Lupin drückte mich vorsichtig auf das Sofa in seinem Büro. Dann wandte er sich von mir ab. Er begann Tee zu machen und holte Kekse heraus. Ich spielte verunsichert mit den Verbänden um meinen Händen. Vorsichtig wurde mir die Keksdose unter die Nase gehalten.
„Nimm dir einen. Die sind sehr lecker." Zögerlich begann ich an einen Keks zu knabbern. Er war wirklich lecker, doch trotzdem bekam ich ihn kaum herunter. Lupin stellte zwei Teetassen auf den Tisch. Dann ließ er sich neben mich auf die Sitzmöglichkeit fallen. Er trank ein paar Schlucke von seinem Tee, bevor er sich an mich wandte.
„Darf ich mir deine Hände angucken?" Etwas zögerlich hielt ich ihn meine freie linke Hand hin. Er begann den Verband, welchen Lupin mit einem Zauber darum erschienen lassen hat, wieder abzuwickeln. Kurz darauf sah man meine blutigen Knöchel. Bis zu einem Bruch war es dieses Mal allerdings nicht gekommen.
„Du hast ordentlich zugeschlagen. Aber mit einer einfachen Heilsalbe kriegen wir das wieder hin." Der Lehrer stand erneut auf, nur um mit der Heilsalbe wieder zu mir zu kommen. Vorsichtig begann er damit, meine linke Hand mit der Salbe einzucremen.
„Willst du mir erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass du dich mit den fünf angelegt hast?" Ich seufzte leise. Irgendwann würde ich es wohl müssen. Ob ich wollte oder nicht.
„Ich kam aus der Küche. Ich wollte –" Ich stockte kurz. Dass ich Sirius Black etwas zu essen bringen wollte, konnte ich kaum sagen. Bei den zwölf Göttern, ich hatte den Flüchtigen einfach versetzt. Er hatte bestimmt hunger und ich brachte ihm nichts zu essen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir verabredet gewesen waren.
„Patricia?"
„Ich wollte Essen zu einem Tier bringen, aber ich habe es nicht. Jetzt hat er hunger. Ich –"
„Rona, du kannst morgen früh Tiere füttern."
„Nein, ich habe gesagt, ich komme heute Abend vorbei." Ich wollte aufspringen, doch der Verteidigungslehrer hielt mich fest.
„Füttere sie morgen. Die Nachtruhe fängt gleich schon an. Heute ist es zu spät. Sie werden sich auch noch freuen, wenn du ihnen morgen früh ein paar Leckerein vorbeibringst, und verhungern werden sie bis dahin ganz sicher nicht." Ich schluckte schwer. Aber vielleicht dachte Sirius, ich hätte ihn vergessen. Vielleicht dachte er, er wäre mir nicht wichtig. Doch ich konnte hier gerade schlecht weglaufen oder Remus dazu bringen, mich gehen zu lassen. Mein Blick glitt zu Antiope. Aber sie konnte meinen Rucksack zu Sirius bringen, damit er wenigstens sein Abendessen bekam.
„Antiope würdest du meinen Rucksack wegbringen?" Der Hund, welcher vorher zusammengerollt vor dem Kamin gelegen hatte, sprang auf. Er schnappte sich das erwähnte Teil und trapste mit diesem in Richtung Tür. Tatsächlich konnte der Hund mittlerweile den Rucksack im Maul tragen, so groß war sie geworden. Lupin schüttelte mit einem leichten Lächen im Gesicht den Kopf, während er dem Hund die Bürotür öffnete.
„Ein Hund geht Tiere füttern. Bevor ich Carolin kennengelernt habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten einen solchen Satz zu sagen und ernst zu meinen." Der Lehrer drehte sich wieder zu mir um. Wir schwiegen uns kurz an, bevor ich mit meiner Erzählung fortfuhr. Schließlich war meine Geschichte noch nicht beendet gewesen.
„Ich war gerade auf dem Weg nach draußen, als ich Parkinson und ihren vier Lakaien über den Weg gelaufen bin. Sie haben mir den Weg versperrt. Wir haben uns gestritten, dann wollte ich weggehen und sie hat einen Fluch auf mich gefeuert. Ich habe dann mit meinem neuen Butterflymesser ihren Zauberstab aus der Hand geschleudert. Ich glaube, der ist kaputt gegangen dabei. Nachdem der Stab kaputt war und ich mein Messer wieder hatte, wollte ich wieder gehen. Dann kam Jamie und Parkinson hat ihn angegriffen. Also habe ich die fünf ebenfalls angegriffen und dann kamst du eigentlich schon."
„Du hast dich also wirklich nur verteidigt. Das ist sehr gut", stellte Remus fest.
„Vielleicht lüge ich dich an. Das machen Leute öfter, wenn sie sich für eine Entscheidung schämen."
„Aber nicht du. Ich weiß, du hast nicht nur einen Lügendetektor im Kopf, sondern du sagst auch immer die Wahrheit, manchmal nur so, dass die Leute sie falsch interpretieren, ansonsten würde sich der Lügendetektor bei dir schon rächen. Du hast jetzt gerade nicht versucht, mich reinzulegen, oder?" Ich schluckte schwer. Doch genau das hatte ich getan.
„Ich habe gesagt, wie das Duell abgelaufen ist. Ohne irgendwelche Tricks. So ist es abgelaufen."
„Gut. Willst du noch ein wenig hier sitzen bleiben oder lieber pünktlich zur Nachtruhe im Gemeinschaftsraum sein?"
„Ich will nicht am Wochenende nachsitzen müssen."
„Ich gebe dir die Erlaubnis hierzubleiben und bringe dich später in den Gemeinschaftsraum. Dann behältst du deine Wochenenden für dich."
„Lesen wir noch etwas? Nur etwas ganz Kurzes?" Der Lehrer nickte leicht.
„Natürlich. Wir lesen etwas."
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Hexagramm - Schlangenbrut
FanficDreizehn Nymphen, drei Verschollene und eine Entführte. Dreizehn fast ausgerottete Familien, doch dadurch auch zwölf Jahre Frieden. Rona Smith scheint auf den ersten Blick mit den Ereignissen von vor zwölf Jahren nichts zu tun zu haben. Die Namen Ca...