Jamie hatte sich an mich angekuschelt. Immer wieder drehte er sich unruhig im Schlaf herum. Jedes Mal wenn er drohte ganz in seinen Albtraum abzurutschen, strich ich ihm liebevoll durch die Haare. Wie immer schien ihn das zu beruhigen.
Doch für mich reichte es leider nicht aus, dass der Junge sich friedlich schlafend an mich klammerte. Meine Instinkte liefen auf Hochtouren. Jedes Mal, wenn sich jemand in meiner Nähe bewegte, fuhr ich aus dem leichten Dämmerzustand hoch, in welchen ich mich vorher befunden hatte.
Meine linke Hand war die ganze Zeit um mein Messer geklammert. Der Schriftzug bohrte sich in meine Handfläche herein. Wahrscheinlich würde ich morgen einen Abdruck davon haben. Dann konnte jeder auf meiner Hand den Phönix sehen, zusammen mit dem Schriftzug „Aus der Asche erhoben die Provisionals".
Mal wieder wurde die Tür zur Halle geöffnet. Sofort saß ich senkrecht in meinem Schlafsack. Jamie grummelte leise im Schlaf, weil er dadurch ziemlich unsanft verschoben worden war, doch er wachte nicht wieder auf. Wahrscheinlich hatte er sich mittlerweile, an diese Form des umgebettet werden gewöhnt.
Fast einmal stündlich erschien ein Lehrer hier, um nachzusehen, ob alles ruhig war. Jedes Mal ging meine Alarmglocke los, welche mich vor einem Eindringling warnte. Also ging ich automatisch in Angriffsposition. Dieses Mal kam nicht nur irgendein Lehrer rein, sonder Professor Dumbledore. Er suchte zwischen den Schlafsäcken nach Percy, der gerade mal zwei Meter von Potter und Kumpanen weg war. Neben mir bewegte sich Kira.
Automatisch sah ich zu ihr, mein Messer noch immer fest in der Hand. Das Mädchen neben mir war aufgewacht. Durch das wenige Licht, welches durch die magisch verzauberte Decke kam, konnte ich erkennen, ihre Augen waren geöffnet. Sie starrte angestrengt in Richtung Dumbledore und Percy, wahrscheinlich weil sie genauso gerne lauschen wollte wie ich. Ich ließ mich wieder in mein Schlafsack zurücksinken. Kaum lag ich wieder, hielt mir mein Spiegelbild die Hand hin.
„Angst, Sanders? Muss deine Hand gehalten werden?", spottete ich möglichst leise, damit nicht noch die beiden Männer auf uns aufmerksam wurden.
„Ich dachte, wenn die gleich flüstern, willst du auch mithören." Sie wackelte auffordernd mit den Fingern. Ich sah zwiegespalten zwischen der Hand, dem Schulleiter und dem Schulsprecher hin und her. Ich würde schon sehr gerne lauschen, doch irgendwie kam es auch einem Friedensangebot gleich, jetzt ihre Hand zu nehmen. Ich rang noch kurz, bevor meine Wissbegierde siegte. Bei den zwölf Göttern, warum nur war ich so neugierig?
Kaum berührte ich Kiras Hand, merkte ich sofort, wie sich mein Gehör verbesserte. Ich hörte jetzt bei den ganzen umliegenden Leuten die Atmung, weshalb ich einschätzen konnte, ob sie nun schliefen oder nicht.
„Irgendeine Spur von ihm, Professor?", flüsterte Weasley an Dumbledore gerichtet und zog somit meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Nein. Alles in Ordnung hier?"
„Alles unter Kontrolle, Sir."
„Gut, es hat keinen Zweck, sie jetzt aufzuscheuchen. Für das Porträtloch oben bei den Gryffindors habe ich vorübergehend einen anderen Wächter gefunden. Morgen können sie wieder nach oben."
„Und die fette Dame, Sir?"
„Versteckt sich oben im zweiten Stock auf einer Landkarte von Argyllshire. Sie hat sich offenbar geweigert, Black ohne Passwort einzulassen, deshalb hat er sie attackiert. Sie ist immer noch ziemlich durcheinander, aber sobald sie sich beruhigt hat, werde ich Filch anweisen, sie zu restaurieren." Ein lautes Quietschen unterbrach das Gespräch. Ich brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, es war die Tür zur Halle. Das leise Geräusch, welches vorher immer das Hereinkommen einer Person verkündet hatte, war nun verstärkt. Daher kam es mir so unnatürlich laut vor.
„Direktor?" Snape war gekommen. Jetzt wurde es hoffentlich spannender. Dass die erwachsenen Zauberer und Dementoren kein Erfolg bei der Suche nach Black hatten, wurde uns schon so oft bewiesen, es war schon lange nichts Neues mehr.
„Wir haben den gesamten dritten Stock durchsucht. Keine Spur von ihm. Und Filch war in den Kerkern; dort ist er auch nicht." Nein, es wurde nicht wirklich spannender.
„Was ist mit dem Astronomieturm? Das Zimmer von Professor Trelawney? Die Eulerei?"
„Alles durchsucht ..."
„Na gut, Severus. Ich hatte ohnehin nicht erwartet, dass Black lange trödelt." Damit hatte wohl hoffentlich niemand hier im Raum gerechnet. Black war viel zu pfiffig, um in Hogwarts noch Stunden nach der Tat zu bleiben.
„Haben Sie eine Idee, wie er hereingekommen ist?", fragte Snape endlich mal eine halbwegs schlaue Frage. Auch wenn mir mindestens drei einfielen.
Das Schloss war alt und besaß viele Geheimgänge. Auch wenn alle davon ausgingen, Filtch würde alle kennen, musste es noch lange nicht der Fall sein. Ebenfalls war nicht auszuschließen, Black hätte in der Schulzeit einen unbekannten Gang gefunden. Wenn er sich schon vor Eintreffen der Dementoren auf dem Schulgelände eingenistet hatte oder sein Geheimgang aufs Gelände führte, könnte er mit Hilfe eines Tarnumhanges oder eines Desillusionierungszaubers einfach hereinspaziert sein. Schließlich durften die Dementoren nicht aufs Schlossgelände.
Dann könnte er auch noch durch den verbotenen Wald gekommen sein. Natürlich lebten dort die gefährlichen Tiere, wegen denen ich diesen Weg nicht wählen würde, doch als Witwer der vorherigen Tiernymphe hatte er mit Sicherheit ein wenig etwas über den Umgang mit den gefährlichen Geschöpfen gelernt. Vielleicht sogar genug, um auf diesen Weg herein und raus zu kommen. Vielleicht sogar genug, um direkt an einem Dementor vorbei zu spazieren.
„Einige, Severus, und eine unsinniger als die andere." Offensichtlich wurde dieses Gespräch nicht mehr interessant. Ich wollte gerade meine Hand zurückziehen, als doch noch etwas gesagt wurde, was mich neugierig werden ließ
„Sie erinnern sich an das Gespräch, das wir hatten, Direktor, kurz vor - ähm - Beginn des Schuljahres?", flüsterte Snape jetzt so leise, als wolle er es nicht nur eventuell wachen Schülern vorenthalten, sondern auch dem Schulsprecher direkt neben sich.
„In der Tat, Severus", sagte Dumbledore warnend. Ganz offensichtlich sollte der Zaubertranklehrer von diesem Gespräch nicht einmal vor dem Schulsprecher sprechen, weshalb ich noch Neugieriger wurde. Interessante Informationen waren nur die, nach denen man graben musste.
„Es scheint - fast unmöglich - dass Black ohne Hilfe aus dem Schloss hereingekommen ist. Ich habe damals wegen dieser Stellenbesetzung meine Vorbehalte zum Ausdruck gebracht -"
„Ich glaube nicht, dass auch nur ein einziger hier im Schloss Black geholfen hat." Dumbledore schien auf gar keinen Fall dieses Fass wieder aufmachen zu wollen, doch automatisch dachte ich über den Gedankengang von Professor Snape nach.
Es war eigentlich ziemlich offensichtlich. Professor Lupin hatte Kira Lorraines und meinen Erzeugern nahe genug gestanden, um Patenonkel von meinem Spiegelbild zu werden. Er kannte demnach auch Black, war wahrscheinlich sogar mit ihm befreundet. Da lag der Verdacht nahe, er würde Black helfen. Doch leider hatte ich durch die vielen Stunden Nachsitzen eines herausgefunden. Professor Lupin hat meine Mutter wirklich gemocht und verabscheute Black für den Verrat. Er wollte die Nymphen beschützen und nicht dabei helfen sie umzubringen. Er würde also niemals meinem Erzeuger helfen.
„Ich muss runter zu den Dementoren. Ich sagte, ich würde ihnen berichten, wenn die Suche beendet ist", verkündete Dumbledore.
„Wollten die nicht helfen, Sir?", schaltete sich Weasley ein, welcher froh darüber wirkte, wieder mitreden zu können.
„O doch, aber solange ich hier Schulleiter bin, kommt kein Dementor über die Schwelle dieses Schlosses." Dumbledores Stimme hörte sich komplett unterkühlt an. Weasley schien ein wenig verdutzt auf Grund der Tonlage. Der Schulleiter schien sich aber keine weitere Zeit nehmen zu wollen, um das zu klären. Rasch und leise verließ er die Halle.
Zurückblieben ein verdutzter Schulsprecher und ein Zaubertranklehrer, welcher einen Moment schweigend Dumbledore nachsah. Schließlich löste sich Snape aus seiner Starre. Er ging anders als erwartet nicht sofort aus der Halle heraus. Stattdessen machte er einen kleinen Bogen, weshalb auf dem Weg zum Ausgang genau bei mir vorbeilief.
„Smith, wenn sie schon wach sind, können sie auch gleich mitkommen." Das ließ ich mir bestimmt nicht zweimal sagen. Bevor noch irgendjemand etwas sagen konnte, war ich schon aufgesprungen, froh darüber richtig in Bewegung zu kommen, anstelle mich dazu zu zwingen im Schlafsack ruhig liegen zu bleiben.
„Aber Professor-", wollte Weasley protestieren. Mit nur einer Handbewegung schnitt der Zaubertranklehrer ihm allerdings das Wort ab.
„Sie haben sich hier nicht einzumischen, Weasley." Mit einer kurzen Kopfbewegung forderte mich mein Hauslehrer auf, ihm lautlos zu folgen. Mit einem breiten Grinsen wank ich noch dem Schulsprecher zum Abschied zu, bevor ich dem Zaubertranklehrer lautlos folgte.
Kaum war die Tür hinter uns verschlossen und konnten damit nicht mehr von neugierigen Schülerohren belauscht werden, begann Snape das Gespräch.
„Es ist mir nicht entgangen, welchen Vorfall es zwischen ihnen und Miss Parkinson gab." Vorfall war ein wirklich netter Ausdruck dafür, dass ich das Mädchen fast in die Luft gesprengt hätte. Sie und den Weasley-Schulsprecher gleich mit.
„Und jetzt? Noch mehr Nachsitzen bei Professor Lupin? Im Kerker an den Zehen aufgehangen werden? Rauswurf von der Schule?" Ich sah abwartend auf das Urteil, welches wohl bald über mich gesprochen wurde. Ich erwartete nicht, es würde gut für mich ausgehen. Langsam musste ich den Lehrer doch mit meiner Aufsässigkeit auf die Nerven gehen.
„Mister Filch würde sich sehr über die zweite vorgeschlagene Strafe freuen." Der Lehrer lief weiter in Richtung der Kerker, während ich ihm neugierig folgte.
„Sie sind mein Hauslehrer. Sie oder Professor Dumbeldore legen meine Strafe fest."
„Dies trifft zu."
„Also?" Bitte lass mich endlich von der Schule fliegen. Bitte.
„Es wird gar nichts passieren, Miss Smith." Ich sah den Lehrer verstimmt an. Gar nichts? Durfte ich den Lehrern nun auf der Nase tanzen, so viel ich wollte?
„Ich weiß von ihren Kräften. Und auch von dem Einfluss des Vollmondes aus sie." Ich musterte misstrauisch den Lehrer. Bisher war ich davon ausgegangen, Professor Dumbeldore und Lupin wären die einzigen beiden, die von meinen Nymphenkräften in Hogwarts wussten. Abgesehen von meinem Spiegelbild, ihrer Cousine, Adina und natürlich auch noch Jamie. Doch mein Hauslehrer schien es als selbstverständlich anzusehen, dass er es auch wusste. Jedenfalls setzte er keine Erklärung an.
„Ich habe mich sehr gewundert, als es beim vergangenen Vollmond keine Komplikationen gegeben hat. Wo haben sie ihn verbracht?" Ich sah belustigt zu dem Lehrer herüber. Ich wäre ihm beim Herumschleichen im Schloss fast in die Arme gerannt.
„Durchs Schloss, rauf aufs Dach und irgendwann in den Olymp." Snape blieb stehen. Mittlerweile befanden wir uns tief unter der Erde, irgendwo in den unterirdischen Gängen von Hogwarts. Der Gang wirkte nicht so, als würde er oft benutzt werden. Die Hauselfen schienen sich nicht so viel Mühe zu geben, ihn wirklich sauber zu halten, wie die vielgenutzten Gänge von Hogwarts. Zwar war er nicht wirklich dreckig, doch ein wenig Staub hatte sich angesetzt, als wäre er schon seit ein oder vielleicht auch zwei Wochen nicht mehr sauber gemacht worden.
Vor uns lag eine Holztür. Das Schloss wirkte alt. Es hatte sich etwas Rost gebildet. Professor Snape tippte es einmal kurz an. Man hörte wie leise quietschend, sich die Verriegelung verschob. Schließlich hörte das Quietschen auf. Der Lehrer stieß die Tür auf. Neugierig versuchte ich, einen Blick in den Raum zu erhaschen, ohne wirklichen Erfolg. Zum einen stand Professor Snape im Weg, zum anderen war es drinnen auch dunkel. Also konnte ich nichts außer Schwärze erkennen.
„Professor Dumbledore und ich hielten es besser, wenn sie an Vollmond nicht irgendwo hin schleichen oder womöglich eine Konfrontation mit Black suchen. Hier wird er sie nicht finden. Und falls sie noch einmal darüber nachdenken, den Schulsprecher, Miss Parkinson oder eine andere Person anzugreifen, sollten sie sich ebenfalls hier abreagieren." Der Lehrer schnippte kurz mit seinem Zauberstab, weshalb der Raum nun endlich hell erleuchtet war. Der Lehrer trat bei Seite, sodass ich das Innere endlich sehen konnte.
Dumbeldore schien es wirklich wichtig zu sein, dass ich mich hier wohl genug fühlte, um hierzubleiben. Der Raum war mit Boxsack, Dummy und anderen Sportgeräten ausgestattet. Austoben konnte ich mich hier zu genüge. Und ausnahmsweise würde ich nicht mit gebrochenen und aufgeschürften Knöcheln in den Krankenflügel müssen. Außer ich nahm anstelle des Boxsacks doch die Wand des Raumes, um meine Wut abzulassen.
Mich durchflutete eine Welle von Sympathie für den Schulleiter. Natürlich wusste ich, er wollte mich nur auf Grund meiner Kräfte hierbehalten, doch so viel Mühe hatte sich eigentlich noch nie jemand mit mir gegeben. Natürlich abgesehen von den Howarths. Doch eine Sache störte mich noch weiterhin.
„Woher wissen sie, dass ich eine Nymphe bin, Professor?"
„Dumbledore hat mir erzählt, was sie sind. Er hielt es für angemessen, wenn ihr Hauslehrer davon weiß. Vor allem weil mir Nymphen ein Begriff sind."
„Also wissen sie alles, was sie über Nymphen wissen von ihm." In den Augen des Lehrers flackerte etwas auf. Nur ganz kurz. Ein Gefühl, welches ich nicht richtig interpretieren konnte, doch es reichte mir aus, um meine Aussage als widerlegt anzusehen.
„Nein, tun sie nicht." Ich musterte den Lehrer weiterhin, um herauszufinden, woher er es wissen konnte. Nicht von meiner Erzeugerin oder der von Marianne. Dann hätte er mit Sicherheit ein anderes Verhältnis zu Professor Lupin. Meine Vorgängerin war ebenfalls eng mit den beiden befreundet, also schied sie eigentlich auch schon aus. Vielleicht eine andere Nymphenfamilie?
Ich betrachtete den Lehrer aufs genauste, welcher anscheinend über etwas nachdachte. Irgendwie kam es mir insgesamt ziemlich abwegig vor, Snape hätte einer von den olympischen Nymphen nahe genug gestanden, um wirklich Informationen über sie zu kriegen. Hätten die Lehrer für Zaubertränke und für Verteidigung gegen die dunklen Künste auf einer Seite gestanden, würden sie sich nicht mit diesem unterschwelligen Misstrauen begegnen. Dem Misstrauen und den Hass.
„Sie haben im ersten Zaubererkrieg auf der Seite von Hades gekämpft, richtig?" Ich wurde überrascht angestarrt. Offensichtlich hatte ich ins Schwarze getroffen. Meine Hand glitt wieder zu meinem Messer. Ein Ex-Todesser war doch der wesentlich wahrscheinlichere Komplize von Black, als es bei Lupin der Fall war.
„Nun, Miss Smith. Sie haben recht mit ihrer Vermutung. Ich habe mich nach meinen Schulabschluss den Todessern angeschlossen. Ich habe mich bei ihm hochgearbeitet und war ein Spion für Dumbledore." Ich wartete auf das Gefühl in meiner Magengrube, welches mir immer verriet, ich wurde gerade angelogen. Doch es blieb aus. Snape hatte also für Dumbledore spioniert.
„Und als Todesser wussten sie nicht davon, dass mein Erzeuger selbst einer war?" Ich hörte selbst heraus, meine Stimme war ziemlich vorwurfsvoll. Ich biss mir verärgert auf die Unterlippe. Was interessierte es mich denn, dass niemand bemerkt hatte, mein Vater war ein Todesser? Meine Mutter war tot, ich bin im Waisenhaus aufgewachsen. Daran konnte man nichts ändern. Es brachte nichts, irgendjemand jetzt Vorwürfe zu machen. Außerdem konnte dadurch viel zu leicht jemand auf die Idee kommen, ich fände es wirklich relevant. Es war mir schließlich eigentlich vollkommen egal, dass meine Mutter einst in die Luft gejagt wurde.
„Voldemort hat aufgepasst, dass jeder seiner Anhänger möglichst wenige der Anderen kannte. Dass ihr Vater-"
„Erzeuger", unterbrach ich ganz automatisch. Mein Vater war Jayden Howarth. Er hatte sich als Einziger jemals wie einer verhalten. Jemand, der mich umbringen wollte, hatte diese Bezeichnung nicht verdient. Ich wurde für einen Moment erschrocken angesehen. Doch dann schüttelte der Lehrer den Kopf, fast als wolle er die unangenehmen Gedanken vertreiben.
„Natürlich, ihr Erzeuger. Der dunkle Lord wird mit Sicherheit aufgepasst haben, dass nur er selbst weiß, wer sein Informant war. Er misstraute selbst den hochrangigen Todessern."
„Sehr schlau von ihm. Jeden den er vertraut hätte, wäre eine potentielle Gefahr gewesen, etwas könnte nach außen gelangen. Gerade wenn man einen Spion so Nahe an einer Nymphe hat, ist es ein viel zu hohes Risiko. So einfach kriegt man niemanden in einer Nymphenfamilie eingeschleust. Schon gar nicht, wenn einmal bekannt wurde, dass schon einmal ein Verräter hereingekommen ist." Ich kam nicht drum herum, als eine gewisse Bewunderung für die Hadesnymphe zu empfinden. Der dunkle Lord war mit Sicherheit gefährlich und durchgeknallt, doch wie man Krieg führte, hatte er gewusst. Er wäre bestimmt ein guter Gegner, um meine Kräfte mit ihm zu messen.Die Tür zu meinem neuen Zimmer wurde aufgerissen. Professor Lupin kam hereingestürmt. Er sah sich panisch um. Mittlerweile saßen Snape und ich auf dem Boden. Nachdem ich einmal herausgefunden hatte, was mein Zaubertränkelehrer einst gewesen war, gab es für meine Neugierde keinen Halt mehr. Ich quetschte ihn über alles Mögliche aus. Die Kriegstaktik der anderen Nymphe, das Leben als Spion und alles was mir noch gerade durch den Kopf ging. Doch der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste schien nicht so begeistert wie ich von der Unterhaltung zu sein, die er gerade massiv störte.
„Es ist kurz nach vier Uhr morgens!" Ich unterdrückte den Kommentar, dass wir selber Uhren lesen konnten.
„Danke, für diese hochtragende Erkenntnis, Professor Lupin." Snape sah den frisch eingetroffen kalt an.
„Rona müsste schon längst im Bett liegen!" Wir wurden entsetzt angesehen.
„Nun, sie hat von mir eine Erlaubnis sich hier aufzuhalten, Professor Lupin."
„Es ist kurz nach vier!"
„Sie wiederholen sich." Ich sah amüsiert zwischen den beiden Lehrern hin und her. Das konnte noch wirklich lustig werden.
„Kann ich sie bitte einmal unter vier Augen sprechen, Professor Snape?" Mein Verteidigungslehrer zeigte nach draußen. Der Angesprochene zögerte kurz, bevor er aufstand und mit wehendem Umhang aus dem Raum lief. Der andere Lehrer ihm nach. Ich schlich zur Tür und hielt mein Ohr ans Schlüsselloch, um das wirklich amüsante Gespräch weiter verfolgen zu können.
„Rona müsste schon längst im Bett liegen. Sie ist dreizehn Jahre alt!", rief Professor Lupin.
„Blacks Einbruch lässt ihre Instinkte auf Hochdruck laufen und der anstehende Vollmond macht es nicht besser. Sie wird auch nicht in der großen Halle schlafen, Professor Lupin", hielt Snape entgegen.
„Sie gehört trotz allem in die große Halle! Was bringen sie ihr damit bei? Das es in Ordnung ist, wenn sie in einer schlaflosen Nacht alleine durch die Gänge stromert und sich ständig in Gefahr bringt. Reicht es nicht, wie viel Ähnlichkeit sie jetzt schon mit ihrem Vater hat? Müssen sie ihr auch noch das angewöhnen?"
Ich hatte das Gefühl, jemand würde mir langsam die Luft abdrücken. Zwar kannte ich Lupins Meinung zu diesem Thema schon, doch trotzdem tat es noch immer weh. Und ich hatte kein Ähnlichkeiten. Auf gar keinen Fall.
„Die fette Dame wurde mit einem Messer zerschlitzt? Mir fällt nur eine Person ein, die den ganzen Tag mit so einem Ding durch die Schule läuft", kamen mir wieder Parkinsons Worte in den Sinn. Mein Finger glitt vorsichtig über den Griff meiner Lieblingswaffe. Bei den zwölf Göttern, es gab Ähnlichkeiten. Meine Hände ballten sich erneut zu Fäusten bereit auf irgendetwas einzuschlagen.
„Sie hat nichts mit ihm gemein! Ihr Vater war ein arrogantes Schwein!", rief Snape entrüstet.
„Sie kannten ihn doch kaum!"
„Sie können auch nicht behaupteten, beurteilen zu können, wer Sirius Black war. Schon seit ihrer Schulzeit hat er Informationen über die Nymphen an den dunklen Lord weitergegeben und sie hinters Licht geführt. Oder haben sie eine bessere Erklärung für den Mord an Carolin Sanders Familie?"
„Ich weiß nicht, wann er sich gegen die Nymphen gewandt hat, aber er hat sie damals geliebt. Da bin ich mir absolut sicher."
„Sie haben auch einen Monat nach seiner Festnahme darauf geschworen, er hätte niemals Sanders verraten und umbringen können. Trotz allem hat er es getan." Wieder war kurz nichts zu hören, bevor Lupin antwortete. Er hörte sich gefährlich ruhig dabei an.
„Ich gebe zu, ich habe mich damals geirrt."
„Und sie tun es jetzt wieder." Wieder war draußen nichts als Stille zu hören.
„Haben sie nicht gegenüber Flitwick erwähnt, Rona würde sie ebenfalls an Black erinnern?", fragte Lupin. Ich hielt die Luft an. Stimmte der andere Lehrer heimlich dem Verteidigungslehrer zu und wollte es nur nicht ihm gegenüber zugeben?
„Nun, Lupin, ich habe damals davon gesprochen, sie würde mich an einen Black erinnern. Aber nicht an Sirius Black. Sie erinnert mich an Regulus." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Wer bei den zwölf Göttern war Regulus Black?
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Hexagramm - Schlangenbrut
FanfictionDreizehn Nymphen, drei Verschollene und eine Entführte. Dreizehn fast ausgerottete Familien, doch dadurch auch zwölf Jahre Frieden. Rona Smith scheint auf den ersten Blick mit den Ereignissen von vor zwölf Jahren nichts zu tun zu haben. Die Namen Ca...