Kapitel 49

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„Rona!" Im nächsten Moment hatte mich Adina schon mit einem strahlenden Lächeln in einer Umarmung gefangen.
„Hey?" Verunsichert sah ich zu Draco herüber, der die ganze Begrüßungsszene belustigt verfolgte. So nützlich wie Wattbällchen bei einer Messerstecherei. Obwohl mit denen konnte man im Zweifelsfall die Gegner ersticken. Selbst dazu taugte der wasserstoffblonde Junge nicht.
„Du wirst nicht glauben, was in unseren Ferien passiert ist!", rief die Blondine und gab mich wieder frei. Stattdessen hakte sie sich bei mir unter und plapperte los. Auf ihrer anderen Seite stand Jamie, seine Nase mal wieder in einem Buch. Auch keine Hilfe beim Thema verrückte Wassernymphe unter Kontrolle kriegen.
„Und jetzt sind die Ferien vorbei, wir sind wieder hier und ich kann nicht mehr live verfolgen, wie die Sache ausgegangen ist", beendete Adina ihre Geschichte, die sie stolz erzählt hatte.
„Sehr tragisch", murmelte ich.
„Nicht wahr? Das war so spannend. Ich hoffe, Mutter schreibt mir, wie das Ganze ausgegangen ist. Wie waren eigentlich deine Ferien? Hast du Ostern genossen? Dein Onkel Marlon war doch hier."
„Ja, war er. Wir hatten einen schönen Tag."
„Und was hast du gemacht, Jay Jay?" Der Angesprochene sah von seinem Buch auf. Kurz glitt sein Blick zu mir, als wüsste er nicht, ob er nun erwähnen durfte, dass nicht nur Marlon hier gewesen war. Ich nickte leicht. Von mir aus konnte er erzählen, dass er meine Familie sehr gerne hatte.
„Ich war morgens mit Ro am See. Und als dann Kiras Verwandte kamen, ist Antiope natürlich hingelaufen. Dann hat sie sich vor Elainas Drachen Meggie erschreckt. Das Fellknäuel ist zu uns gerannt und in den See gesprungen. Patricia hat sie gleich mitgenommen."
„Der See ist kalt", stellte ich nüchtern fest.
„Oh ja, deshalb wurde sie von Lupin auch zum Umziehen geschickt. Und sie ist nur allzu gern vor ihr Familie geflohen." Ja, das hatte er wohl richtig erkannt. Ich hatte die Chance wirklich gerne genutzt, von meiner Familie wegzukommen.
„Dann habe ich also eigentlich alleine am See gesessen, das fand ihre Familie aber blöd. Also wurde ich einfach mitgeschleift. Sie sind wirklich sehr nett. Später kamen dann auch noch kurz Marlon und Patricia vorbei."
„Du hast auch deine richtige Familie kennengelernt? Magst du sie auch? Bist du im Sommer bei ihnen? Werden sie wieder das Sorgerecht für dich übernehmen? Oh, du wirst doch nicht Hogwarts verlassen, um das ganze Jahr über bei ihnen zu wohnen, oder? Das fände ich sehr schade. Darf ich dich dann besuchen? Sie haben doch nicht gegen mich, weil mein Vater im Verdacht stand, ein Todesser zu sein, oder? Ich meine, ich könnte es verstehen-", sprudelten die Wort mal wieder aus der kleinen Malfoy. Ich sah überfordert zu Jamie. Wir hatten fast Mai. In zwei Monaten waren Sommerferien. Irgendwann musste ich mal zusehen, dass ich eine Lösung für die Ferien fand. Eine richtige Entscheidung nicht nur dieses auf irgendwelche Optionen hoffen.
„Ich denke, ich werde bei Marlon sein. Er will mit mir nach New York."
„Du denkst?"
„Ja, ich denke, so wird es sein. Er hat gesagt, wir fahren dahin. Also werden wir es wohl machen." Außer ich schaffte es, Sirius Unschuld zu beweisen. Das konnte meine Sommerferien natürlich noch einmal ganz umschmeißen.
„Und zu deiner echten Familie zu fahren ist keine Option? Also mochtest du sie nicht."
„Marlon ist meine Familie. Ganz echt. Kiras Familie ist nett. Und anstrengend. Und vor allem ist es Kiras Familie, nicht meine. Ich finde meine Eigene. Und wenn irgendwann sie und ihre Familie dazugehören, ist das schön, aber momentan sind sie Fremde." Und mir war es zu viel. Momentan rannten eindeutig zu viele Menschen um mich herum, die in irgendeiner Weise eine Bindung zu mir aufbauen wollten. Und Lupin hatte gesagt, ich durfte es in meinem Tempo machen. Also machte ich es jetzt auch so. Einen Schritt nach dem anderen. Ich lief eh schon unsicher genug.

Jemand sprang mit einem lauten, glücklichen Quietschen auf mein Bett drauf. Erschrocken fuhr ich hoch. Adina sah mich mit einem breiten Grinsen an. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Bei den zwölf Göttern, das Mädchen war seit gestern wieder hier und hatte noch bessere Laune als vor den Ferien.
„Geht es dir gut?"
„Ja und du hast Euphorie-Elixier getrunken, oder was ist mit dir los?"
„Nein, heute ist der zweite Mai. Happy Birthday!" Sie fiel mir um den Hals. Ich sah verunsichert zu Antiope, welche schwanzwedelnd auf meinem Bett saß.
„Adina, ich feier nicht meinen Geburtstag."
„Warum nicht?"
„Warum sollte ich?"
„Weil es Spaß macht." Mit Familie vielleicht. Doch bis auf Ares hatten die Leute vor einem Jahr nicht einmal gewusst, wann ich wirklich Geburtstag hatte. Und selbst wenn, was hätte sich ändern sollen. Es ist schließlich nicht so, dass deshalb dieser Tag etwas Besonderes werden würde. Am Ende war es ein Tag wie jeder andere.
„Wenn man Geschenke bekommt vielleicht."
„Aber die kriegst du." Mir wurde ein Päckchen unter die Nase gehalten.
„Wir haben auch einen Kuchen." Adina zog mich aus dem Bett. Ich stolperte ihr überfordert hinterher. Bisher fand ich, meinen Geburtstag ignorieren, noch immer eine sehr schöne Lösung.

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt