Kapitel 42

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Ich begann zu rennen, sobald ich Marlon am Rande des kleinen Dorfes sehen konnte. Er war gerade dabei eine Zigarette zu rauchen.
„Marlon!"
„Patricia! Komm her, kleiner Welpe." Die Nikotinbombe landete auf dem Boden und wurde ausgetreten. Keine Sekunde später hatte ich den Mann schon erreicht und schmiss mich in seine Arme. Diese Aktion brachte meinen ehemaligen Babysitter zum Lachen.
„Bei den zwölf Göttern, Welpe, hast du mich so sehr vermisst?"
„Ich denke schon."
„Du denkst schon? Heißt das, ich darf dich jetzt nach Frankreich entführen, weil du es keine 24 Stunden mehr ohne mich aushältst?"
„Ich habe Lupin versprochen zehn Minuten vor der Nachtruhe bei ihm zu erscheinen. Es schien ihm sehr wichtig zu sein, dass ich es tue. Oder er kriegt Alzheimer. Er hat sich mehrfach wiederholt." Hinter uns hörte man Snape sich räuspern.
„Sie haben nun die Verantwortung für sie, Mr Allaire. Sorgen sie dafür, dass sich Ms Smith rechtzeitig wieder in Hogwarts einfindet. Ansonsten verlieren sie ihre Privilegien."
„Ich habe schon gehört. Zehn Minuten vor der Nachtruhe bei Remus im Büro. Patricia wird pünktlich sein. Und unsere Privilegien behalten wir." Mir wurde liebevoll über die braunen Haare gestrichen.
„Ihnen viel Spaß, Ms Smith. Ms Parkinson, wir werden jetzt in die Winkelgasse apparieren." Der Lehrer hielt meiner Klassenkameradin seinen Arm hin. Sie sah mich noch einmal verächtlich an, bevor sie diesen ergriff. Im nächsten Moment waren die beiden schon verschwunden.
„Und wir, Prim, wir besorgen uns jetzt Butterbier."
„Lupin sagt, ich darf kein Alkohol. Bier ist ein alkoholhaltiges Getränk. Also will er nicht, dass ich Bier trinke."
„Nur gut, dass es eine alkoholfreie Version gibt. Na los. Wir holen jetzt Butterbier zum Mitnehmen für drei und dann gehen wir bei deinem Tatze vorbei. Außer du willst gerne vorher noch mit mir alleine über etwas reden?" Ich spielte verunsichert mit meinen Fingern.
„Da wären eigentlich noch ein paar Dinge. Mindestens zwei. Vielleicht auch mehr. Nein, ich bin schon bei drei. Wenn man Menschen nicht nur beobachtet und beurteilt, sind sie sehr kompliziert."
„Dann fange mal an mit dem ersten komplizierten Mensch in deinem Leben."
„Er heißt Blaise Zabini. Er ist der Meinung, ich finde ihn suspekt. Ich denke, ich mag ihn nicht. Er hat mich angelogen und hört nicht auf mich. Er umarmt mich, ohne mich vorher zu fragen, dabei habe ich ihn gesagt, er soll es tun. Das finde ich nicht gut."
„War das nicht auch der Junge, dem schlecht wurde, als du deine Hände mal wieder aufgeschlagen hattest? Der mit dem Hirschgeweih."
„Genau der." Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
„Kleiner süßer Welpe, er mag dich doch nur. Sei nicht so kratzbürstig zu ihm. Anstelle ihn anzumeckern könntest du ihn fragen, warum er dich in diesem Moment umarmt. Und wenn dir seine Erklärung nicht gefällt, dann kannst du ihn noch immer anschnauzen."
„Ich verstehe ihn aber nicht."
„Du bist ein kluges Mädchen. Frage solange nach, bis du es verstehst. Der Punkt wird irgendwann kommen."
„Ok. Dann frage ich ab jetzt immer nach. Parkinson gibt mir für das Nachsitzen die Schuld. Ich weiß, sie will einfach nicht die Schuldige sein, allerdings verstehe ich nicht, warum sie ausrastet, wenn ich ihr nachweislich richtige Dinge sage. Sie wird mich niemals besiegen. So ist es nun einmal. Auch ihre Anschuldigung ich sei von Sirius Black ausgebildet worden, ist vollkommen unlogisch."
„Du könntest ihr vielleicht erklären, warum sie dich nicht besiegen kann. Aufklärung löst viele Probleme."
„Und verhindert ein paar. Ich hätte durch Aufklärung verhindert werden können. Dann wären viele Probleme nie entstanden."
„Nein, deine Eltern waren sehr gut aufgeklärt. Gerade dein Vater, ansonsten hättest du ein paar Geschwister. Halbgeschwister, um genau zu sein. Viele Halbgeschwister von vielen verschiedenen Frauen."
„Dann hätten sie wirklich besser bei Kira und mir aufpassen sollen." Marlon fing an zu lachen.
„Ich weiß, das ist neu für dich, aber es gibt Menschen, die wünschen sich Kinder. Und deine Eltern haben sich für dich entschieden. Ich habe dein Vater an nur einem anderen Tag in seinem Leben so glücklich erlebt wie in dem Moment, als er dich das erste Mal auf dem Arm gehabt hatte. Bei der Hochzeit mit Carolin."
„Ich weiß, er liebt mich. Sirius und ich haben seinen Weihnachtsbrief gelesen."
„Dann hast du schon etwas sehr Wichtiges gelernt. Wer ist denn die dritte Person?"
„Remus Lupin und sein Alzheimer. Er hat komische Sachen gesagt, bevor ich gegangen bin."
„Was denn für komische Sachen?"
„Zweimal, dass ich pünktlich sein soll. Und einmal hat er gemeint, ich solle kein Alkohol trinken. Aber er wirkte so, als wolle er noch etwas sagen, hat mich aber trotzdem weggeschickt. Insgesamt wirkte er nicht so, als wolle er, dass wir uns treffen. Das war komisch."
„Er macht sich nur Sorgen."
„Warum macht er sich Sorgen?"
„Weil er dich lieb hat und dich beschützen will. Das ist bei Familien und Freunden normal. Es ist eine Art, ich habe dich lieb, zu sagen. Er hat dich lieb und möchte daher, dass du gesund und munter wiederkommst. Und er will nicht, dass du Ärger kriegst, wenn du zu spät kommst."
„Soll ich ihm dann auch sagen, dass er auf sich aufpassen soll? Soll ich dir das sagen?" Der Mann lachte leise auf.
„Patricia, wenn du das Gefühl hast, es in einem Moment sagen zu wollen, dann sage es einfach. Immer frei raus damit." Ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf. Das war irgendwie nicht sehr hilfreich.
„Remus meint, ich soll meinen Freunden erzählen, dass ich nicht lesen und schreiben kann."
„Jamie weiß es eh schon. Also warum nicht?"
„Weil es nicht normal ist."
„Und du schämst dich dafür."
„Ja."
„Das brauchst du nicht. Patricia, du musst dich niemals für deine Schwächen schämen. Jeder hat welche. Niemand ist perfekt. Wenn du sie nicht mehr als eine Schwäche ansiehst, die verwerflich ist, kann auch niemand sie gegen dich verwenden."

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt