Kapitel 13

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In letzter Zeit durchdachte ich meine Handlungen wirklich nicht mehr genug. Erst verriet ich den Weasley-Zwillingen, wie ich verschollen gegangen war, und dann ließ ich mich auch noch auf ein Duell mit Parkinson ein. Natürlich hatte beides zusammen das schwarz-weiß Denken der Leute nur noch mehr angeregt. Ein einjähriges Mädchen überlebte auf unbekannte Weise Sirius Blacks Angriff und konnte Jahre später dann mal eben eine Drittklässlerin in einem Duell besiegen. Natürlich kam das komisch.
Doch anstelle erst in Ruhe nachzudenken und dann zu handeln, musste ich natürlich drauf losstürmen. Kein Wunder, dass die Gerüchteküche am Brodeln war. Egal wo ich hinging, ständig tuschelten die Leute um mich herum. Viele versuchten Adina davon zu überzeugen mich endlich fallen zu lassen, doch bisher hielt die Wassernymphe noch zu mir. Genauso wie Jamie, welcher über die Gerüchte nur den Kopf schütteln konnte. Wenigstens war ich nicht die Einzige, die der Schlussfolgerung der anderen Schüler nicht wirklich folgen konnte.
Was machte das auch für einen Sinn? Black ließ mich überleben, damit ich die anderen Nymphen für ihn umbrachte, aber saß dann jahrelang im Knast, wo er keinen Einfluss auf mich hat? Warum sollte ich dann jetzt seinen Befehlen folgen? Warum war ich so gut ausgebildet, wenn er es nicht getan hatte? Doch die Logikfehler schien niemand erklären zu wollen. Weder mir noch Jamie, welcher meinte, die Hogwartsschüler wären einfach nur an einer guten Story interessiert und nicht an Logik, Fakten und der Wahrheit. Scheinbar hatten letztes Jahr auch alle geglaubt, Potter würde Menschen versteinern. Jetzt schienen sie ihn wieder als Helden zu sehen. Sollte ich auch so eine steile Karriere hinlegen, was die Beliebtheit in Hogwarts anging, würde ich nächste Jahr vergöttert werden.
„Rona!" Mir wurde auf die Schulter getippt und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Automatisch landete mein Messer in meiner Hand. Ich wirbelte herum. Meine Waffe wurde an die Kehle, der Person hinter mir gehalten.
„Kira Lorraine Sanders und Marianne Huxon. Was verschafft mir denn diese fragwürdige Ehre eures unerwünschten Besuches? Ich hatte eigentlich gehofft, ihr hättet nach unserem Gespräch am See verstanden, dass ich keinen Wert auf eure Existenz lege." Die beiden Mädchen sahen sich kurz an. Man sah genau, meine Worte verletzten sie, auch wenn die Nymphen versuchten, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Wir wollten uns doch nur entschuldigen, weil die anderen glauben, du seist auf Sirius Blacks Seite." Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Meine Doppelgängerin wollte sich entschuldigen, weil jemand anderes ganz ohne ihr zutun fies zu mir war. Wo war da denn bitte die Logik?
„Es muss euch nicht leidtun, dass die anderen Schüler ein wenig beschränkt sind. Sollen die reden. Ich bleibe eh nicht hier. Jetzt nervt mich nicht." Ich wandte mich wieder meiner ursprünglichen Beschäftigung zu, meinem Mittagessen.
„Aber –" Aus dem Augenwinkel sah ich Kira Lorraines traurigen Blick zu Marianne wandern, welche mittlerweile ziemlich wütend wirkte.
„Weißt du was, Smith. Mittlerweile kann ich richtig gut verstehen, warum dich niemand adoptieren will. Auf so eine blöde Zicke wie dich könnte ich in meiner Familie auch gut verzichten. Komm Kira, lass uns gehen. Dein Zwilling ist es nicht wert, Zeit für sie zu verschwenden." Meine Cousine lege meiner Doppelgängerin einen Arm um die Schulter und schob sie davon.

Ich wusste nicht, ob nun für immer und ewig Verteidigung gegen die dunklen Künste weitergehen sollte oder ich mir wünschen sollte, es wäre auf der Stelle vorbei. Zugegebener Maßen, es war wirklich sehr interessant, was unser Professor Lupin beibrachte. Er war wirklich kompetent in seinem Fach, keine Frage, doch er blieb nun einmal mein Möchtegernonkel. Daher war es mir lieber, einen möglichst großen Abstand zwischen mich und ihn zu bringen. Diese Aussicht war nun einmal wahrscheinlicher, wenn die Schulstunde vorbei war, auch wenn ich danach noch bis zum Abendessen hier herumsitzen durfte, um mich zu weigern meine Hausaufgaben zu machen.
Doch bevor ich mich nun entscheiden konnte, ob es besser war, für immer im Unterricht zu sitzen oder doch noch irgendwann einmal zum Nachsitzen über zu gehen, was bedeuteten würde, alleine mit dem Lehrer zu sein und irgendwann frei zu haben, klingelte es schon zum Ende der Stunde.
Adina schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, tätschelte mir kurz die Schulter, bevor sie zusammen mit ihrem Bruder den Klassenraum verließ. Daphne Greengras nutzte sofort wieder die Gelegenheit sich an meine Freundin ranzuhängen. Das Mädchen hatte wohl noch nicht kapiert, dass ich schon längst ihren ehemaligen Platz eingenommen hatte.
„Starr nicht so säuerlich Miss Greengras hinterher. Miss Malfoy wird sie schon nicht fallen lassen. Und falls doch, dann ist sie keine wahre Freundin." Ich schnaubte mies gelaunt. Ja, verdammt nochmal. Ich mochte es überhaupt nicht, dass Greengras ihre Krallen nach meiner Freundin ausstreckte. Die Wassernymphe war neben Jamie, die einzige Person, die sich bisher halbwegs wie eine Freundin verhalten hatte. Da sollten ihr die anderen Slyhterins nicht die Flausen in den Kopf setzen, ich sei auf Blacks Seite.
Ich sah zu dem Lehrer, welcher an dem Tisch mir gegenüber lehnte und mich beobachtete. Merlin, so schnell hatte er bisher noch nicht geschafft, meine Laune zu verhageln.
„Mit welchen Hausaufgaben fangen wir an?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Wir? Ich wusste gar nicht, dass sie jetzt auch Hausaufgaben machen wollten. Wollen sie den Fünftklässlern Bescheid sagen, dass ihre Schulstunde heute leider ausfällt, oder soll ich das übernehmen?" Ich sah belustigt zu dem Lehrer, welcher leicht den Kopf schüttelte.
„Ich hatte vergessen, bei dir muss ich auf meine Formulierungen achten. Mit welchen Hausaufgaben fängst du an?" Ich klimperte mit den Augen.
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten, Professor. Nach dreimal Fragen ändert sich nicht meine Antwort auf ihre Frage." Der Lehrer seufzte resigniert.
„Dann wirst du wohl für den Rest deines Lebens deine Freizeit in diesem Klassenraum verbringen müssen."
„Nur bis zu meinem Rauswurf. Solange gedulde ich mich."
„Warum machst du es dir nur so schwer?" Der Lehrer sah mich kopfschüttelnd an, während ich nur leicht mit den Achseln zuckte. Ich hatte wohl kaum eine andere Wahl als es mir schwer zu machen. Hausaufgaben machen gehörte schließlich nicht zu den realistischen Optionen. Also welche andere Wahl hatte ich noch außer mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn das ordentliche Kopfschmerzen verursachte?

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt