Kapitel 11 - manche Dinge solltest du auch selbst entscheiden können.

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>>Wenn man Entscheidungen treffen muss,
braucht man keine Zeit,
sondern Mut.<<

-Unbekannt-

Als wir nur noch eine Querstraße von unseren Häusern entfernt waren, zupfte ich an Kyles Jacke. Weil er nicht gleich reagierte zog ich etwas fester.

Er warf kurz einen Blick über die Schulter und hielt dann am Straßenrand. Fragend und ein wenig besorgt sah er mich an, aber seine Stimme klang eher genervt. 

„Was ist?"

„Ich glaube es wäre besser, wenn du mich hier runter lässt und ich dann alleine gehe." Murmelte ich leise, weil es mir ein wenig peinlich war, so einen Aufwand zu betreiben.

Kyle runzelte die Stirn „Warum denn das?" 

Ich rieb mir über den Arm, es war ganz schön frisch geworden und ich beneidete Kyle um den dicken Pulli den er trug.

„Meine Mom hält nicht so viel von Motorrädern und wenn sie erfährt, dass ich erneut auf so ein Ding gestiegen bin, dann bringt sie mich um." Erklärte ich und hoffte, dass er meine Lage so verstand, allerdings schien er immer noch ein wenig verwirrt.

„Tust du eigentlich alles genauso wie deine Mutter es dir sagt? Sagt sie dir vielleicht auch noch wann du dir die Zähne putzen und ins Bett gehen sollst?" er klang ein wenig herausfordernd und ich verspürte das Bedürfnis mich zu verteidigen.

„Nein. Ich meine, ich kann selber entscheiden was ich tue, aber ich will eben keinen unnötigen Ärger." 

„Also lässt du dich von deiner Mutter herumkommandieren, als wärst du ein Kleinkind." Wiederholte Kyle das zuvor gesagte.

Ein wenig Wut kochte in mir hoch und ich biss die Zähne zusammen. Er wusste gar nichts über mich oder meine Mom.

Kyle machte einen beschwichtigenden Schritt auf mich zu.

„Hey, ich will dich ja nicht damit angreifen, ich finde nur du solltest dir nicht so viel vorschreiben lassen. Manche Dinge solltest du selber entscheiden können."

Ich sah ihn an. Er wirkte aufrichtig, als wolle er mir helfen wollen oder so was, aber dennoch konnte ich die Wut nicht ganz unterdrücken. Ich wollte mir keine Predigten zu meinem Verhalten mit meiner Mom anhören, von einem Jungen, der keinen Respekt vor seinen Eltern hatte und kam und ging wann er wollte.

Und genau das sagte ich ihm auch. 

„Immerhin höre ich auf meine Eltern und habe Respekt vor ihnen, was man von dir ja wohl kaum behaupten kann. Du behandelst deine Mutter absolut schlecht und tust nur was du willst." Meine Stimme wurde zum Ende hin immer lauter.

Eigentlich hatte ich vorgehabt mich umzudrehen und zu gehen, aber Kyle reagierte schneller. Er packte meine Hand und zog mich zurück. Mit einem Ruck drückte er mich gegen eine Hauswand und stützte seine Arme neben meinem Kopf ab. Die Hand die er zuvor gepackt hatte, hielt er unter seiner fest.

Ich war zu erschrocken um mich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen.

Kyle beugte sich ein Stück zu mir runter, um mich anzusehen. Ich blickte in seine grauen Augen, die ernst und eisig zurücksahen.

„Du sagst nie wieder, ich würde schlecht mit meiner Mutter umgehen." Sein warmer Atem stieß gegen meine Wangen und ich wäre gerne etwas zurückgewichen, wenn ich denn die Möglichkeit dazu gehabt hätte. „Du hast keine Ahnung davon, wie ich sie behandle und es geht dich außerdem einen feuchten Dreck an."

Ich konnte nur Nicken. Ich war überrumpelt von der Heftigkeit seiner Worte und ich glaube ich konnte ihn irgendwie verstehen, schließlich war ich selber wütend geworden, als er das über meine Mom und mich gesagt hatte.

Ich erwartete, dass er mich nun loslassen würde, aber er blieb stehen. Ich konnte sehen wie sich sein Brustkorb direkt vor mir hob und senkte.

Um ihn auf die Nähe unserer Körper aufmerksam zu machen bewegte ich die Hand die er festhielt ein wenig, aber er bewegte sich immer noch nicht.

Ich ließ meinen Blick zu seinem Gesicht gleiten und merkte, dass er mir ein wenig näher gekommen war. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und stand einfach steif da. 

Kyles Blick zuckte kurz und nur eine Sekunde später ließ er meine Hand los und wich zwei Schritte zurück.

Ich rieb mir das Handgelenk, während er sich mit der Hand durch die Haare fuhr.

„Habe ich dir wehgetan?" er nickte zu der Hand.

Ich sah verblüfft auf „Oh, ähm nein alles gut." Ich versuchte mich an einem Lächeln.

Kyles Miene blieb ernst und er wirkte so unnahbar wie immer wenn er mit mir redete.

„Gut. Dann kann ich ja fahren." Er sagte das so, als wäre ich furchtbar lästig und hätte ihn unheimlich aufgehalten.

Ich verdrehte die Augen, als er auf sein Motorrad stieg und um die Ecke in unsere Straße bog.

Was hatte dieser Junge nur für Probleme? Mal war er ganz nett zu mir und im nächsten Moment, behandelte er mich als würde ich ihn belästigen.

Ich wartete noch einen Moment, ehe ich ihm zu Fuß folgte. Erstens, damit meine Mutter nicht checkte, dass er mich mitgenommen hatte und zweitens, weil ich hoffte Kyle dadurch nicht mehr zu sehen.

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Hi,

Ein kürzeres Kapitel, aber hey ich habe immerhin daran gedacht es hochzuladen.

Schönen Sonntagabend noch.

LG Kat

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt