Kapitel 60 - das Gefühl angekommen zu sein

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>>Nach engerem und verbreitetem Verständnis ist Liebe ein starkes , mit der Haltung inniger und tiefer zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt. <<

-Wikipedia-

Ich stand da und sah Kyle an. Es war dunkel, aber das schwache Licht der Außenbeleuchtung von der Schulaula erhellte die linke Hälfte seines Gesichts. Ich erkannte, dass er ernst schaute, aber ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Die Hände in die Hosentaschen geschoben stand er da und erwiderte meinen Blick einfach nur. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Was würde als nächstes geschehen?

Hilfesuchend sah ich zu Carter, der diese ganze Sache vermutlich erst eingefädelt hatte, aber der hob die Hände.

„Schau mich nicht so an" wehrte er ab „soweit habe ich euch geholfen, jetzt müsst ihr selber weitersehen." Mit diesen Worten verabschiedete sich und verschwand durch die Seitentür in die Aula. Buntes Licht, ein schwall warmer, überhitzter Luft und der dumpfe klang des Basses drang hinaus.

Unbehaglich trat ich vom einen nackten Fuß auf den anderen. Die Kieselsteine drückten sich in meine Fußsohlen, aber der Schmerz war angenehm und lenkte mich ein wenig von meiner Aufregung ab.

„Schmerzende Füße, was?" fing Kyle leise an und es beruhigte mich ein wenig, dass er scheinbar genauso nervös war wie ich.

Ich nickte nur, weil ich nichts anderes über die Lippen bringen konnte.

Kyle machte einen Schritt auf mich zu. Sein Blick wanderte über mein Gesicht. „Ich weiß nicht wie ich anfangen soll." Sagte er leise und verlegen.

Das entlockte mir ein Lächeln und ich neigte den Kopf zur Seite. „ich auch nicht" flüsterte ich wahrheitsgemäß zurück.

„Vielleicht" fing er an und kam noch ein wenig näher. Seiner Stimme konnte ich etwas vertrautes entnehmen „fange ich damit an, dir zu sagen, wie wunderschön du heute aussiehst."

Er griff nach einer Haarsträhne und nahm sie zwischen seine Finger. Nachdenklich spielte er damit und runzelte die Stirn.

„ich weiß noch genau, wie Carter das einmal in der Cafeteria bei dir gemacht hat." Raunte er „Obwohl ich dich damals kaum kannte, habe ich mich dabei erwischt, wie ich mir wünschte an seiner Stelle zu sein."

Ich hob die Brauen „Ich dachte du konntest mich nicht leiden?"

„Du mich doch auch nicht."

„Stimmt."

Er lächelte.

Wir schwiegen, dann ergriff er erneut das Wort.

„Es tut mir leid, dass ich dich einfach habe links liegen lassen." Seine Stimme klang verletzlich und er wandte sogar das Gesicht ein wenig von mir ab, sodass es im Schatten lag. „Ich war ein Idiot. Aber ich dachte einfach, dass du... ich habe so viele Fehler in meinem Leben begannen und ich wollte nicht, dass ich einer deiner Fehler werde." Er brach ab und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. 

„Als Carter meinte, dass du mich nicht willst und dass ich nicht gut genug für dich bin, habe ich ihm geglaubt, weil er recht hatte. Zumindest in einem der beiden Punkte. Ich bin nicht gut genug für dich." Er schnaubte.

Mit einem Kopfschütteln legte ich ihm eine Hand an die Wange und drehte sein Gesicht zu mir. Ich wollte etwas sagen, aber er bedeutete mir zu schweigen und ich folgte seiner stummen bitte.

„Niemand wird jemals gut genug sein, aber von allen Optionen, bin ich die schlechteste. Du bist intelligent, wunderschön und noch dazu hast du das größte Herz, das ien Mensch nur haben kann. Und ich bin einfach nur jemand, der andere klein macht, um sich selbst besser zu fühlen und der sich für den größten hält nur weil er einen Haufen Mädchen im Bett hatte. Ich bin nicht das was du verdienst, Freya!"

„Das stimmt doch gar nicht." Flüsterte ich sanft.

Er schmiegte seine Wange in meine Handfläche. „Doch es ist so und ich habe versucht dich in Ruhe zu lassen. Ich habe dir nicht gerne weh getan, aber ich wollte dir bessere Möglichkeiten bieten. Ich habe wirklich versucht, nur daran zu denken, dass DU besser ohne mich dran bist, aber ich kann es nicht mehr." Er holte tief Luft „Jeden Tag wenn ich dich in der Schule sehe, dann tut es mir in der Seele weh. Wenn ich sehe, dass du mit einem Jungen redest, dann möchte ich wissen, wer er ist und was er von dir will. Wenn du traurig bist, möchte ich dich in den Arm nehmen und dich trösten und wenn du lachst, möchte ich wissen worüber du dich freust."

Ich spürte wie etwas Feuchtes von seiner Wange auf meine Hand floss und stellte überrascht fest, dass es eine Träne war. Kyle Jordan weinte.

Mein Lächeln erhellte mein ganzes Gesicht. Ich streckte nu auch die andere Hand nach ihm aus und strich ihm damit durch die Haare.

„Kyle Jordan." Sagte ich zärtlich „genauso geht es mir doch auch. Es ist schrecklich von dir getrennt zu sein!"

Er sah mich an. So verletzlich, so hoffnungsvoll.

„Ehrlich?"

Ich lachte leicht „Ja."

Er kam mir noch näher, sodass nur noch Millimeter zwischen uns waren. Und dann schloss er auch diesen Abstand indem er mir einen Arm um die Taille legte und mich küsste.

Meine Lippen begannen zu kribbeln und von dort breitete sich das Gefühl in meinem ganzen Körper aus. Unsere Lippen bewegten sich synchron und im Einklang. Ich grub meine Hände in seine Haare, als Kyle mit seiner Zunge über meine Unterlippe strich und er anschließend leicht daran knabberte.

Seine Hand um meinen Rücken zog mich noch näher und er drängte mich zurück gegen die Mauer.

Dieser Kuss, war besser als alles, was ich mir je hätte erträumen können. Er war besser als alles was ich je erlebt hatte und er gab mir das Gefühl, endlich angekommen zu sein.

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Heyyy!

Nach diesem Kapitel kommt nur noch eins und anschließend eine Danksagung mit abschließenden Worten.
Das werde ich dann auch noch heute bzw morgen (idk ist ja schon nach 0 uhr) hochladen.

LG Kat

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt