Kapitel 38

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Unsicher betrat ich die Eingangshalle von Hogwarts. Wir waren tatsächlich über das Gelände gekommen, ohne von neugierigen Blicken entdeckt zu werden. Doch im Schloss würde es nicht mehr lange dauern, bis alle von meiner Rückkehr erfuhren. Dann würden mit Sicherheit Adina und Jamie sehr schnell nach mir suchen, was auch bedeutete, sie würden wissen wollen, wer mich verraten hatte. Dass ich selbst es gewesen war, würde ihnen mit Sicherheit nicht gefallen. Ob die Wassernymphe sich nach meinem Abgang wieder ihren ehemaligen Freundinnen zugewandt hatte? War sie dem Waisenjungen wohl treu geblieben?
„Wir müssen noch einmal kurz zu Dumbledore." Der Lehrer sah zu mir herüber.
„Du brauchst nicht nervös sein. Er wird dir nicht den Kopf abreißen."
„Ich habe keine Angst vor Dumbledore."
„Was bedrückt dich dann?"
„Jamie und Adina. Werden sie sehr sauer sein, wenn sie erfahren, warum ich von der Schule genommen wurde?"
„Ich glaube, Jamie weiß es oder ahnt es zumindest. Er wirkte deshalb nicht böse. Du musst dir seinetwegen als eher keine Sorgen machen. Über Adina kann ich dir nichts sagen. Ich glaube, sie gibt mir die Schuld. Jedenfalls ist sie noch schlechter auf mich zu sprechen als vor deinem Abgang."
„Ich wollte nicht, dass sie deshalb auf dich böse ist."
„Du hast einen Fehler gemacht. Das ist menschlich. Wirf es dir jetzt nicht Ewigkeiten selber vor. Das bringt nichts." Ich nickte leicht. Damit hatte der Lehrer natürlich recht.

Das Gespräch mit Dumbledore war tatsächlich nicht schlimm gewesen. Er war zwar nicht begeistert, als er erfuhr, dass ich selbst für den Verrat meiner Identität verantwortlich war, doch mein Kopf blieb an Ort und Stelle und auch als Grund einer Nichtwiederaufnahme sah er es nicht. Ein paar mahnende Worte, mehr passierte nicht. Danach war ich entlassen. Also stapfte ich zusammen mit Lupin die Treppe wieder herunter.
Sobald wir unten den Flur sehen konnte, fiel auf, er war nicht mehr leer. Stattdessen hielten sich dort Jamie und Adina auf. Während Ersterer in einem Buch las, tigerte die Blondine unruhig auf und ab. Ich räusperte mich leise. Die Wassernymphe machte eine kleine Drehung, sodass sie in unsere Richtung sah.
„Ro!", quietschte sie laut, während sie mir um den Hals fiel. Jay Jay verzog nur sein Gesicht, wie immer wenn meine beste und eigentlich auch einzige Freundin in Hogwarts einen solchen Laut von sich gab.
„Hey." Ich sah hilfesuchend zu dem Waisenjungen, welcher ganz in Ruhe die Seite zu Ende gelesen hatte und nun das Lesezeichen zwischen die Seiten legte. Ich hatte gerade keine Ahnung, was ich mit der anderen Nymphe anfangen sollte. Oder mit meinen Armen. Mit der Situation im allgemeinen konnte ich eigentlich nichts anfangen.
„Schön dich zu sehen?" Ich merkte selber, dass meine Aussage sich eher wie einer Frage anhörte.
„Wir haben dich schrecklich vermisst. Du weißt gar nicht, wie sehr. Oh, ist das dein Hund?" Ich wurde losgelassen. Stattdessen wurde Bärchen betrachtet, welcher tatsächlich unter Antiope gerade stand. So viel zu dem Größenunterschied der beiden Hunden.
„Ja, das ist mein zweiter Hund. Er heißt Bärchen."
„Du bist ja ein süßes Kerlchen." Der Minihund wurde liebevoll gekrault. Neben mir räusperte sich Lupin.
„Ich würde jetzt mal gehen, Patricia. Ich denke, ab hier kommst du alleine klar. Soll ich einen Hauselfen darum bitten, dein Gepäck in dein Zimmer zu bringen?"
„Das wäre sehr nett. Danke." Ich übergab dem Lehrer meinen Rucksack. Wenn ein Hauself meine Sachen in den Schlafsaal bringen würde, konnte ich ganz Slytherin noch weiter aus den Weg gehen.
„Jetzt zieht schon ab."
„Bis morgen."

Zusammen mit Jamie, Adina und den beiden Hunden lief ich über das Außengelände der Schule. Die Tiere rannten einen Ball nach, welchen ich immer mehre Meter nach vorne warf. Meistens kam Antiope lange vor dem kleineren Hund an. Ihre Beine waren aber auch so lang wie Bärchen groß.
„Woher hast du eigentlich den zweiten Hund?" Jamie sah mich fragend an.
„Oh, Bärchen ist ein reinrassiger Zwergspitz. Reiche Leute kaufen sie sich, wenn sie einen Hund haben wollen, ziehen ihnen Kleidung an und tragen sie in einer Handtasche herum. Meine Adoptiveltern haben ihn gekauft, um sich bei mir einzuschleimen." Adina quietschte mal wieder glücklich auf.
„Darf ich ihn Klamotten kaufen? Oh bitte, darf ich?" Jay Jay und ich sahen uns beide belustigt an.
„Reiche Menschen", meinten wir beide gleichzeitig.
„War das jetzt ein Ja?" Ich wurde mit glücklich glitzernden Augen angesehen.
„Wenn Bärchen es dir erlaubt, darfst du es." Ich zwinkerte der anderen Nymphe herum.
„Das ist ein Hund. Wie soll ich seine Meinung herausfinden? Ich kann nicht mit ihm reden!"
„Kira kann mit ihm reden. Frag sie, ob sie vermitteln kann", schlug das andere Waisenkind vor. Die Blondine verzog ihr Gesicht.
„Ich glaube nicht, dass sie gewillt ist mir helfen."
„Ihr wisst aber schon, dass Tiere uns Menschen wesentlich besser verstehen, als wir sie. Pass auf. Bärchen!" Der kleine Hund, welcher auf halben Weg zum Ball war, machte eine Vollbremsung und sah mich neugierig an.
„Komm her." Mit einem lauten Bellen kam der Miniaturhund zu uns gerannt. Schließlich kam er mit einer Vollbremsung vor uns zum stehen. Ich wurde mit großen Augen und Schwanzwedeln angesehenen.
„Also Bärchen. Adina hat Lust, dir Klamotten zu kaufen. Belle zweimal, wenn du es in Ordnung findest und dreimal, wenn du es nicht willst." Adina sah neugierig auf das kleine Tier herab, welches sie gerade beschnüffelte. Schließlich bellte es zweimal.
„Ein eindeutiges Ja. Seht ihr, niemand muss mit meinem Spiegelbild reden. Ich kann nämlich auch mit Tieren kommunizieren." Ich sah zu Antiope, die gerade mit wedelnden Ohren und dem Ball in ihrem Maul, zu uns zurückkam. Ich kniete mich hin, um den Ball abzunehmen und erneut zu werfen. Der braune Welpe legte mir das Spielzeug schwanzwedelnd in die Hand. Lächelnd strich ich ihr einmal kurz über den Kopf, dann warf ich erneut. Die beiden Hunde rannten sofort dem Ball hinterher, welcher in den Büschen des verbotenen Waldes landete.
„Wir sollten gleich wieder umdrehen. Wir sind fast am verbotenen Wald." Adina sah verängstigt zu den Bäumen. Ich sah zu dem anderen Waisenjungen.
„Seitdem du Weg bist, glaubt sie, Black würde sich auf uns beide stürzen."
„Bei den zwölf Göttern, jetzt bin ich wieder hier. Falls Black oder jemand anderes versucht dich umzubringen, kriegst du den Kopf. So wie es deine Familie mag. Wo werdet ihr ihn aufhängen? Auch im Gemeinschaftsraum der Gryffindors?" Ich wurde verärgert angesehen.
„Ich kann nichts für Dracos blöden Worte. Ich weiß, der Hippogreif kann nichts dafür. Aber ich kann ihn auch nicht davon abhalten. So gerne ich es würde." Ich schluckte schwer. Dem Blick des Mädchens nach zu urteilen hatte meine Aussage sie verletzt. Ich seufzte sehr leise.
„Es tut mir sehr leid. Ich sollte es dir solche Dinge nicht unter die Nase reiben. Aber du musst dir keine Sorgen um irgendwelche Mörder in Hogwarts machen. Wirklich nicht. Dir wird nichts passieren. Dafür sorgen Ares und ich." Die beiden Hunden erreichten den Busch. Bärchen verschwand darin, während Antiope daran vorbei in den Wald lief. Kurz darauf kamen die Tiere wieder heraus. Dieses Mal allerdings zu dritt. Tatze wurde mal wieder von dem kleinen braunen Welpen laut bellend und springend umkreist.
„Tatze!" Ich lief los, um mich auf den großen schwarzen Hund zu stürzen und ihm durch das strohige Fell zu streicheln. Er blieb am Rand des Waldes stehen, wo er auf mich wartete. Sobald ich da war, kuschelte er sich an mich.
„Mir geht es gut, Tatze. Marlon hat mich wieder aufgepäppelt. Er war mit mir beim Grab meiner Eltern. Ich darf jederzeit wieder zu ihm nach Hause kommen. Wir wollen zusammen nach New York fahren. Wenn wir deine Unschuld beweisen, kommst du dann mit?" Ein leises Bellen war zu hören. Ich kuschelte mich noch näher an das Tier. An meinen leiblichen Vater.
„Darf ich dich später besuchen kommen?" Wieder das leise Bellen. Ich sah mich noch einmal nach meinen beiden Begleitern um. Doch sie waren nicht in Hörweite.
„Sirius, lesen wir später den Brief, den du mir geschrieben hast?" Ich wurde mit schiefgelegtem Kopf angesehen.
„Ich kann nicht richtig lesen. Ich dachte, Marlon hätte es dir schon gesagt oder geschrieben." Mir wurde vorsichtig über die Wange geschleckt. Ich merkte, wie die Pfoten des Hundes gegen meine Schultern gestemmt wurden, weshalb ich nach hinten in das vom getauten Schnee nasse Gras lag. Der schwarze Grimm plumpse auf mich drauf. Er schien etwas überrascht, als wäre das auf gar keinen Fall sein Plan gewesen.
„Sollte das eine hundige Umarmung werden?" Auf dem Gesicht des Hundes bildete sich so etwas wie ein Lächeln. Obwohl eher eine komische Grimasse, die in die Richtung eines solchen Gesichtsausdrucks ging.

Hexagramm - SchlangenbrutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt