Kapitel 29 - betrunken

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>>Es ist verdammt schwer,
einen Menschen zu nehmen, wie er ist,
wenn er sich anders gibt, als er ist.<<

-Ernst Ferstl-


Nach dem vierten Becher war ich schon viel ausgelassener und es fiel mir etwas schwerer mich zu konzentrieren, aber ich schob es auf die Lichter und den Lärm.

„Is Kyle auch hier?" fragte ich.

Carter sah ein wenig irritiert aus „Ja, wieso?"

„Er wollte nich, dass ich komm." Kicherte ich „weil er glaubt, dass isch nich cool genug bin."

Mein Kopf schmerzte ein wenig und ich fluchte. „Dieser Zopf is scheise." Verärgert zog ich das Haargummi heraus und schüttelte den Kopf um meine Haare aufzulockern. Dabei geriet ich ins Schwanken und taumelte ein wenig zur Seite.

Lachend legte Carter einen Arm um meine Taille und hielt mich aufrecht. „Hoppla." Sagte er und ich lehnte mich an ihn.

„Kann ich noch was trinken?" fragte ich an seiner Brust, obwohl ich wusste, dass ich noch etwas in meinem Becher hatte.

„Bist du sicher, dass du nach was willst?" fragte Carter und schob mich ein wenig von sich weg.

Energisch nickte ich mit dem Kopf „Ja!"

Carter nickte „okay, aber das ist dann das letzte Mal." Er sah streng, besorgt und irgendwie auch amüsiert zugleich aus.

Während er sich von mir entfernte, fragte ich mich wie er noch so elegant gehen konnte. Er hatte doch mindestens genauso viel getrunken wie ich. Aber ich war ja auch noch nicht betrunken. Dann konnte er es auch noch nicht sein.

Verwirrt über meine eigenen Gedanken lachte ich leise und lehnte mich zurück, gegen die Wand um etwas Halt zu haben.

Jemand schob sich vor mich. Eine große Person und ich sah grinsend hoch „Du wars aber schnell!" begrüßte ich Carter, aber als ich hoch sah, bemerkte ich, dass es gar nicht Carter war.

Verwirrt kniff ich die Augen zusammen. „Kyle?"

Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte „Was machst du hier?" fragte er mit tiefer und fast schon drohender Stimme.

„Na Party!" rief ich und sah ihn begeistert an. „Das mach spas!"

„Was ist das?" er sah auf meinen Becher, die grauen Augen kalt wie Eis.

„Das is vom Bowling." Rief ich und lachte über meinen eigenen Witz „Versches du? Bowle und Bowling."

Kyle fand das jedoch gar nicht so witzig.

Er nahm mir den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Schrank neben mir.

„Hey!" sagte ich aufgebracht und streckte meinen Arm nach dem Getränk aus.

„Ich glaube du hast genug getrunken." Stellte Kyle mit nüchterner Stimme fest.

„Du bis ja ne Spasbremse." Ich stieß mich von der Wand ab und wollte Kyle gegen den Arm boxen, aber ich traf daneben und kippte nach vorne.

Er griff nach meinen Armen und hielt mich fest.

Ich lächelte ihn an, aber sein Blick blieb hart.

„Mit wem bist du hier?" fragte er mich.

„Mit meinen Freunden, aber sind weg." Ich lachte „in Luf auflöst." 

Er seufzte.

Ich streckte meine Arme nach ihm aus „nich so erns, lass uns tansen"

Er schüttelte den Kopf „Wir gehen jetzt."

„Neiiinnn" ich hielt ihn am Arm fest. „Nich gehn! Will tansen!"

Da sich Kyle nicht bewegen ließ, nahm ich meine Hand weg und drängelte mich an ihm vorbei zur Tanzfläche.

„Freya" sagte Kyle seufzend „Freya bleib hier!"

Aber ich hörte nicht auf ihn und ging einfach weiter, bis er nach meinem Arm griff und mich zu sich umdrehte, sodass ich gegen ihn stieß. Und dann beugte er sich plötzlich vor, umschloss meine Beine und warf mich über seine Schulter, als wäre ich so leicht wie eine Fliege.


Ich trommelte auf seinen Rücken „Eyyyyy, runder lasen! Runder lasen!" doch es kam keine Reaktion und dann fing ich an zu lachen.

Erst als wir an der frischen Luft standen, ließ Kyle mich runter, hielt mich jedoch weiterhin fest. Ich wollte weiter lachen, aber es blieb mir im Hals stecken, denn ein wenig Übelkeit stieg in mir auf.

Kyle legte seine Hände an meine Schultern und sah mich prüfend an „geht es dir gut?" fragte er mit leichter Besorgnis in der Stimme, aber gleichzeitig klang er auch ein wenig genervt.

Ich nickte rasch und rieb mir dann über die Augen wie ein kleines Kind. „müde." Sagte ich nur und lehnte mich  zu ihm.

Er seufzte „Ich fahre dich nach Haus in Ordnung?"

Ich nickte. Kyle legte einen Arm um meine Schultern und führte mich weiter.

Es war mir egal wohin wir gingen und weil ich ihm vertraute schloss ich beim Gehen die Augen und schlang meine Arme um seinen festen Bauch.

Als wir vor seinem Wagen stehen blieben, war ich beinahe eingeschlafen und Kyle löste behutsam meine Arme um seinen Bauch und half mir ins Auto zu klettern.

Ich bekam nicht mal mehr mit, wie er selber einstieg und losfuhr.

Erst als wir vor unseren Häusern hielten, wachte ich halb auf, weil ich merkte, wie Kyle mich vorsichtig aus dem Wagen hob und zur Haustüre trug. Dort stellte er mich kurz ab, seine Hand legte er um meine Taille und ich spürte seine Wärme auf meiner Haut. Ein Kribbeln breitete sich aus.

Ich bemerkte das Kyle in der Bauchtasche wühlte, die ich mir um gehangen hatte. Er zog den Haustürschlüssel heraus und schloss die Türe auf ohne mich loszulassen.

Dann nahm er mich wieder auf die Arme und trug mich. Ich schmiegte meinen Kopf seufzend an seine Brust.

Als er mich in meinem Zimmer auf mein Bett sinken ließ, hielt ich mich an seinen Schultern fest. Ich wollte nicht, dass er mich einfach so ablegte und ging.

„Schon gut. Ich muss nur deinen Freunden schreiben, damit sie sich keine Sorgen machen, wie ist dein Code?" 

Ich schüttelte verwirrt den Kopf ohne die Augen zu öffnen.

Kyle seufzte und kramte wieder in der Bauchtasche vor meiner Brust.

„Der Code von deinem Handy" wiederholte er und ich kicherte schon wieder „1234" nuschelte ich und rollte mich zu einer Kugel zusammen. Wo ist war meine Decke? Fragte ich mich, war aber zu müde, um mich zu bewegen.

Ich merkte wie ich langsam in den Schlaf glitt.

Meine enge Hose war unbequem und ich wollte sie loswerden, also begann ich mit geschlossenen Augen sie zu öffnen und von meinen Beinen zu strampelt. Kyle machte ein seltsames Geräusch und dann kamen mir zwei weitere Hände zur Hilfe und zogen mir die Hose von den Beinen. 

Ich seufzte und drehte mich müde wieder auf die Seite.

Kurz bevor ich jedoch endgültig einschlief, spürte ich, wie mir eine Hand über die Haare strich.

Ich streckte die Hand danach aus und zog sie zu mir heran.

„Bleib hier." Nuschelte ich mit weiterhin geschlossenen Augen und spürte nach einem kurzen Moment, wie sich die Matratze neben mir ein wenig senkte unter Kyles Gewicht.

Ich merkte, wie ich leicht anfing zu lächeln und legte meinen Arm um seinen Bauch. Müde kuschelte ich mich näher an ihn und spürte wie sich seine Muskeln unter mir bewegten. Auf einmal spürte ich auch meine Decke wieder.

Ein Arm schob sich unter meinen Kopf und ein anderer um meine Mitte. Kyle strich eine Haarsträhne aus meinen Gesicht.

„Warum bist du immer so gemein zu mir?" fragte ich leise, weil ich das Gefühl hatte, ich könnte nicht einschlafen ohne ihn das gefragt zu haben.

„Weil Menschen Gutes erwarten, wenn sie einen für gut halten." Entgegnete er.

Ich runzelte die Stirn „Also tust du nur so, als wärst du so ein Arsch, um niemanden zu enttäuschen? Aber warum? Eigentlich bist du doch gar nicht so ein schlechter Mensch."

Er seufzte „Nein, ich bin nicht so ein guter Mensch wie du glaubst und Morgen wirst du das hier und das was du gesagt hast bereuen." Flüsterte er in mein Ohr.

Ich hatte nicht mehr die Kraft etwas zu erwidern und schüttelte nur den Kopf.


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Ich mag das Kapitel und hoffe ihr mögt es auch :)

LG Kat


faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt