er es bei Granger, doch auch diese schien nichts für die Bettelei des Mörders übrig zu haben. Langsam drehte Pettigrew den Kopf zu Harry.
„Harry ... Harry ... du siehst genau wie dein Vater aus ... wie aus dem Gesicht geschnitten ..."
„Wie kannst du es wagen, Harry anzusprechen?", donnerte Sirius.
„Wie kannst du es wagen, ihn anzusehen? Wie kannst du es wagen, vor ihm über James zu sprechen?"
„Harry", flüsterte Pettigrew und warf sich mit ausgestreckten Händen vor ihm zu Boden.
„Harry, James hätte nicht gewollt, dass sie mich töten ... James hätte verstanden, Harry ... er hätte mir Gnade erwiesen ..." Sirius und Remus packten Pettigrew an den Schultern und warfen ihn wieder auf den Rücken. Jetzt lag er wieder da, so wie eigentlich die ganze Zeit, nur dass Antiope nicht mit gefletschten Zähnen auf ihm drauf stand. Doch die Angst war noch immer in seinen Augen zu sehen.
„Du hast Lily und James an Voldemort verkauft. Leugnest du das?", rief Sirius zitternd vor Wut. Der Mann auf dem Boden brach in Tränen aus. Er bot einen furchtbaren Anblick, wie ein großes, fast kahlköpfiges Baby, das auf dem Boden kauerte.
„Sirius, Sirius, was hätte ich tun können? Der Schwarze Lord ... du hast keine Ahnung ... er besitzt Waffen, von denen du keine Ahnung hast ... ich hatte Angst, Sirius, ich war nie mutig wie du und Remus und James. Ich habe es nicht gewollt ... Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hat mich dazu gezwungen -"
„Lüg nicht!", bellte Sirius wieder. „Du hast auch schon Jahre zuvor Carolins Familie verraten und damit ihr Todesurteil unterschieben. Uns hast du ausgespitzelt! Du warst sein Spion!"
„Er - er hat überall die Macht übernommen!", keuchte Pettigrew. „W-was sollte es nützen, sich ihm zu verweigern?"
„Was sollte es nützen, gegen den übelsten Zauberer zu kämpfen, der je gelebt hat?", fragte Sirius, und furchtbarer Zorn stand ihm im Gesicht. „Nur unschuldiges Leben hätte man retten können, Peter!"
„Du verstehst das nicht! Er hätte mich getötet, Sirius!"
„Dann hättest du sterben sollen! Lieber sterben, als deine Freunde zu verraten, wie wir es auch für dich getan hätten!" Sirius und Remus standen jetzt Schulter an Schulter, die Zauberstäbe erhoben.
„Dir hätte eins klar sein sollen. Wenn Voldemort dich nicht getötet hätte, dann hätten wir es getan. Adieu, Peter." Ich wusste genau, jetzt sollte ich eingreifen. Gleich wäre es zu spät, doch der Teil, welcher Pettigrews Tod wollte, hielt mich an meinem Platz. Ließ mich weiter gebannt zusehen.
„Nein!", rief Harry. Er stellte sich rasch zwischen die Stäbe und den Mann am Boden. „Sie sollen ihn nicht töten", sagte er und atmete ruckartig. „Tun Sie es nicht." Meine beiden Verwandten sahen sich verblüfft gegenseitig an.
„Harry, diese Kanaille ist der Grund, weshalb du keine Eltern mehr hast", schnarrte Sirius. „Dieses sich windende Stück Dreck hätte auch dich ohne mit der Wimper zu zucken sterben lassen. Du hast ihn gehört. Seine eigene stinkende Haut war ihm mehr wert als deine ganze Familie. Sie war ihm mehr wert, als Carolins gesamte Familie."
„Ich weiß", keuchte Potter, „Wir bringen ihn hoch ins Schloss. Wir übergeben ihn den Dementoren ... er soll nach Askaban ... aber töten Sie ihn nicht."
„Wir könnten seine Aussage ganz gut gebrauchen", gab ich kleinlaut zu.
„Harry! Patricia!", seufzte Pettigrew und warf die Arme um Potters Knie, welcher zum Glück näher stand als ich. „Ihr – ich danke euch – ist mehr, als ich verdiene -danke-"
„Lass mich los", fauchte Potter und schüttelte angewidert Pettigrews Hände ab. „Das tue ich nicht für dich. Ich tue es weil - ich glaube nicht, dass mein Vater gewollt hätte, dass sie - zu Mördern würden - nur wegen dir." Potters Blick glitt zu mir.
„Nach der Aussage kann er gerne ermordet werden. Soweit geht meine Moral nicht." Niemand regte sich oder machte ein Geräusch, außer Pettigrew, der pfeifend atmete und die Arme um die Brust klammerte. Sirius und Remus sahen sich an. Dann, wie von einer Hand, ließen sie die Zauberstäbe sinken.
„Er soll nach Askaban", wiederholte Harry, „wenn jemand es verdient, dort zu sitzen, dann er ..." Man hörte noch immer Pettigrews pfeifendes Atmen.
„Also gut", sagte Lupin. „Geh beiseite, Harry." Der Potterjunge zögerte.
„Ich werde ihn fesseln, das ist alles, ich schwör's dir", erklärte Remus, weshalb sich der Gryffindor endlich in Bewegung setzte. Dünne Schnüre schossen jetzt aus Lupins Zauberstab und kurz darauf wälzte sich Pettigrew gefesselt und geknebelt auf dem Boden.
„Aber wenn du dich verwandelst, Peter", knurrte Black, den Zauberstab auf Pettigrew gerichtet, „werden wir dich doch töten. Seid ihr einverstanden, Harry und Patricia?" Potter blickte die erbärmliche Gestalt auf dem Boden an und nickte; Pettigrew entging es nicht. Sein Blick glitt hoffnungsvoll zu mir.
„Wenn er das tut, töte ich ihn höchstpersönlich." Ich ließ meine Hände einmal warnend magisch aufleuchten.
„Gut", sagte Lupin, auf einmal geschäftsmäßig. „Ron, ich kann Knochen nicht halb so gut heilen wie Madam Pomfrey, also ist es das Beste, wenn wir dein Bein einfach schienen, bis wir dich in den Krankenflügel bringen können. Außer Patricia kann das gut?" Der Lehrer sah zu mir herüber.
„Ich bin besser darin mich heilen zu lassen. Madame Pomfrey ist ein guter Ansprechpartner." Heilzauber und ich waren wirklich keine Freunde. Ich war besser darin Wunden zuzufügen, als sie zu heilen. Wesentlich besser.
Rasch ging Remus zu Weasley hinüber, bückte sich, schlug mit dem Zauberstab sachte gegen sein Bein. Eine Binde rollte sich am Bein hoch und schnürte es an einer Schiene fest. Remus half dem Verletzten auf; Weasley trat behutsam auf, ohne vor Schmerz zu ächzen.
„Schon besser", gab er zu, „danke."
„Was ist mit Professor Snape?", fragte Hermine betreten und sah auf die verkrümmte Gestalt des Lehrers hinunter. Der hatte heute auch leiden müssen. Remus beugte sich über ihn und fühlte seinen Puls.
„Er hat nichts Ernstes", erklärte der Lehrer.
„Ihr wart nur ein wenig - ähm - übereifrig. Immer noch ohnmächtig. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir ihn erst drüben im Schloss wieder aufpäppeln. Wir können ihn so mitnehmen ..." Das war wohl definitiv die besser Lösung, bevor die Streitereien zwischen den Erwachsenen losgingen.
„Mobilcorpus." Wie an unsichtbaren Fäden, die sich um Snapes Armgelenke, Hals und Knie gewickelt hatten, wurde er hochgezogen, bis er aufrecht stand. Der Kopf baumelte immer noch beklemmend hin und her wie der einer Kasperlepuppe, und die Füße schwebten ein paar Zentimeter über dem Boden. Remus hob den Tarnumhang auf und verstaute ihn in seiner Tasche.
„Und zwei von uns sollten sich an das hier ketten", meinte Sirius und stieß Pettigrew mit den Zehenspitzen an.
„Nur um sicherzugehen."
„Das mache ich", meldete sich Lupin.
„Und ich", rief Ron mit bitterer Miene und humpelte herbei. Black beschwor schwere Handschellen aus dem Nichts herauf; bald stand Pettigrew wieder auf den Beinen, den linken Arm an Lupins rechten und den rechten Arm an Rons linken gekettet. Ron machte ein steifes Gesicht. Krätzes wahre Gestalt schien er als persönliche Beleidigung zu empfinden. Krummbein sprang leichtfüßig vom Bett und führte sie hinaus, den Flaschenbürstenschwanz beschwingt in die Höhe gestreckt. Ich sah zu Sirius herüber, welcher mir einen Arm um die Schulter legte.
„Jetzt wird alles gut, Welpe."

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt