Kapitel 50 - Fürsorge

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>>Freunde zu haben bedeutet viel im Leben,
doch muss man die Freundschaft pflegen!
Drum will ich dir endlich mal sagen,
wie schön es ist, dich zu haben. <<

-Unbekannt-

In der Nacht wachte ich immer wieder auf und Kyle war jedes Mal da und kümmerte sich um mich. Er holte mir frische Waschlappen, für meine Stirn, wenn ich wieder Fieberschmerzen bekam und einmal machte er mir auch einen Tee, den ich allerdings gar nicht trinken konnte, weil ich bereits wieder eingeschlafen war, als er zurückkam. 

Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war Kyle wach. Wir lagen mit den Gesichtern zueinander und er sah mich unter seinen dichten Wimpern hindurch an. 

Ein Lächeln spielte um seinen Mundwinkel und ich lächelte schwach zurück.

„Wie geht es dir?" flüsterte er.

Ich versuchte mich zu bewegen, aber dann ließ ich es wegen der Anstrengung doch sein. Ich schwitze wieder und Kyle schien das zu bemerken, denn er zog mir die Decke etwas tiefer auf die Hüfte.

„Immer noch nicht gut." Meine Stimme klang rau und ausgelaugt.

Er nickte verständnisvoll und strich mir übers Haar.

„Du solltest weiterschlafen." Sagte er leise und ich nickte träge.

Allerdings machte ich keine Anstalten die Augen zu schließen. Stattdessen ließ ich meinen Blick über sein Gesicht wandern und legte eine Hand an seine Wange. Mit dem Daumen strich ich an seinem Kinn entlang.

„Machen sich deine Eltern keine Sorgen?" ich runzelte die Stirn.

„Nein." Seine stimme klang belegt. „Sie wissen das ich hier bin, oder werden es erfahren, wenn sie die Nachricht auf ihren Handys sehen. Deine Mom war allerdings eben da."

Besorgt versuchte ich mich aufzurichten „Hat sie geschimpft? Weil du hier bist? Bestimmt war sie sauer." 

Ich wurde wieder in die Kissen zurückgedrückt „Nein, sie war zuerst ein wenig überrascht, aber nachdem sie sich vergewissert hat, dass es dir gut geht, ist sie wieder gegangen." Er lachte leise „Um ehrlich zu sein, war sie sogar außergewöhnlich nett."

„Unmöglich" versuchte ich mich an einem Witz, konnte die ganze Anspannung jedoch nicht abschütteln. „Wirst du nicht krank, wenn du die ganze Zeit neben mir liegst?"

„Nein." 

Meine Augenlider flatterten, weil mich erneut eine Welle der Müdigkeit erfasste und der Realität entriss. 

Nach einer langen Pause und kurz bevor ich in den Schlaf abglitt bildete ich mir ein, dass Kyle noch leise murmelnd etwas hinzufügte, den Sinn seiner Worte erfasste ich allerdings nicht.

***

Danach wachte ich erst wieder auf, als die Sonne durch die Schlitze meiner Jalousien ins Zimmer fiel.

Kyle lag nicht mehr neben mir und die Uhr sagte mir, dass es bereits 13 Uhr war.

Ich hatte so viel geschlafen, dass ich das Gefühl hatte, mir ginge es nach dem vielen Schlafen, bereits viel besser, als noch in der Nacht. Ich schob meine Besserung jedoch auch auf Kyles Anwesenheit und seine Fürsorge.

Ich fragte mich, wo er war, ehe mir einfiel, dass heute Donnerstag war und er wieder Schule hatte.

Als ich einen Blick auf mein Handy warf, wurden mir zwei Nachrichten angezeigt.

Eine von Carter; er fragte, warum ich nicht in der Schule war und, ob es mir gut ging. Ich antwortete mit einer Erklärung und fragte, ob wir in den folgenden tagen reden könnten, wenn ich wieder gesund war. Ich wollte mich bei ihm entschuldigen und endlich Klarheit schaffen. Ich würde ihm sagen, dass ich mich in Kyle verliebt hatte. Ich wusste noch nicht, wie ich das Kyle selber sagen wollte, aber es war ein Anfang, wenigstens für mich selbst reinen Tisch zu machen.

Ich kletterte aus dem Bett und ah mich nach meinen kuscheligen Pinguinhausschuhen um. Ich entdeckte sie sorgfältig vor den Kleiderschrank gestellt und schlüpfte hinein.

Beim Verlassen meines Zimmers, fiel mir ein Zettel auf meinem Schreibtisch auf. Ich hielt inne und erkannte Kyles unordentliche, aber unverkennbare Schrift.

Während ich den Zettel las, spürte ich, wie Schmetterlinge in meinem bauch zu flattern begangen und ich automatisch lächelte.

Habe dir einen Topf Suppe gemacht, bevor ich gegangen bin, ich hoffe sie schmeckt. Deine Mom ist heute länger arbeiten, sollte ich dir sagen, aber ich komme nach der Schule nochmal vorbei.
Gute Besserung!

Den Rest des Tages verbrachte ich mit schlafen und dem Warten auf Kyle.

Er kam am Nachmittag und auch an dem Nachmittag danach. Am Samstag hatte er zuerst Training, versprach aber danach wiederzukommen. Ich wusste, dass er erschöpft war, weil er sich die letzten Nächte um mich gekümmert hatte, obwohl ich versucht hatte, ihn zu überzeugen, dass ich alleine klarkam. 

Es war rührend, wie beharrlich er darauf bestand bei mir zu bleiben und mit jeder Minute, die wir gemeinsam verbrachten, spürte ich mehr und mehr die wachsenden Gefühle für ihn in mir. Es war schon seltsam, wie deutlich ich meine Zuneigung für Kyle empfand, seit ich sie mir selber eingestanden hatte. Und ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Kyle schien von meiner Veränderung nichts mitbekommen zu haben, denn abgesehen von der neuentdeckten Großherzigkeit und Fürsorge verhielt er sich wie immer. Kleine Gesten gaben mir zwar immer wieder Hoffnung zu der Annahme, dass er auch etwas empfand, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mir das nicht vielleicht eher einbildete.


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Hey,
Ich habe das Gefühl, das Buch neigt sich langsam dem Ende zu.
Keine Sorge, es passiert noch etwas, also ich habe noch eine Idee die ich auf jeden Fall umsetzen werden, aber meiner Planung nach werden dass so ungefähr noch 10 Kapitel oder mehr.
Ich finde das Ende immer am schwersten, wil ich das Gefühl habe, dass ich dann immer alles so dahin rotze, also lasse ich mir dabei ein wenig Zeit :)
LG Kat

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