Kapitel 3

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Unauffällig konnte man meinen Auftritt in der großen Halle wohl kaum nennen. All die Blicke lagen auf mir, während ich zum Slytherintisch lief. Automatisch hob ich mein Kinn ein wenig an, ließ die Kälte in meinen Blick und stolzierte zu Adina herüber, die neben ihrem Bruder saß, welcher mich neugierig musterte. Wie nun einmal sämtliche Schüler und Lehrer. Wenigstens hatte ich ausnahmsweise Klamotten an, die mir passten.
Mein Spiegelbild hatte selbstverständlich eine maßgeschneiderte Uniform. Netterweise passte sie mir damit eigentlich ebenfalls perfekt. Der Rock war für meinen Geschmack vielleicht zu lang, die Bluse war an meinen Schultern eng, doch im Großen und Ganzen saß es sehr gut.
Elegant ließ ich mich auf die Bank zwischen Adina und einem Mädchen mit hellbraunen Haaren fallen. Dieses sah mich zwar böse an, doch dafür schien die Wassernymphe sich nur umso mehr über mein Kommen zu freuen.
„Hallo, Rona. Du bleibst also bei uns. Das ist echt toll. Bist du jetzt in unserem Jahrgang? Wie hast du es geschafft, dass du hierbleiben darfst? Sind wir jetzt in einem Schlafsaal? Wieso hat das alles so lange gedauert?" Die Blondine redete mal wieder und hörte nicht damit auf. Ich schaltete nach der dritten Frage ab.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf die relevanten Dinge. Das Essen war mittlerweile vor uns erschienen, weshalb ich mich lieber damit beschäftigte. Ich glaube, ich hatte noch nie eine so große Auswahl beim Abendessen gehabt. Nicht einmal bei den Howarth und die hatten sich wirklich gut um Natasha und mich gekümmert.
Adina stupste mir in die Seite.
„Willst du mir vielleicht auf meine Fragen antworten?"
„Ich wusste nicht, dass du dieses Mal Antworten erwartest. Hab dir nach der Frage, warum es so lange gedauert hat nicht mehr zugehört." Der Bruder der Wassernymphe fing an zu lachen, während diese etwas pikiert wirkte.
„Tja, Adina, das passiert, wenn du dir ein Waisenkind anschaffst." Ich ballte meine rechte Hand unter dem Tisch zu einer Faust zusammen. Das passiert, wenn man sich ein Waisenkind anschafft? Was sollte das denn bitte heißen? Mal abgesehen davon, dass ich kein Objekt war, welches man sich anschaffen und abschaffen konnte, wie man wollte, auch wenn viele Pflegeeltern das glaubten, jetzt hatten die Leute in Hogwarts auf Grund meiner Herkunft auch noch Vorurteile gegenüber mich.
„Ich bin kein Objekt, was man sich anschafft und abschafft, Malfoy." Ich bedachte den blonden Jungen mit einem eiskalten Blick. Der Slytherin hatte einen ähnlichen Blick für mich übrig. Adina ignorierte es einfach.
„Du kannst ja erstmal die Fragen beantworten, die du mitgekriegt hast." Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich muss morgen ein Test machen, damit festgestellt werden kann, in welchen Jahrgang ich reinpasse. Ich musste nichts machen, um hierzubleiben, ich wurde einfach nicht wieder weggelassen. Wir sind in einem Schlafsaal und der Hut ist echt schlecht darin, Entscheidungen zu treffen. Es muss Ewigkeiten dauern, bis die ganzen Erstklässler eingeteilt worden sind. Ist das nicht nervig?" Ich wurde verständnislos angesehen.
„Bei den meisten Schülern braucht er keine Minute", informierte mich die andere Nymphe, „Wie lange hat er bei dir gebaucht?"
Ich kratzte mich am Hinterkopf. Ich hatte diesen doofen Hut echt lange durch mein Hirn wühlen lassen. Wahrscheinlich stände ich noch immer da, wenn ich nicht dem alten Ding, die Entscheidung abgenommen hätte. Das blöde Ding konnte sich nicht zwischen Gryffindor und Slytherin entscheiden. Da ich keine Lust hatte, mir einen Schlafsaal mit meinem Spiegelbild und ihrem Cousinchen zu teilen, habe ich schließlich die Bitte geäußert, nicht zu ihnen zu müssen. Schon schlimm genug, dass wir jetzt wohl auf eine Schule gingen. 24/7 musste ich nun wirklich nicht mit ihr verbringen.
„11 Minuten ungefähr." Adinas Bruder verschluckte sich vor Schreck an den Kartoffeln, die er gerade in sich hineinstopfte.
„Tja, es gibt Menschen, die kann man nicht einfach in eine Schublade stecken, Malfoy. Lass mich raten. Bei dir hat er zwei Sekunden gebraucht, um dich zu durchschauen." Ich sah triumphierend zu dem jungen Slytherin herüber, der es gar nicht wagte, mir zu widersprechen. Dieses Mal war es Adina, die neben mir kicherte.
„Was glaubst du, wie lange hat der Hut bei mir gebraucht?" Ich legte meinen Kopf schief und betrachtete die Blondine. Sie war mit Sicherheit schwerer zu durchschauen als ihr Bruder. Während dieser ganz klar ein verwöhnter Bengel aus reichem Hause war, der wahrscheinlich das Wort nein nicht kannte und für den Daddy alles regelt, hatte Adina noch einen anderen Part in ihrem Leben gehabt. Das Wissen ihrer Adoption und vor allem Poseidon hatte noch seine Finger im Spiel gehabt und das merkte man. Ansonsten hätte sie nur auf meine Kleidung geschaut, so wie ihr Adoptivbruder und mein Nymphenstatus wäre ihr egal gewesen. Jetzt war es anders herum.
„Ungefähr 2 Minuten." Dieses Mal verschluckte sich Malfoy an einem Schluck Kürbissaft, während Adinas Augen anfingen zu glänzen.
„Wie machst du das?" Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich habe gelernt, Menschen schnell einzuschätzen." Die Wassernymphe sah mich fasziniert an. Schließlich glitt ihr Blick zum Lehrertisch.
„Professor Lupin, was für ein Lehrer ist er?" Ich sah zu dem Lehrer herüber, welcher gerade mit seinen Sitznachbarn in ein Gespräch vertieft war. Wie war der Mann wohl als Lehrer?
„Sie weiß es nicht. Erst gibt sie an und jetzt weiß sie es nicht." Adinas Bruder hatte ein triumphierendes Lächeln aufgesetzt. Offensichtlich gefiel ihm der Gedanke sehr gut, dass ich jemanden nicht einschätzen konnte.
„Er hat ein ziemlich enges Verhältnis zu seinen Nichten. Offensichtlich kommt er gut mit Teenagern klar. Jedenfalls mit Einfachen, nicht wirklich Pubertären wie seine Nichten. Außerdem wirkte er im Zug sehr kompetent. Ich vermute mal, er wird es eigentlich ziemlich interessant herüberbringen. Sieht man dann in der ersten Unterrichtsstunde."

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt