Kapitel 37 - ein weiterer Kuss

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>>Jemandem die Liebe erklären,
ist nicht wie ein Liebesgeständnis.
Das eine bleibt bei der Theorie,
das andere erfordert Beweise.<<

-Traudel Zölffel-

Die einzige positive Sache, sie ich aus der seltsamen Annäherung von Kyle ziehen konnte war, dass der Schulhof zu dem Zeitpunkt bereit leer gewesen war und keiner die Situation hatte beobachten können. Jedenfalls hatte ich das bis zum nächsten Tag angenommen. 

Doch als ich freitags in die Schule kam und mit Carter reden wollte, wegen unserer Verabredung am Samstag, wich er mir deutlich aus.

Kyle hatte mich wieder zur Schule mitgenommen, ohne dass wir beide ein Wort über den vorigen Tag verloren hatten. Gemeinsam waren wir ausgestiegen und Kyle hatte dabei meine Hand genommen, die ich ihm aber gleich wieder entzog. Man musste kein Händchen halten, um als überzeugendes Paar rüber zu kommen. Außerdem hatte ich bereits bevor wir bei der Gruppe Jungs ankamen, bei der auch Carter stand, ein ungutes Gefühl. 

Wir kamen zusammen bei der Gruppe an und während Kyle die anderen begrüßte, ging ich direkt rüber zu Carter.

„Hey!" rief ich und lächelte ihn an. Ich war heute Morgen glücklicher und energiegeladener aufgewacht als sonst, weil ich mich bereits jetzt auf das Date mit Carter freute. 

Er reagierte jedoch nicht so glücklich wie ich. Er lächelte nur schwach und sah mich dabei nicht mal richtig an. 

„Was ist los?" erkundigte ich mich sofort und legte dabei intuitiv eine Hand auf seinen Unterarm.

Ich spürte merklich, wie er sich anspannte und sah dass sich sein Kiefer verspannte.

„Nichts" presste er hervor, aber ich schüttelte den Kopf.

„Das ist nicht wahr. Irgendwas hast du."

Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als müsse er sich sammeln. Dann öffnete er sie wieder und sah hinter mich, zu seinen Freunden.

Ich drehte mich um und bemerkte Kyle, der zu uns rüber sah. Als er meinen Blick bemerkte lächelte er mir zu und kam dann zu uns beiden rüber.

„Ich gehe noch zu meinem Spind, kommst du auch schon mit rein?" er fragte mich das, als würden wir ständig Zeit vor dem Unterricht verbringen. Sein Blick zuckte dabei nur einmal kurz zu Carter und ich hatte das Gefühl, dass zwischen den beiden Jungs eine angespannte Atmosphäre herrschte.

„Nein." Entgegnete ich ein wenig verwirrt und deutete auf Carter. „Wir müssen noch kurz reden."

Kyle nickte „schön, dann sehen wir uns später." Er ging ohne ein weiteres Wort und ich hatte das seltsame Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.

Ich schüttelte das Gefühl ab und drehte mich wieder zu Carter, dessen Miene jetzt noch versteinerter wirkte als zuvor.

Ich wusste nicht wie ich die Stimmung auflockern konnte und dachte fieberhaft darüber nach, was ich über Carter wusste. 

Kyle hatte seinen Teil der Abmachung getan und mir einiges über seinen Freund erzählt. Ich wusste von ihm, dass Carter Football mochte und dass er darüber auch gerne Bücher las, allerdings war Football nicht so mein Themenbereich. Bücher schon, aber eher welche bei denen es um Liebesgeschichten ging. Dieses Thema konnte ich also auch ausschließen. Carter mochte jedoch Gedichte. Das hatte er mir selber gesagt und ich erinnerte mich daran, dass Kyle das auch mal angedeutet hatte (mit einem ziemlich abfälligen Tonfall, wenn ich das nebenbei bemerken darf).

Carter hatte eines meiner Gedichte gelesen und er fand es gut, vielleicht konnte ich ihn ja damit in eine entspanntere Stimmung zu versetzen.

„Ich habe ein neues Gedicht geschrieben." Fing ich zögerlich an und betrachtete eingehend sein Gesicht, um seine Reaktion abzuschätzen.

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt