Kapitel 34 - Jemand wie du

20.9K 719 118
                                    

>>Worte können vieles. verletzen, heilen, amüsieren oder trösten.
Nur eins können sie nicht. Zurück genommen werden<<

-Unbekannt-

Nachdem wir vor meinem Haus gehalten und ich meine Erzählung beendet hatte, sah Carter mich ungläubig an.

„Im Ernst? Warum deckst du ihn denn? Ich dachte du, magst ihn nicht." Seine Stimme ließ ein wenig Skepsis heraushören.

Ich hob kopfschüttelnd die Schultern. „Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht so genau."

Carter nickte und starrte nachdenklich aufs Lenkrad. „Da läuft also gar nichts zwischen dir und Kyle?"

„Gar nichts." Bestätigte ich und fing Carters Blick auf als er seinen Kopf in meine Richtung drehte.

„Gut." Er lächelte und bevor ich reagieren konnte lehnte er sich zu mir vor und gab mir einen
Kuss auf die Wange.

Ich spürte wie ich rot wurde und die Stelle anfing zu kribbeln. Carter lehnte sich wieder ein wenig zurück. Aber nur so wenig, das wir und ansehen konnten, ohne zu schielen. Sein Gesicht war immer noch ganz nah und ich ertappte mich dabei, wie mein Blick zu seinen Lippen huschte.

Die Luft zwischen uns schien zu flirren und ich blendete meine Umwelt aus.

Carter senkte den Blick ebenfalls auf meine Lippen und ich hatte das Gefühl, gleich würde passieren, was ich mir erhoffte.

Plötzlich klopfte jemand an die Scheibe auf meiner Seite.

Erschrocken fuhr ich zurück und stieß mir dabei den Kopf am Glas. „Mist." Fluchte ich leise und drehte mich dann zu dem Schuldigen außerhalb des Autos.

Kyle stand vor dem Auto und sah mich an. Sein Blick war nicht deutbar.

Seufzend sah ich zu Carter und neigte entschuldigend den Kopf. Er lächelte ein wenig gezwungen und schloss die Hände fest ums Lenkrad, als wolle er es erwürgen.

„Du kannst noch mit rein kommen." Sagte ich.

Er schüttelte den Kopf „Du bist mit Kyle verabredet."

„Bin ich nicht."

Er spannte den Kiefer an und deutete zu seinem Kumpel „das scheint er aber anders zu sehen."

Ich verdrehte die Augen ein wenig „Es ist egal wie er das sieht. Ich kann selber entscheiden, mit wem ich meine Zeit verbringe und ich würde sie jetzt gerne mit dir verbringen." Ich lehnte mich ein wenig unsicher zu ihm rüber und wollte meine Hand auf seinen Arm legen, aber erneut klopfte Kyle an di Scheibe und Carter zog seinen Arm weg.

„Ist schon gut Freya, wir können ein anderes Mal was machen, ich habe eh noch etwas vor." Seine Stimme klang zwar nicht abweisend, aber dennoch etwas härter.

Ich nickte und zog mich zurück „Okay." Meine Stimme war leise und klang ein wenig enttäuschter als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. „Dann bis morgen." Ich öffnete die Beifahrertür und kletterte hinaus. Kyles Blick wich ich dabei aus.

Bevor ich die Tür zu schlagen konnte, hielt mich Carter jedoch auf.

„Freya?" er lehnte sich über den Sitz, damit ich ihn sehen konnte und ich sehnte mich meinerseits etwas vor. „Wie wäre es mit Samstag?"

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich nickte „Geht klar." Entgegnete ich freudig und Carter grinste zufrieden. „Gut, ich sage dir wegen der Uhrzeit noch Bescheid. Bis morgen." Er nickte auch einmal zu Kyle bevor er den Motor startete und drehte.

Erst als er um die Ecke gebogen war, drehte ich mich zu Kyle. Mit in die Hüften gestemmten Händen sah ich vorwurfsvoll zu ihm auf. „Ist das dein Ernst?" fragte ich gereizt.

Unschuldig hob er die Hände „Was denn?" sein linker Mundwinkel zuckte verräterisch und am liebsten hätte ich ihm eine verpasst.

„Du weißt was ich meine. Wir haben eine Vereinbarung."

„Ja aber die Vereinbarung sagt auch, dass wir vor allen tun als wären wir ein Paar." Auch seine Stimme klang jetzt ein wenig wütend.

„Carter hatten wir aber von dieser Regel ausgenommen!"

„Darum geht es doch nicht mal. Es ist nur nicht sehr schlau, wenn du vor unserer Haustüre mit anderen Jungs rummachst, wo dich meine und deine Eltern sehen können."

„Wir haben aber nicht rumgemacht!"

„Ihr hättet es aber getan, wenn ich euch nicht gestört hätte."

„Deine Eltern sind doch eh nie vor 15 Uhr zuhause und meine Mom kommt auch erst später." Verteidigte ich mich, während ich meinen Schlüssel aus der Tasche kramte und auf die Haustüre zuging. Kyle folgte mir.

„Darum geht es doch gar nicht Freya."

Ich blieb stehen und drehte mich um. Kyle stoppte ebenso abrupt wie ich und wäre beinahe in mich rein gelaufen.

„Stimmt Kyle, darum geht es nicht, aber worum geht es dir dann? Warum regst du dich so darüber auf, dass ich mit Carter im Auto sitze, wenn das eh niemand mitbekommt?"

„tut es nicht. Ich bin nur einfach der Meinung, dass du etwas vorsichtiger sein solltest. Wenn du das nächste Mal vor hast dich von Carter anfassen zu lassen, dann mach das gefälligst irgendwo, wo euch niemand sehen kann. Ich habe keine Lust dazustehen wie jemand der von jemandem wie dir abserviert oder betrogen wurde." Sein Tonfall war scharf und seine Worte trafen direkt ins Schwarze.

Jemandem wie mir. Jemandem der nicht zu den Coolen gehörte und nicht aussah wie ein Victorias Secret Model.

„Jemand wie ich?" meine Wut war verflogen und ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. Erst Vivian und jetzt Kyle. Warum konnte nicht jeder einfach seine Meinung über mich für sich behalten? Ich wusste nicht warum ich plötzlich so empfindlich reagierte, aber irgendeine Wunde in mir wurde aufgerissen und ich spürte förmlich wie die Narbe anfing zu bluten.

Bevor Kyle meine Tränen sehen konnte, drehte ich mich um und machte mich mit zitternden Fingern am Schloss zu schaffen. Ich wollte so schnell wie möglich hoch in mein Zimmer und mich in meinem Bett verkriechen. Hauptsache ich musste Kyle nicht länger sehen.

Ich hörte ein frustriertes Seufzen hinter mir „Freya," fing Kyle mit leiser Stimme an „Tut mir leid. Das war nicht richtig, ich hätte das nicht sagen sollen." Ich hörte die Schuldgefühle aus seiner Stimme, aber als er nach meinem Handgelenk griff entriss ich ihm meine Hand.

Endlich hatte ich es geschafft den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ich drehte ihn und drückte die Tür auf. Bevor ich jedoch ins Innere floh, drehte ich mich zu Kyle um und sah ihm direkt in die Augen.

„Du hast ja Recht. Man sollte den Menschen sagen, was man von ihnen hält und ich weiß ja jetzt Gott sei Dank Bescheid." Dann schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu.

faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt