Kapitel 10 - sitzengelassen

26.3K 833 65
                                    

>>Uns halten nur die Grenzen,
die wir uns selbst setzen.<<

-Unbekannt-


Am Montag in der Schule lief ich einige Male an Carter vorbei, aber entweder wir mussten in die nächste Unterrichtsstunde oder unsere Freunde waren dabei. Deshalb lächelten wir uns im Vorbeigehen meistens nur an oder grüßten einander.

Einmal war Carter mit Kyle unterwegs und ich bemühte mich ihn zu ignorieren, auch wenn ich seinen abschätzenden Blick bemerkte.

Andrew und Landon fragten mich in der Mittagspause natürlich nach jedem Detail des Abends mit Carter und ich war nur allzu bereit ihnen davon zu erzählen. Es war mein erstes richtiges Date gewesen und das ich es mit Carter hatte, machte es nur umso schöner.

Als ich nach meiner letzten Unterrichtsstunde das Schulgebäude verließ, war ich ein wenig überrascht, weil Landon nirgends zu sehen war, da er mich ja nach der Schule immer nach Hause fuhr. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ob er gesagt hatte, dass er früher Schluss hatte oder sowas, deshalb ging ich davon aus, dass er noch auftauchen würde.

Ich wartete also eine Weile und setzte mich auf die Stufen am Parkplatz. Doch immer mehr Schüler fuhren mit ihren Autos weg und es dauerte nicht lange, da war ich mit ein paar Jungs de einzige auf dem Parkplatz.

Ich warf einen genaueren Blick zu der Jungs Gruppe in der Hoffnung, dass Landon vielleicht unter ihnen war und ich ihn bisher einfach nicht bemerkt hatte, aber da war leider nicht der Fall.
Stattdessen entdeckte ich allerdings eine andere bekannte Person. 

Carter stand zwar mit dem Rücken zu mir, aber seine sportliche Staue und die lockigen blonden Haare erkannte ich sofort wieder.

Ich zögerte einen Moment und warf noch einen Blick auf die Uhr. Ich wartete schon seit 15 Minuten und ich bezweifelte, dass Landon noch auftauchen würde, aber ich hatte auch keine Lust zu Fuß zu gehen oder den Bus zu nehmen. Also rappelte ich mich auf und strich eine Stoffhose glatt. Mit betont selbstbewussten Schritten ging ich auf die Jungs Gruppe zu. Einige von ihnen erkannte ich vom Sehen her und beim näher kommen fiel mir auch auf, dass Kyle darunter war. Ich betrachtete ihn, während ich näher kam und mir fiel auf, dass er der einzige zu sein schien, der keine Zigarette in der Hand hielt.

Als ich noch etwa drei Meter von der Gruppe entfernt war, sah er auf und blickte mich an. Ich fühlte mich ertappt und senkte meinen Blick Richtung Boden. Erst als ich ganz bei den Jungen angekommen war, hob ich den Kopf wieder. Ich spürte Kyles Blick auf mir ruhen, als ich die Hand hob und Carter antippte.

Carter drehte sich zu mir um und als er mich sah, lächelte er strahlend zu mir hinab. Auch er hatte wie alle anderen eine Zigarette in der Hand, was mich ein wenig enttäuschte. Ich fand Rauchen absolut ekelhaft.

Ich wurde in eine Umarmung von ihm gezogen, woraufhin ich etwas rot anlief. Die Blicke aller lagen auf mir, was mich etwas verunsicherte.

„Hey Freya, warum bist du denn noch hier?" wollte er etwas verwundert wissen.

„Eigentlich sollte Landon mich mitnehmen, hast du ihn zufällig gesehen?"

Er hob die Schultern und schüttelte den Kopf „nicht das ich wüsste. Soll ich dich fahren?" bot er an.

Ich lächelte schüchtern „Wenn das ginge. Ich will keine Umstände machen, wenn du noch was vor hast kann ich den Bus nehmen." Ich machte eine Geste, die die anderen Jungen im Kreis einschloss.

Carter winkte ab. „Nein das ist kein Ding. Musst du nach Hause oder woanders hin?"

„Nach Hause." 

er wollte etwas erwidern, aber Kyle km ihm zuvor. Er machte einen Schritt in unsere Richtung und sah seinen Kumpel an „Ich kann sie mitnehmen." Sagte er mit dunkler stimme. 

Ich sah verwundert zu ihm und runzelte skeptisch die Stirn. „Nein." Rutschte es mir raus.

Sein Blick glitt ausdruckslos zu mir „Sie wohnt direkt neben mir, also warum solltest du diesen Umweg waren, das wäre doch albern." Er redete immer noch mit Carter und es kam mir vor, als würde es ihn nicht mal interessieren, dass ich ebenfalls neben ihnen stand.

„SIE steht neben dir und du kannst sogar persönlich mit ihr reden." Sagte ich gereizt zu hm, was ihn dazu veranlasste die Augenbraue ein wenig anzuheben. Ich sah entschlossen drein „Außerdem will sie nicht mit dir fahren, sonst hätte sie dich nämlich direkt gefragt."

Carter lachte und beobachtete unseren Schlagabtausch gespannt.

Kyle machte einen Schritt in meine Richtung.

„Hast du Angst davor was deine Mom sagen würde, wenn du erneut auf mein Motorrad steigst?" fragte er herausfordernd.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust „Nein." 

„Dann gibt es doch kein Problem oder?"

Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Carter war schneller. Er stellte sich neben mich und griff nach meiner Hand. 

„Freya, fahr doch mit ihm. Er hat recht, es wäre unsinnig wenn ich extra den Umweg fahren würde."

Ich sah zu ihm auf. Im ernst? Konnte er nicht zu mir halten?

Carter lächelte beschwichtigend und drückte meine Hand. „Komm schon, es ist doch nichts dabei"

Ich biss mir auf die Unterlippe und löste meine Hand aus seiner „na schön." Sagte ich und blickte dann zu Kyle, der versteinert Carter ansah.

Ich wollte mich an Carter vorbei drängen und voran gehen, aber er griff im Vorbeigehen nach meinem Handgelenk.

„Was?" zischte ich.

Er grinste „Es geht da lang."

Gereizt zog ich meinen Arm zurück und stapfte in die entgegengesetzte Richtung. Hinter mir hörte ich das leise Lachen der anderen Jungs, die ich bis zu diesem Moment völlig vergessen hatte.

Ich konnte Kyles Motorrad ausmachen und ging zielstrebig darauf zu, dann wartete ich dort auf ihn, weil er sich reichlich Zeit nahm. Ich war mir sicher, dass er das tat, um mich weiter zu provozieren und zu meinem Bedauern funktionierte es auch noch.

Als er schließlich bei mir war reichte er mir einen Helm und stieg auf seine Maschine.

Ich zögerte bevor ich hinter ihm aufstieg und erntete dafür einen genervten Blick.

„Wirts bald?" fragte er grob.

„Hast du keinen Helm?"

„Nein, hab meinen zweiten Helm verliehen."

„Willst du jetzt etwa ohne fahren?"

„Ja?" sein Blick wurde immer ungeduldiger.

Ich runzelte die Stirn „aber das ist gefährlich."

Seine Mundwinkel deuteten ein leichtes Lächeln an „Machst du dir etwa Sorgen um mich?" fragte er triumphierend.

„Nein... aber ich meine, was wenn wir einen Unfall bauen?" ich hatte das Gefühl, dass meine Stimme eine Oktave höher war als sonst. „ich finde du solltest wenigstens den Helm nehmen, schließlich müsstest du sonst wegen mir verzichten." Ich nahm den Helm ab und streckte ihn Kyle entgegen.

Sein Gesicht wurde ein wenig weicher. „Nimm ihn, Fey." Er nahm den Helm aus meiner Hand und setzte ihn mir wieder auf den Kopf. Ich war ein wenig überrumpelt von der netten Geste und starrte ihn irritiert an, während er am Verschluss unter meinem Kinn fummelte. „ich werde vorsichtig fahren und keinen Unfall bauen, versprochen" versicherte er mir leicht lächelnd.

Ich nickte stumm und nach einem Nicken hinter sich, kletterte ich schließlich aufs Motorrad.

Mittlerweile wusste ich zwar wie ich mich am besten festhalten soll, aber dennoch hielt ich zunächst etwas Abstand von ihm.

Erst als er anfuhr, rückte ich etwas näher um mich besser festhalten zu können. Als wir vom Parkplatz fuhren warf ich noch einen Blick über die Schulter zu Carter, aber dieser stand schon an seinem Auto und bemerkte meinen Blick gar nicht.


faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt